Bochum. Immer wieder passieren Unglücke auf Industriebrachen in Bochum. So stürzte 2012 ein 16-jähriger im Industriewald vom Dach einer Ruine.

Fast auf den Tag genau acht Jahre vor dem tragischen Tod einer 22-jährigen Frau aus Bergheim am Wochenende auf dem Industrie-Brachgelände am Westpark in Bochum hat es ein ähnliches Unglück an fast der gleichen Stelle gegeben.

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Damals stürzte ein 16-jähriger Jugendlicher aus zwölf Metern Höhe vom Dach einer der Industrieruinen auf dem zwölf Hektar großen Areal. Auch damals mussten die Rettungskräfte den Weg auf das umzäunte Gelände mit Bolzenschneidern freimachen. So wie am Wochenende auch dauerte die Rettung wegen des unwegsamen Geländes und der großen Entfernung zur Straße relativ lange.

Ähnliches Ereignis acht Jahre zvuor

Schon damals war das Gelände rundum von einem Zaun umschlossen und warnten Hinweisschilder auf die Lebensgefahr hin, in die sich neugierige Eindringlinge begeben. Der Jugendliche erlitt damals schwere Verletzungen, vor allem Knochenbrüche. Seine drei Begleiter konnten unversehrt vom Dach herunterklettern.

Vom Dach dieser Halle fiel ein 16-jähriger vor acht Jahren und verletzte sich schwer.
Vom Dach dieser Halle fiel ein 16-jähriger vor acht Jahren und verletzte sich schwer. © WAZ FotoPool | Gero Helm

Anders als der Jugendliche damals hatte die 22-jährige Frau am Wochenende kein Glück im Unglück. Sie starb im Krankenhaus. Die Polizei geht weiterhin von einem medizinischen Notfall aus. „Andere Erkenntnisse haben wir bislang nicht“; so Polizeisprecher Volker Schütte.

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Feuerwehr musste sich gewaltsam Zugang verschaffen

Bei dem Gelände, auf dem das Unglück passiert ist, handelt es sich um eine städtische Fläche, „die bis zu dem Rettungseinsatz am Wochenende komplett eingezäunt war und beschildert ist“, so Stadtsprecherin Katrin Müller. Beim Eintreffen der Feuerwehr am Samstag sei die Umzäunung komplett verschlossen gewesen, die Rettungskräfte hätten sich erst „gewaltsam“ Zugang verschaffen müssen.

„Wir kontrollieren die Sicherung des Geländes alle 14 Tage. Beanstandungen wie beschmierte Warnschilder beheben wir umgehend. Zudem haben wir den Westpark gemeinsam mit der Polizei in der Corona-Zeit immer wieder stichprobenartig kontrolliert“, so die Sprecherin.

Gebäude verfallen, Boden vergiftet

Das ehemalige Areal der Vereinigten Schmiedewerke ist eine Teilfläche des Gesamtbetriebsgeländes des ehemaligen Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation, später der Friedrich-Krupp-Hüttenwerke. 1990 hat es die Stadt mit der Absicht gekauft, es zu sanieren und für gewerbliche Zwecke aufzubereiten. Da das Areal, auf dem mehr als 100 Jahre lang Stahl und Eisen produziert und verarbeitet wurde, zu stark belastet ist und im Altlastenkataster der Stadt Bochum geführt wird, wurde beschlossen, einen sogenannten Industriewald wachsen zu lassen. Auf dem Gelände verfallen einige Industriegebäude.

Auch nach dem Dachsturz von 2012 hat es immer wieder Unfälle im Bochumer Westpark oder in unmittelbarer Nähe gegeben. So stürzte am 10. April 2017 ein 20-jähriger Mann aus Essen aus acht Metern Höhe von einem Kühlturm an der Jahrhunderthalle in ein Wasserbecken. Vermutlich handelte es sich um einen Freikletterer.

17-Jährige aus Wasserrohr gerettet

Keine zwei Wochen später musste ein 17-jähriges Mädchen an der Jahrhunderthalle aus einem Wasserrohr gerettet werden. Sie war zuvor im Bereich der „Wasserwelten“ in ein Rohr in einem der Wasserbecken geklettert. Ein Taucher entdeckte sie damals etwa 35 Meter vom Einstieg entfernt.

Schließlich hat die Feuerwehr im Februar 2020 eine Frau im Bereich der Jahrhunderthalle auf spektakuläre Weise gerettet. Die Bochum: Die 45-Jährige, dem Vernehmen nach eine Geocacherin, war in einen acht Meter tiefen Schacht gestürzt, wo sie 18 Stunden lang ausharren musste, ehe sie unter einem Kellergewölbe des ehemaligen Stahlwerks „Bochumer Verein“ schräg gegenüber der Veranstaltungshalle gefunden wurde. Sie hatte die Suchmaßnahmen bemerkt und um Hilfe gerufen. Höhenretter der Feuerwehr hatten die Frau auf einen „Schleifkorb“ gelegt und diesen dann mit einem Feuerwehrkran vier bis fünf Meter hoch auf eine sichere Fußgängerbrücke gehievt.

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