Langendreer. . Um den Wald zu verjüngen, müssen am Heimelsberg in Langendreer 200 Jahre alte Buchen weichen. Sie waren stiller Zeuge so mancher Liebelei

Die alten Buchen am Heimelsberg haben viel erlebt. Bomben- und Granatenhagel in Kriegszeiten etwa. Aber sie waren auch stille Zeugen so mancher Romanze. Oft trafen sich die Pärchen dort, um ungestörte Momente ihrer Liebe zu genießen und ewige Treueschwüre in Form von Herzen und Initialen in die Baumrinde zu ritzen. Doch leider sind moderne Forstwirtschaft und Nostalgie nicht kompatibel. Und so fielen viele dieser zum Teil 200 Jahre alten Buchen nun der Motorsäge zum Opfer.

„Ich hoffe, dass mir die Leute nicht ganz so böse sind“, weiß Dieter Maiweg, ortsansässiger Landwirt und Waldbesitzer, um die öffentliche Empfindsamkeit bei Baumfällungen. „Doch wenn man eine nachhaltige Waldwirtschaft verfolgt, müssen solche Maßnahmen nun mal sein.“ In diesem Falle heißt das Stichwort „Verjüngung“. Da Maiweg in seinem Waldstück den Buchenbestand dauerhaft sichern will, musste Platz für neue Pflanzungen geschaffen werden.

Bei der Umsetzung beraten und unterstützt wird Dieter Maiweg von Dirk Middelmann vom Regionalforstamt Ruhrgebiet, das auch für Bochum zuständig ist. In Absprache mit dem Waldbesitzer legt der Förster fest, welche Bäume weichen müssen, wie und wann die Neupflanzung erfolgt und überwacht zudem die Fällarbeiten der Firma Kleideiter aus Legden/Ahaus.

Granatensplitter aus Kriegszeiten stecken noch im Holz

Rund 30 Bäume sind es am Ende, die gefällt werden. Im Herbst, so Dirk Middelmann, würden die neuen, 1,20 bis 1,50 Meter hohen Buchen gepflanzt. Vor unliebsamem Besuch von Zwei- und Vierbeiner soll künftig ein Zaun schützen, Wind und Wetter halten die großen Randbäume ab, die stehen bleiben.

Die Buchen am Heimelsberg sollten eigentlich schon vor 25 Jahren verkauft werden. Doch bereits nach zwei Stunden Sägen gab der damalige Interessent auf – die vielen Granatensplitter, die in den Buchen steckten, hatten schon nach kurzer Zeit zu viele Sägeblätter auf dem Gewissen. „Im 2. Weltkrieg war hier eine Flagstellung mit vier Geschützen“, erzählt Dieter Maiweg. „Die Engländer haben in Werne Zeche Amalia und in Langendreer den Bahnhof bombardiert. Und da sie nie Bomben mit zurück nahmen, wurden die restlichen auch noch abgeworfen.“ Maiweg deutet auf einen der vielen Bombentrichter: „Viele über dem Heimelsberg.“

Bald geht es am Heimelsberg vielen Pappeln an den Kragen

Die Bomben- und Granatensplitter hat Dirk Middelmann fest im Blick. Mit einem Metalldetektor geht er die Baumstämme ab, um sie zu orten und Materialschäden zu vermeiden. „Das Problem der Splitter ist, dass sie nicht herauswachsen, sondern im Stamm stecken bleiben“, erklärt der Förster. Dadurch sei mit dem Holz auch kaum Geld zu machen. „Aus dem Verkauf bekomme ich weniger, als mich die ganze Aufforstung kostet“, macht Dieter Maiweg noch einmal deutlich, dass es ihm nicht um finanziellen Gewinn geht.

Nach den Buchen geht es demnächst auch vielen Pappeln am Heimelsberg an den Kragen. Middelmann: „Auch dort sind viele in die Jahre gekommen und zu einem Sicherheitsrisiko für Spaziergänger geworden.“ Für diese Fällaktion kann Dieter Maiweg übrigens nichts. Middelmann: „Das entsprechende Waldstück hat einen anderen Besitzer.“