Bochum-Ost. Die Kirchen-Einbruchserie in Bochum zieht immer weitere Kreise. Jetzt wurden noch weitere Vorfälle bekannt. Einige Gemeinden rüsten nun auf.
Der jüngste Einbruch in die Marien-Kirche in Bochum-Langendreer war der negative Höhepunkt einer bisher beispiellosen Einbruchserie im Bochumer Osten. Denn nicht nur das Gotteshaus am Alten Bahnhof hat es getroffen. Nebenan in die inzwischen entwidmete Lutherkirche, die der Verein „LutherLAB“ mit Leben füllt, wurde zweimal eingebrochen, in Herz-Jesu Werne wurde es (vergeblich) versucht. Jetzt kommt heraus, dass es noch weitere Vorfälle gab.
Bochum: Kirchen-Einbruchserie in Langendreer zieht weitere Kreise
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Es wurden noch weitere kirchliche Einrichtung von Kriminellen heimgesucht. „In unseren benachbarten Kindergarten wurde mehrfach eingebrochen“, teilt Marcus Steiner, Gemeindereferent der Herz-Jesu-Gemeinde in Werne mit. Später habe man dann versucht, auch das Tor zur Kirche aufzubrechen. „Zum Glück ist es doppelt verriegelt“, sagt Steiner, der zusammen mit seiner Gemeinde nach den Vorfällen in St. Marien die Sicherheitsvorkehrungen nun erhöht.
„Wir ergreifen mehrere Maßnahmen, um es Einbrechern so schwer wie möglich zu machen“, versichert Marcus Steiner, ohne ins Detail gehen zu wollen. „Wir sind auf jeden Fall vorsichtig geworden, damit sich so etwas nicht wiederholt. Einen versteckten Schlüssel wird man bei uns nicht finden.“
Bochum: Herz-Jesu-Gemeinde in Werne erhöht die Sicherheit
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An so einen Schlüssel waren die Täter beim jüngsten dritten Einbruch im Gemeindehaus von St. Marien geraten. Mit ihm gelangten sie an einen Safe, in dem alle Schlüssel der Gemeinde aufbewahrt werden. Auch die für die Kirche und die beiden Tresore dort, in denen Wertgegenstände wie die kostbare Monstranz, Kelche, Hostienschalen, Silbergefäße mit geweihten Ölen, Silberschale und Taufkanne aufbewahrt wurden. Diese Gegenstände sind nun alle weg. Der Schaden gehe in die Zehntausende, hatte Pater David, das Oberhaupt der Pfarrei Liebfrauen, zu der St. Marien zählt, überschlagen.
„Gegenstände, an denen die Gemeinde sehr hängt“, weiß Holger Breuer, pastoraler Mitarbeiter in St. Marien. „Sie erzählen alle eine Geschichte.“ Bis auf das Weihrauchfass nebst „Schiffchen“ hätten die Täter alles von Wert mitgehen lassen. „Ich habe die Tresore in der Kirche hier für den sichersten Ort gehalten“, sagt Pastor Michael Kemper. „Auch nach den jüngsten beiden Einbrüchen noch.“ Deshalb ließ er den Primizkelch, den ihm seine Familie zur Weihe geschenkt hatte, im Tresor – auch dieser wurde gestohlen. Er hat für Kemper vor allem einen hohen ideellen Wert.
Ermittlung auf mehreren Ebenen
Die Kriminalpolizei Bochum steckt mitten in den Ermittlungen. „Aktuell werden die Spuren ausgewertet“, teilt Sprecher Marco Bischoff mit. „Danach können wir schauen, wo wir weiter ansetzen.“Wichtig seien Fotos von den gestohlenen Gegenständen. Etwa für die Recherche im Internet. Doch die Auswertung sei aufwendig. Bischoff: „Allein unter dem Suchbegriff Monstranz lande ich bei Ebay 172 Treffer.“Weiterhin bittet die Polizei um Hinweise von möglichen Zeugen. Wer im Zeitraum von Donnerstag, 11. November, 17 Uhr, bis Freitag, 12. November, 10 Uhr, rund um die Marien-Kirche etwas Auffälliges gesehen hat, wird gebeten, sich unter Tel. 0234/ 909 -4441 bei der Kriminalwache zu melden.
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Für St. Marien wird es nun teuer. Die sakralen Gegenstände waren nicht versichert. Dazu muss schnellstmöglich für alle drei Gemeindegebäude eine komplett neue Schließanlage her, weil die Täter die Schlüssel mitgenommen haben. „Da sind wir locker im fünfstelligen Bereich“, sagt Holger Breuer. Zudem sind weitere Sicherungsmaßnahmen geplant. „Wir hatten schon einen Termin mit den Präventionsexperten der Polizei.“
Über Alarmanlagen für das künftige Gemeindehaus denkt die Freie evangelische Gemeinde Bochum-Ost nach. Denn auch hier schlugen Einbrecher zu. „Sie haben von der Baustelle unser eigenes Werkzeug, aber auch das des Bauunternehmens gestohlen“, teilt Pastor Tim Linder mit. Er findet „schon auffällig, dass aktuell immer kirchliche Einrichtungen betroffen sind“.
Bochum: Auch evangelische Gemeinde Langendreer berichtet von Einbrüchen
Betroffen über die jüngsten Ereignisse zeigt sich Pfarrer Thomas Vogtmann von der evangelischen Gemeinde in Langendreer. „Es ist schon bedrückend.“ Man werde nun auch im Presbyterium beraten, inwiefern die Sicherheit der Kirchen verbessert werden kann. „Wir haben schon Sorge und Furcht und machen uns Gedanken“, sagt Vogtmann. Denn auch die evangelische Kirche blieb nicht verschont. Vogtmann bestätigt einen Einbruch in den Kindergarten am Birkhuhnweg. „Und auch in die Diakoniestation am Alten Bahnhof wurde eingebrochen.“