Bochum. Gottesdienste an Weihnachten dürfen stattfinden – mit viel Spielraum für die Gemeinden. Welche Regeln gelten für Kirchen-Besucher in Bochum?

Weihnachtsgottesdienste standen im vergangenen Jahr wegen der hohen Inzidenzen kurz vor dem Aus. Aber am Ende formulierte die Regierung Appelle statt Verbote. Das ist auch 2021 so. Viel bleibt den Gemeinden selbst überlassen – auch in Bochum. Daher haben die Bochumer Gemeinden ihre Konzepte bereits festgelegt – jedoch nicht einheitlich.

2G oder 3G? In evangelischen Kirchen unterschiedlich

In den Gottesdiensten der evangelischen Gemeinden gilt entweder die 3G- oder die 2G-Regel. „Stand jetzt wird das in den Kirchen verschieden sein, teilweise sogar von Gottesdienst zu Gottesdienst“, sagt Hannah Praetorius, Öffentlichkeitsreferentin der evangelischen Kirche in Bochum, gegenüber der WAZ. Auf der Webseite des Kirchenkreises gibt es eine Übersicht darüber, welcher Nachweis in welcher Kirche erforderlich ist.

In vielen evangelischen Kirchen würden die Plätze reduziert, um Abstände zu gewährleisten. Damit niemand vor der Kirchtür abgewiesen werden muss, bittet Praetorius um eine Anmeldung – online oder im jeweiligen Gemeindebüro. Neben den rund 80 Gottesdiensten in den evangelischen Gemeinden in Bochum bieten viele Kirchen weitere Angebote an. „Das sind zum Beispiel Livestreams über Zoom und Youtube“, sagt Praetorius. Aber auch Andachten per Telefonat oder mit Materialien für zu Hause würden angeboten.

Katholische Gemeinden suchen rund 80 Helfer für die Nachweiskontrolle

Die katholischen Pfarrgemeinden in Bochum gehen zumindest mit der Nachweispflicht einheitlicher um: „In den meisten Kirchen gilt die 3G-Regel“, sagt auf WAZ-Anfrage Michael Kemper, Stadtdechant von Bochum und Wattenscheid. Zutritt haben also nur geimpfte, genesene oder getestete Gläubige. „Die Nachweise werden an den Eingängen kontrolliert“, so Kemper. Die Kontrolle könne etwas Zeit in Anspruch nehmen. Damit keine Warteschlangen entstehen, werden Besucher gebeten, frühzeitig zu kommen und sich vorher online anzumelden.

Verordnung lässt Kirchen Freiraum

In der aktuellen Coronaschutzverordnung für NRW steht: Kirchen und Religionsgemeinschaften dürfen eigene Regelungen aufstellen, solange ein „dieser Verordnung vergleichbares Schutzniveau“ sichergestellt ist.

Zu 2G oder 3G, Kontakt- oder Kapazitätsbeschränkungen steht nichts.

Für die Kirchen bedeutet das: An allen Eingängen müssen Helfer stehen, die die Nachweise kontrollieren. Deswegen suchen die Gemeinden Kemper zufolge schon jetzt nach ehrenamtlicher Unterstützung: „Stadtweit werden wegen der Kontrollen an die 80 Helfer gebraucht.“

Eine Kirche verzichtet komplett auf Impf- oder Testnachweise

Eine Ausnahme ist zum Beispiel die Kirche St. Gertrud von Brabant in Wattenscheid: Auch Ungeimpfte und Nicht-Getestete dürfen die Gottesdienste besuchen. Allein mit Maske kommen Besucher in die Kirche. Das bestätigt Gemeindereferentin Renate Aßheuer auf WAZ-Anfrage. Die Kirche verzichte darauf, Nachweise für den Einlass vorzuschreiben, weil sie für dessen Kontrolle nicht genug Helfer habe. „Unsere Erfahrung zeigt: Bisher sind wir damit gut gefahren und die Besucher meckern auch nicht darüber“, sagt Aßheuer.

In allen katholischen Kirchen müssen Besucher Kemper zufolge eine Maske tragen, wenn sie singen und die Kirche betreten und verlassen. „Am Platz und wenn man nicht singt, kann man die Maske abnehmen“, sagt Michael Kemper. Die Plätze seien auf Abstand angeordnet. Deswegen könnten weniger Menschen nach drinnen als üblich – meist wohl nur 50 Prozent.

„Weihnachtsgottesdienste spenden Trost und ermöglichen gewisse Normalität“

Kemper ist zuversichtlich, dass es keine Situation wie im vergangenen Jahr geben wird, in der Gläubige bis kurz vor Weihnachten bangen müssen, ob sie überhaupt in die Kirche dürfen. Er sagt aber auch: „Wo es keine Ordner-Dienste gibt, können die Gottesdienste nicht stattfinden. Damit stehen und fallen die Gottesdienste.“

Gerade in der jetzigen Zeit seien Weihnachtsgottesdienste für viele Menschen wichtig, „weil sie Trost spenden und eine gewisse ‚Normalität‘ beim Fest ermöglichen“, so Kemper. Denn: „Weihnachtliche Stimme im heiligen Raum, das kann man nur in der Kirche erleben.“