Bochum. Die Hausärzte in Bochum sind enttäuscht – und Tausende Patienten ebenso: Die Arztpraxen erhalten ab nächster Woche deutlich weniger Impfstoff.
Die Hausärzte in Bochum sind bitter enttäuscht – und Tausende Patienten ebenso: In der kompletten nächsten Woche stehen laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) pro Arzt nur 16 Corona-Impfdosen zur Verfügung. „So ist die geplante Verlagerung der Impfungen in die Praxen kaum zu schaffen“, sagt KV-Bezirksleiter Dr. Eckhard Kampe auf WAZ-Anfrage
Schon zum Start der Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten in der vergangenen Woche hatte Ernüchterung geherrscht. Pro Woche standen in Bochum 3200 Dosen zur Verfügung. Im Durchschnitt konnte jeder der 150 teilnehmenden Haus- und Fachärzte gut 20 Patienten impfen. Das Kontingent ist inzwischen nahezu erschöpft: Die KV meldet aktuell 6104 Impfungen in den Bochumer Praxen.
Corona in Bochum: zehn Dosen Astrazeneca, sechs Dosen Biontech
Die Ankündigung, die Zahl der Impfdosen ab der dritten Woche deutlich auszuweiten, ist seit Donnerstag hinfällig. „Es geht genau in die andere Richtung. Das Gesamtvolumen wird auf 22 Prozent reduziert“, berichtet Kampe. Dabei kämen knapp zwei Drittel des Impfstoffes von Astrazeneca. Bisher haben die niedergelassenen Ärzte ausschließlich Biontech verimpft.
„In der Praxis heißt das, dass für jeden Arzt ab Montag zehn Dosen Astrazeneca und sechs Dosen Biontech geliefert werden. Biontech gibt es dabei nur, wenn auch Astrazeneca abgenommen wird“, schildert Kampe, der betont, dass die Versorgung der Impfzentren dabei keine Rolle spiele. „Die Impfzentren, in denen alles planmäßig weiterläuft, werden vom Land beliefert. Die Impfdosen für die Ärzte kommen aus Bundesbeständen.“ Das Bochumer Impfzentrum hat seine Kapazität erst letzte Woche auf 1800 Impfungen pro Tag erhöht.
Hausarzt spricht von „Minenfeld“
Als „potenzielles Minenfeld“ beschreibt Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Bochumer Hausärztenetzes, das Dilemma, Patienten für die raren Spritzen aussuchen zu müssen. Sein Kollege Christian Deppe hatte von Anschreiben von verzweifelten Patienten berichtet, die den Allgemeinmediziner anflehen, sie vor einem „quälenden Tod“ zu bewahren.
Die Entscheidung, wer und wann welche Impfung erhält (vor allem bei Vorerkrankungen), wird für die niedergelassenen Ärzte durch die abermalige Verknappung kaum einfacher. Eine generelle Ablehnung des Astrazeneca-Impfstoffs beobachtet der Bochumer Hausärzteverein aber nicht. Vermaasen: „Natürlich gibt es nach den Informationen über mögliche Nebenwirkungen bei Astrazeneca Vorbehalte, gerade bei Patientinnen. Ein großer Teil sagt aber: Ich nehme, was ich kriegen kann.“
KV-Bezirkschef: Es wird nichts liegen bleiben
Eckhard Kampe bekräftigt: „Abnehmer für wöchentlich zehn Astra-Dosen werden wohl in jeder Praxis zu finden sein.“ Da werde „nichts liegen bleiben“ – etwa für Patienten, die laut Priorisierungsliste noch nicht an der Reihe sind.