Bochum. Ärzte, die sie ablehnen, Schlangen an städtischen Stellen. Viele Bochumer erhalten keinen Termin für die Booster-Impfung. Was sie tun können.
„Meine Schwiegereltern (80 und 85 Jahre) wurden von ihrer jahrzehntelangen Hausärztin erneut als Impfkandidaten schlichtweg abgelehnt“, ärgert sich ein Bochumer. Sie wollen sich zum Schutz vor Corona ein drittes Mal impfen lassen, doch auch von anderen Hausärzten hört er: „Wir impfen nur unsere eigenen Patienten.“ Der Mann hat sich – wie viele weitere Bochumerinnen und Bochumer – an unsere Redaktion gewandt. Sie alle haben in den vergangenen Tagen vergebens versucht, eine sogenannte Booster-Impfung zu bekommen.
„Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Booster-Impfung, wenn mindestens sechs Monate Abstand zur letzten Impfung besteht und der Patient über 70 Jahre alt ist“, erklärt Dr. Eckhard Kampe, Allgemeinmediziner und Bochumer Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Der Ansturm auf die Praxen sei derzeit enorm, weil die Politik entgegen der RKI-Empfehlung eine Freigabe für alle Altersgruppen gegeben habe. „Die Ärzte impfen derzeit die Gruppen durch, die schnellen Schutz brauchen, das ist auch richtig so“ verdeutlicht Kampe. Gerade bei jüngeren Menschen würde der Schutz durch die ersten Impfungen noch anhalten.
230 Praxen, die in Bochum impfen: Hier gibt es Termine
Insgesamt gibt es in Bochum laut Kampe 230 Arztpraxen, die impfen, darunter auch Fachärzte. Die einzelnen Praxen würden ihre Kontingente erhöhen, allerdings müssten Impfstoffe immer mit einer Woche Vorlauf bestellt werden. Gerade bei den über 80-Jährigen sei es aber wichtig, den Impfschutz nach einem halben Jahr aufzufrischen. „Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe listet auf ihrer Homepage Praxen, die andere Patienten übernehmen, die keinen Termin bekommen“, erklärt Kampe. Diese Liste mit 15 Bochumer Praxen, die erweitert werden soll, gibt es hier: www.corona-kvwl.de/patienteninfos/corona-schutzimpfung/liste-praxen-zweitimpfung. Termine können auch unter Tel. 116 117 vereinbart werden.
- An welchen Stellen die Stadt Bochum wann impft, lesen Sie hier.
Alternativ können Bochumerinnen und Bochumer auch die Impfangebote der Stadt in Anspruch nehmen. „Wir schicken niemanden weg“, verdeutlicht Sozialdezernentin Britta Anger. Auch nicht, wenn die Impfwilligen unter 60 Jahre alt sind, oder vor weniger als sechs Monaten geimpft wurden.
Warteschlangen bei den städtischen Impfangeboten
Eines dieser Angebote, das am Dienstag zwischen 12 und 17 Uhr am Hannibal-Center stationiert war, wollten Cornelia Chnielewski aus Bochum-Hamme und ihr Mann in Anspruch nehmen. Das Problem: „Mein Mann war zwar um zehn vor zwölf da. Da kam der Ordner schon und sagte, dass das nicht geht“, schildert die Bochumerin. Zu groß war der Andrang.
Ähnlich hätte es in den vergangenen Tagen auch bei der Corona-Impfung am Ruhrpark ausgesehen, schildert ein weiterer Leser. Von einem anderen Bochumer heißt es zur Impfaktion am Justizzentrum am Dienstag: „Um 15.15 Uhr war Schluss, 100 Menschen blieben ungeimpft und wurden auf die anderen Stationen der Impfbusse in dieser Woche verwiesen.“ „Etwa 40 Menschen wurden weggeschickt“, sagt Sozialdezernentin Anger dazu.
Booster-Impfung in Bochum- Hier gibt es die dritte ImpfungAb Donnerstag, 18. November, um 17 Uhr ist das Impfen auch an der Huestraße 17 (ehemaliger WAZ-Leserladen) möglich. „In den darauffolgenden Wochen eröffnen wir drei weitere Impfstellen in Bochum“, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit.