Bochum. „Bochum bringt’s“: Der Lieferservice der Händler in der Innenstadt kommt zunehmend auf Touren. Die neue 2G-Regel befeuert das Online-Geschäft.

„Bochum bringt’s“, heißt es seit einem Jahr in der Innenstadt. Händler bieten einen schnellen Lieferdienst an. Der Auftakt war schleppend. Im Weihnachtsgeschäft jedoch kommt der Service ins Rollen. „Wir fahren täglich bis zu 100 Pakete aus“, berichtet Dirk Fromme, Geschäftsführer des Bochumer Elektromobilität-Dienstleisters e-cargo.

Im Dezember 2020 hatten die Wirtschafts-Entwicklungs-Gesellschaft (WEG), die Interessengemeinschaft der Bochumer Innenstadt (IBO) und BO-Marketing den Kundendienst mit e-cargo als Partner gestartet. Ihr wichtigstes Anliegen: Auch und gerade in Corona-Zeiten sollen nicht nur Amazon & Co, sondern die heimischen Einzelhändler vom Online-Bestell-Boom profitieren.

„Bochum bringt’s“: 25 Händler machen mit

Dass die meisten City-Kaufleute beim E-Commerce flott unterwegs sind, war und ist nichts Neues. Erstmals jedoch richteten sie mit „Bochum bringt’s“ eine Plattform komplett auf lokaler Basis ein. Devise: „Wir bleiben Bochum treu.“ Und das umweltfreundlich.

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Anfangs machten 16 Händler mit. „Inzwischen sind es 25, mit weiter steigender Tendenz“, sagt Oliver Sagner, Mobilitäts-Experte bei der Bochumer Wirtschaftsentwicklung. Die Produktpalette reicht von B wie Schuhhaus Beckmanns bis V wie Damenmoden Venice. Auch Saturn und die Mayersche-Buchhandlung sind gelistet.

Ehemaliges Glascafé dient als Sammelstelle

Und so funktioniert’s:

– Aufbochum-bringts.city stellen sich die teilnehmenden Geschäfte mit ihren Angeboten vor und nehmen Bestellungen online oder per Telefon entgegen.

– Mitarbeiter von e-cargo sammeln die bestellten Waren mit einem elektrisch betriebenen Lastenfahrrad bei den Händlern ein.

– Das ehemalige Glascafé auf dem Husemannplatz dient als Logistikzentrum. Hier werden die Bestellungen zwischengelagert, in Mehrwegboxen sortiert und nachmittags ab 15 Uhr mit Elektrotransportern stadtweit ausgeliefert.

Schausteller vom Sonntag enttäuscht

Enttäuscht vom verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt zeigen sich die Händler auf dem Weihnachtsmarkt. „Es herrschte weitgehend tote Hose. Die Umsätze blieben schwach“, berichtet Schausteller Günther Bonrath.

Er hofft mit seinen Kollegen, dass die von der „Partei“ und den „Stadtgestaltern“ geforderte Befreiung von den Standgebühren noch einmal von der Politik überdacht wird. Im Haupt- und Finanzausschuss war der Antrag letzte Woche gescheitert.

Eine vorzeitige Räumung der Hütten wäre zwar wirtschaftlich geboten, komme für die Händler aber nicht in Betracht: „In den Verträgen mit BO-Marketing drohen dafür hohe Konventionalstrafen.“

„Wer morgens bestellt, hat die Ware in der Regel noch am selben Tag zu Hause, spätestens am zweiten Tag. Und das ohne Mehrkosten“, verspricht Dirk Fromme und freut sich über wachsenden Zuspruch. „Seit dem Start haben wir mehr als 4000 Pakete ausgeliefert und dabei 15.000 Kilometer elektrisch zurückgelegt.“ Jetzt im Advent besonders gefragt: die Spielzeuggeschäfte Brummbär und Wagner, das Modehaus Baltz sowie „RöstArt“ mit Kaffee-Spezialitäten.

In der Bochumer Innenstadt heißt es jetzt: erst stempeln, dann shoppen (hier Kundin Waltraud Rogge bei Saturn).
In der Bochumer Innenstadt heißt es jetzt: erst stempeln, dann shoppen (hier Kundin Waltraud Rogge bei Saturn). © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Verkaufsoffener Sonntag blieb hinter Erwartungen zurück

Der Online-Handel gewinnt für den Einzelhandel durch die 2G-Regel nochmals größere Bedeutung. Wer nicht geimpft ist, darf Fachgeschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs nicht mehr betreten – und das bei einer stagnierenden Impfquote von aktuell 72 Prozent. Um es den Kunden einfacher zu machen, wurden Ende vergangener Woche 16 Stempel-Stationen eingerichtet. Wer hier einmalig seinen Impfnachweis vorlegt, erhält einen Stempel, der Zutritt zu allen Geschäften verschafft. Die ersten Erfahrungen seien positiv, erklärt IBO-Geschäftsführerin Christina Wiciok. Die Stempel-Regelung, die auch im Ruhrpark als Erfolg gewertet wird, mache es Händlern und Kunden gleichermaßen einfacher.

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Nicht zu retten war dadurch der verkaufsoffene Sonntag. „Die Zahlen sind nicht mit den offenen Sonntagen in den Vorjahren zu vergleichen. Das Wetter war schlecht, viele Menschen sind wegen Corona noch ängstlich“, zog Christina Wiciok am Montag eine ernüchternde Bilanz der – im Vorfeld umstrittenen – Verkaufsaktion.