Bochum. Die Energiekosten steigen massiv. Erneut versorgen die Stadtwerke Bochum nun Kunden eines Mitbewerbers. Dieser hat seine Lieferung eingestellt.

Für die etwa 3000 Bochumer Stromkunden der Stromio GmbH aus Kaarst übernehmen die Stadtwerke Bochum die sichere Energieversorgung. Erst vor zwei Wochen hatte das Energieunternehmen 1500 Kunden des Gaslieferanten gas.de, ebenfalls aus Kaarst, übernommen.

Stadtwerke-Chef rechnet mit weiteren Ausfällen von Mitbewerbern

In beiden Fällen hatten die Mitbewerber die Lieferungen an ihre Kunden eingestellt. Und das ist aus Sicht von Dietmar Spohn, dem Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum, noch nicht das Ende der Fahnenstange. Er rechnet mit weiteren wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Energie-Discountern, die angesichts der rasanten Preisentwicklung auf dem Energiemarkt ihre Vereinbarungen nicht mehr halten können. Gemäß den gesetzlichen Vorschriften überführen die Stadtwerke die Kunden automatisch in die sogenannte Ersatzversorgung und sorgen damit für eine lückenlose Energiebelieferung.

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Das Unternehmen kann seinen Stammkunden wegen langfristiger Liefervereinbarungen zwar trotz der dramatischen steigenden Beschaffungspreise halbwegs stabile Preise für Gas und Strom anbieten. Neukunden müssen allerdings deutlich mehr bezahlen. Denn: „Wir müssen jetzt zusätzliche Mengen einkaufen“, so Spohn. Und das zu den aktuellen Marktpreisen.

Strom-Neukunden bezahlen das Doppelte

Der Energieversorger hatte Anfang November „wegen der dramatischen Marktsituation“, so Unternehmenssprecher Krischnak, einen zweiten Gas-Grundversorgungstarif eingeführt, der ausschließlich für Neukunden gilt. Seit einigen Tagen gibt nun auch für Strom einen solchen zweiten Grundversorgungstarif. Während der Grundpreis von 12,06 Euro je Monat genauso hoch ist wie für Bestandskunden, sind die Unterschiede beim Arbeitspreis immens.

Die 180.000 Bestandskunden der Stadtwerke Bochum bezahlen 29,87 Cent brutto je Kilowattstunde (kw/h), Neukunden müssen 57,91 brutto Cent je kw/h bezahlen. Das Doppelte also. Grund dafür seien die massiv gestiegenen Beschaffungs- und CO2-Kosten. Die Beschaffungskosten an der Strombörse haben sich nach Auskunft des Unternehmens seit Anfang des Jahres verdreifacht.

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Dramatische Situation auf den Energiemärkten

„Die Situation auf den Energiemärkten ist wirklich dramatisch“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Thiel. „Gerade in der aktuellen Lage zeigen inzwischen mehrere Beispiele von Discount-Anbietern, dass sich solche Geschäftsmodelle nicht rechnen. Leidtragende sind dann die Kunden, die oft ihre Jahresbeiträge als Vorauszahlung geleistet haben. Er versichert, dass „alle betroffenen Bochumer Kunden zuverlässig weiter beliefert werden.“ Niemand müsse Versorgungsunterbrechungen befürchten.