Bochum-Dahlhausen. Bei der Bürgerbeteiligung in der TKS-Aula bemängeln die Gegner des Projekts „Hinter der Kiste“ mangelnden Klimaschutz. Verkehr bereitet Sorgen.

Der Widerstand zeigt sich im Detail wie im Grundsatz: Bei der Bürgerversammlung zum Bauprojekt „Hinter der Kiste“ zwischen Hattinger Straße und Langenberger Straße bleibt die gleichnamige Bürgerinitiative bei ihrer Ablehnung. Zwischen 76 und 89 Wohneinheiten will die „Wilma-Bau“ hier errichten. Die Stadtverwaltung hatte die förmliche Bürgerbeteiligung bei dieser Informationsveranstaltung über die Planungskonzepte extra vorgezogen.

Die Ortsbegehung am Nachmittag sei sehr konstruktiv verlaufen, beurteilte Südwest-Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) vor Beginn der Veranstaltung in der Aula der Theodor-Körner-Schule. Für die Verwaltung unterstrich Klaus Kleine, Planungsamt: „Wir stehen noch vor der Aufstellung eines Bebauungsplanes, da das öffentliche Interesse so groß ist.“

Großes öffentliches Interesse in Bochum

Der regionale Flächennutzungsplan weise das überwiegend landwirtschaftlich genutzte Areal als allgemeines Siedlungsgebiet und Wohnbaufläche aus. „Ziel des Projekts ist, frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen, die ÖPNV-Anbindung über die Straßenbahn 308 und die Buslinie 390 zu nutzen, das Gebiet klimaresilient zu bebauen und mit der Nachbarschaft zu vernetzen“, beschrieb er.

Moderator Jens Stachowitz (v.l.) Kerstin Sindram, Klaus Kleine und Marei Asche vom Amt für Stadtplanung und Wohnen stellten sich den Fragen bei der Bürgerversammlung in der Aula der Theodor-Körner-Schule in Bochum-Dahlhausen.
Moderator Jens Stachowitz (v.l.) Kerstin Sindram, Klaus Kleine und Marei Asche vom Amt für Stadtplanung und Wohnen stellten sich den Fragen bei der Bürgerversammlung in der Aula der Theodor-Körner-Schule in Bochum-Dahlhausen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Statt „resilient“, also an das Klima angepasst zu bauen, sei es sinnvoller, die freie Fläche gar nicht zu bebauen, so die Baugegner. Allein 33 bisher unbebaute Flächen seien in der Gesamtstadt im Blick des Bauprogramms: „Das passt nicht zum ausgerufenen Klimanotstand.“

Verwaltung verteidigt Bauprogramm

Kleine hielt dagegen: „Der Bedarf an Wohnraum sei hoch und die Bestände in Bochum sind stark zurückgegangen.“ Auch die Nutzung von versiegelten Brachen oder Leerständen wiege das nicht auf. Gerade bei Einfamilienhäusern etwa sei festzustellen, dass Interessenten eher in die Nachbargemeinden abwanderten. Beim öffentlich geförderten Wohnraum sei ebenfalls großer Nachholbedarf.

„Alle Maßnahmen im Wohnbauprogramm werden sehr wohl auf die Verträglichkeit mit dem Klimaschutz-Programm geprüft“, argumentierte er weiter. Außerdem seien im direkten Vergleich mit der Bestandsbebauung in diesem Gebiet die Abstände des geplanten Quartiers zur Nachbarschaft zumindest nicht kleiner. Weil es sich um eine relativ kleinräumige Maßnahme handele, werde auch beispielsweise keine Quartiersgarage für Pkw vorgesehen.

Parkplatzsuche in der Nachbarschaft

Die Stellflächen bereiteten den Anwohnern die meisten Sorgen, wie die Zahl der Einwände zeigte. Von der Lewacker- und Langenberger Straße aus würden bereits jetzt viele Autofahrer in die benachbarten Straßen auf Parkplatzsuche ausweichen. Durch den zu erwartenden zunehmenden Fahrzeugbestand werde es noch schwieriger und gefährlicher, aus der Siedlung auf die Hattinger Straße auszufahren.

Beteiligung im Verfahren

Die Bürgerinitiative Hinter der Kiste setzt sich schon seit einigen Jahren im Zeichen des Klimawandels für den Erhalt dieser unversiegelten Frei- und Ackerfläche ein und hat Flyer im Umkreis des Baugebiets verteilt. Anwohner der Fläche können ihre Argumente gegen die Bebauung im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung noch bis zum 8. November 2021 vorbringen.

Dies ist online über das Beteiligungsportal www.o-sp.de/bochum/beteiligung sowie schriftlich an Stadt Bochum, Amt 61, 44777 Bochum, per E-Mail an oder nach vorheriger telefonischer Absprache unter 0234 910-1717 möglich.

Das Konzept sieht überwiegend Gebäude mit zwei Geschossen sowie Mehrfamilienhäuser mit drei Geschossen vor, die sich in Gestaltung und Größe an den Wohngebäuden in der Umgebung orientieren. Die drei Varianten umfassen Häuser zwischen 76 und 86 Wohneinheiten. Darunter sind 20 Prozent öffentlich geförderter Wohnraum vorgesehen.