Bochum. VfL gegen den BVB: Das ist auch für Radio-Bochum-Reporter Günther Pohl ein Höhepunkt. Im WAZ-Interview sagt er: Es wird schwer – aber laut!

1. und 2. Liga, DFB-Pokal, Ligapokal, UEFA-Cup: Kein Goal ohne Pohl, ohne die markante Stimme, der die Fans mal freudig, mal gefrustet, immer gebannt lauschen. Seit mehr als 30 Jahren kommentiert Günther Pohl die Spiele des VfL für Radio Bochum. Aller Routine zum Trotz: Das erste Derby gegen Borussia Dortmund nach elf Jahren ist am Samstag (15.30 Uhr) auch für den 68-Jährigen ein Saison-Höhepunkt. WAZ-Redakteur Jürgen Stahl sprach mit „Mr. VfL“.

Die Euphorie rund ums Ruhrstadion ist derzeit riesengroß. Bei Ihnen auch?

So viel Spaß wie in den vergangenen Wochen hat der VfL seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht. Heimspiel für Heimspiel herrscht eine fantastische Atmosphäre, wie ich sie seit den UEFA-Cup-Spielen 1997 und 2004 nicht mehr erlebt habe. Und das längst nicht nur in der Ostkurve. In dieser Serie gab es das noch nie. Und das trotz der Beschränkung der Zuschauerzahlen durch Corona.

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Dabei war der Saisonstart wenig verheißungsvoll.

Durch die schwere Verletzung von Simon Zoller und den Abschied von Robert Zulj hatte der VfL die nahezu komplette Offensive verloren. Aber die hohe Qualität der Mannschaft war frühzeitig zu erkennen. Die ersten Auswärtsspiele gingen zum Teil unglücklich verloren. In Leverkusen wurden wir klar verschoben. Seit der Klatsche in München hat sich der VfL von Woche zu Woche verbessert.

Pohl: BVB ist für mich kein Fußballverein, sondern eine Aktiengesellschaft

Haben Sie mal daran gezweifelt, dass der VfL jemals wieder gegen den BVB spielen würde?

Na klar. Noch vor zwei, drei Jahren war für Realisten nicht zu erwarten, dass ein Wiederaufstieg gelingen könnte. Andere Zweitligisten hatten vielfach höhere Etats. Das war wie ein Rennen Panda gegen Porsche. Aber die Porsches haben Fehler gemacht, während der VfL in der Aufstiegssaison trotz der wirtschaftlichen Nachteile enorm konstant war und als Team auftrat.

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Mit welchen Gefühlen gehen Sie ins BVB-Spiel?

Ende der 60er Jahre hat Borussia Dortmund regelmäßig am 2. Weihnachtsfeiertag ein Freundschaftsspiel in Bochum ausgetragen. Der VfL brauchte damals dringend Geld zum Überleben. Heute verstehe ich den BVB nicht mehr als Fußballverein, sondern als Aktiengesellschaft, als börsennotiertes Unternehmen, das eigentlich nicht gegen den VfL, sondern gegen Vonovia antreten müsste. Sportlich ist das gegen diese Millionen-Truppe mit Erling Haaland natürlich eine gewaltige Herausforderung.

Euphorie herrschte bei den letzten Heimspielen im Vonovia-Ruhrstadion. Für das Derby gegen den BVB prophezeit Radioreporter Günther Pohl: „Es wird noch lauter!“
Euphorie herrschte bei den letzten Heimspielen im Vonovia-Ruhrstadion. Für das Derby gegen den BVB prophezeit Radioreporter Günther Pohl: „Es wird noch lauter!“ © dpa | Marcel Kusch

Für „Mr. VfL“ wäre schon ein Unentschieden eine Sensation

Macht ein Blick in die Historie Mut?

In den beiden Spielzeiten, in denen der VfL die UEFA-Cup-Qualifikation schaffte, gab es zwei Siege im Ruhrstadion: im Oktober 1996 als Aufsteiger unter Klaus „Toppi“ Toppmöller ein 1:0, sieben Jahre später unter Peter Neururer ein 3:0. 1985 feierten wir sogar mal einen 6:1-Sieg mit drei Toren von Stefan Kuntz. Und: Die letzten Testspiele hat allesamt der VfL gewonnen.

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Ihr Tipp?

Schon ein Unentschieden wäre für mich eine Sensation. Bei aller Euphorie: Das nächste Auswärtsspiel am Dienstag gegen den Mit-Abstiegs-Konkurrenten Arminia Bielefeld hat eigentlich eine größere Bedeutung. Was ich den Borussen allerdings versprechen kann: Die Begeisterung im Stadion wird grenzenlos sein. Zuletzt war es schon laut. Am Samstag wird’s noch lauter!

Rekordserie riss 2020 wegen Corona

Seit 1990 hatte Günther Pohl keines der Pflichtspiele des VfL verpasst. Im Mai 2020 riss die wohl einmalige Serie des Radioreporters. Wegen der Corona-Beschränkungen durfte er bei den Auswärtspartien in Karlsruhe und Aue nichts ins Stadion und musste die Spiele im Bochumer Studio kommentieren (was ihn damals mächtig wurmte).

Seither ist Pohl wieder bei allen Begegnungen am Mikro dabei gewesen. Das Derby gegen den BVB ist sein 1167. Spiel.

Ans Aufhören denkt der 68-Jährige noch nicht

Wird’s um Günther Pohl irgendwann mal still?

Klar, aber noch nicht jetzt. Ich habe mal gesagt, dass ich erst aufhöre, wenn ich mit dem VfL irgendetwas in die Höhe recken darf. Das war mit dem Pokal als Zweitliga-Meister im Sommer der Fall. Aber trotzdem: So lange mich die Leute noch hören wollen, mache ich weiter.