Bochum-Ost. Geht es nach dem Bäderkonzept für Bochum, ist das Freibad in Langendreer nicht zu halten. Die Kritik ist groß, Nachbesserungen werden gefordert.
Vier Szenarien sieht das aktuelle Bäderkonzept für Bochum als wirtschaftlich an. Alle haben eines gemeinsam: Sie würden das Aus für den Freibadbereich des Ostbades in Bochum-Langendreer bedeuten. Nicht nur deswegen hagelt es Kritik von der Bezirksvertretung Bochum-Ost an dem Bäderkonzept, das ihnen in der Sitzung am Mittwochnachmittag erst auf Nachfrage von den Wasserwelten als städtischem Bäderbetreiber vorgestellt wurde. Die Kritik der Lokalpolitiker geht weit über das Ostbad hinaus.
Bochum: Kritik am Bäderkonzept – es geht nur ums Geld
Denn für Dirk Meyer, den Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost, „ist dieses Konzept kein Konzept“. Aus Sicht seiner Partei „beinhaltet es nur rein wirtschaftliche und monetäre Aspekte. Und das ist uns zu wenig“. Für seine Partei habe daher der Ratsbeschluss von 2017 weiter Bestand, der besagt, dass alle Bäderstandorte erhalten und modernisiert werden sollen. In diesem Konzept werde vor dem Hintergrund dieses Beschlusses „ein bisschen rumgetrickst“, moniert Meyer. Der Standort Langendreer bleibe beispielsweise erhalten, aber der Freibadbereich werde fallengelassen. Ähnliches droht den zwei weiteren Hallenfreibädern in Hofstede und Linden.
Auch interessant
Einen „einseitigen Blick auf die Bäderlandschaft“ wird von vielen Bezirksvertretern kritisiert. „Hier wird alles nur ökonomisch betrachtet“, sagt Beate Scheffler (SPD), die fragt: „Wo stehen in dem Konzept die positiven Effekte, die das Schwimmen hat. Das müsste doch gegengerechnet werden.“ So werde ein Schwimmbad als reiner Ausgabefaktor gesehen.
Aus für Freibäder in Bochum? SPD und Grüne warnen vor sozialen Folgen
Holger Rost, aktueller Chef der Wasserwelten, weist immer wieder darauf hin, dass die Auslastung der Freibäder sehr gering sei und die Besucherzahlen seit 1993 stark rückläufig seien. Zahlen, denen die Lokalpolitiker die wachsende Zahl an Menschen, die nicht schwimmen können, entgegen setzen. Und zum Beispiel Sommer wie 2017, in denen Freibäder selbst an sonnigsten Tagen aus Personalmangel geschlossen bleiben mussten.
Bürgerbeteiligung gefordert
Mit dem Bäderkonzept wollen die Wasserwelten „die Grundlage für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung und Attraktivierung der Bochumer Bäderlandschaft schaffen“. Dafür wurden 14 Szenarien erarbeitet, von denen vier in die engere Auswahl kommen. Darin stehen vor allem die Freibadbereiche in Langendreer, Linden und Hofstede auf der Kippe. Je nach Szenario sind Investitionen in Höhe von 23 bis 83 Millionen Euro in die Bochumer Bäder geplant.
Die Wasserwelten betonen, dass die Szenarien nur Überlegungen seien, was in der Theorie möglich wäre. Sie bildeten die Basis für die politische Diskussion, so Wasserwelten-Chef Holger Rost. An dieser möchte die Bezirksvertretung Ost auch weiterhin beteiligt werden, darauf legen SPD und Grüne in einem gemeinsamen Änderungsantrag Wert. Ebenso auf eine Bürgerbeteiligung und eine Überarbeitung des Bäderkonzeptes „unter Berücksichtigung der sozial-, kinder- und jugendpolitischen Aspekte“. Und natürlich soll das Ostbad aus Sicht von Rot-Grün in seiner kompletten Funktionalität erhalten bleiben.
Alle dem Bäderkonzept zugrundeliegenden Zahlen seien rückwärtsgewandt, kritisiert Ina Guddorf-Ropenhagen von den Grünen. Dabei müsste man in die Glaskugel schauen. „Wir als Grüne rechnen mit zukünftigen Hitzesommern“, dazu kämen weitere 1000 Wohnungen im Osten und womöglich ansteigende Flugpreise, die vielen Menschen das Reisen unmöglich machten. „Der sozialer Aspekt muss also auch berücksichtig werden“, sagt Guddorf-Ropenhagen. „Hier treffen sich Bürger aus allen gesellschaftlichen Schichten. Das hat einen enormen Wert für einen Stadtteil.“
Auch interessant
Diese sozialen Aspekte müssten unbedingt in die weitere Diskussion um das Bäderkonzept mit eingebracht werden, fordert auch Dirk Meyer. Nicht nur in politischer Runde, auch im Stadtteil. Natürlich müssten viele Millionen Euro in die Modernisierung der Bäder investiert werden, um sie zukunftssicher zu machen. „Dabei muss man die Menschen aber mitnehmen.“ So habe man den Eindruck, das der Drops eigentlich schon gelutscht sei „und das letztlich so durchgezogen wird“.
Bäderkonzept Bochum: Bezirksbürgermeisterin fordert mehr Beteiligung
Dagegen verwehrt sich am Ende einer fast zweistündigen Diskussion auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD). „Sie sehen, das ist ein hochemotionales Thema“, sagt sie an die Adresse von Wasserwelten-Chef Rost. „Es ist wichtig, dass die Bezirksvertretungen einbezogen werden, „denn wir müssen den Menschen vor Ort Rede und Antwort stehen“. Das Wichtigste sei die Bürgerbeteiligung, „nur so bekommt man die Akzeptanz, die man braucht, und die Menschen, die die Bäder besuchen.“