Bochum-Kornharpen. Die Maximilian-Kolbe-Kirche in Bochum erlebte ihren finalen Gottesdienst. Wie es dort weitergeht? Viele vermuten einen Abriss für neue Wohnungen.
Reichlich Wehmut lag in der Luft beim wohl allerletzten Gottesdienst in der Maximilian-Kolbe-Kirche: Zahlreiche Gemeindemitglieder schauten noch einmal vorbei und nahmen Abschied von ihrer kleinen Kirche, die bereits 2008 von der katholischen Pfarrei Liebfrauen aufgegeben und zuletzt vom Beginenhof direkt nebenan genutzt wurde. Jetzt ist sie endgültig geschlossen – es ist die letzte Kirche in Bochum-Kornharpen.
Was mit dem Gebäude geschieht, ob es neu genutzt oder abgerissen wird, ist weiterhin offen. Die Bochumer Wohnstätten Genossenschaft eG beabsichtigt, das Gelände mitsamt des Kirchengebäudes zu kaufen und einer „neuen Nutzung“ zuzuführen.
„Eine liebevolle Siedlung“
Bleibt die spannende Frage, wie es an der Kornharpener Straße künftig weitergeht. Jutta Thiele von den Bochumer Wohnstätten macht allen, die in dem Viertel wohnen, gute Hoffnung: „Das ist so eine liebevolle Siedlung, die aussieht wie ein Gallisches Dorf, mit unglaublichem Charme. Das wollen wir in jedem Fall erhalten.“Entgegen hartnäckiger Gerüchte wird übrigens nicht die VBW das Grundstück übernehmen, sondern die Bochumer Wohnstätten Genossenschaft.
Maximilian-Kolbe-Kirche in Bochum erlebt ihren letzten Gottesdienst
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Wie genau die aussehen könnte, lässt sich dort bislang niemand entlocken: „Weitere Planungen werden von uns erst nach Abschluss des Kaufvertrages angestellt, wenn auch unsere Gremien darüber entschieden haben“, sagt Sprecherin Jutta Thiele. „Wir versprechen aber, dass sich alles, was dort geschieht, harmonisch in die Umgebung einfügen wird. Da kommt garantiert kein Hochhaus hin.“
Dass das Gelände künftig für eine Wohnbebauung genutzt werden könnte, davon gehen die meisten Gemeindemitglieder während des letzten Gottesdienstes aus. Einige von ihnen kennen die Kirche seit Ewigkeiten, manche waren schon bei der Grundsteinlegung dabei. „Sie haben den Aufbau und die Schließung dieses Hauses miterlebt“, erzählt Gemeindereferentin Sabine Pappert, die die Messfeier leitet. „Da kommt schon Abschiedsstimmung auf.“
Erbaut als ein ökumenisches Projekt
Erbaut wurde die Kirche von 1976 bis 1978 als Teil des ökumenischen Gemeindezentrums Kornharpen. 2006 zog sich zunächst die evangelische Pfarrei in Harpen aus dem gemeinsamen Projekt zurück. Als die katholische Gemeinde Heilig Geist zum Teil der Großpfarrei Liebfrauen wurde, wurde die Maximilian-Kolbe-Kirche Ende August 2008 außer Dienst gestellt.
Als einen Glücksfall bezeichneten es danach viele, als 2012 der Beginenhof direkt nebenan errichtet wurde. Das christliche Wohnprojekt für Frauen übernahm auch die Kirche und feierte dort eigene Gottesdienste. „Einmal im Monat war auch die Gemeinde bei Abendgottesdiensten dabei“, sagt Pappert.
„Einige Jahre haben wir uns nach der Decke gestreckt“
Im Januar allerdings wurde der Pachtvertrag zwischen dem Beginenhof und der Pfarrei Liebfrauen aufgelöst. Die Entscheidung sei den Frauen nicht leichtgefallen: „Wir mussten feststellen, dass wir die monatlichen Kosten nicht so wie ursprünglich geplant gemeinsam tragen können“, heißt es aus dem Beginenhof. „Wir sind weniger Frauen als nötig sind, um einen für alle tragbaren Geldbetrag leisten zu können. Einige Jahre haben wir uns nach der Decke gestreckt. Aber nun sind wir, wenn auch schweren Herzens, von dieser Verpflichtung befreit.“
Der letzte Gottesdienst war daher durchaus eine traurige Angelegenheit: „Am Ende sind wir mit Kerzen hinaus vor die Kirche gezogen und haben noch ein Lied gesungen“, sagt Sabine Pappert. „Viele hatten Tränen in den Augen.“