Bochum. Lebendige Spurensuche: Die Stadtarchiv-Ausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“ hat ungewöhnlich viel zu bieten.

700 Jahre Bochum: Das Stadtjubiläum ist fast vorbei, aber das Jahr darf nicht enden ohne einen fundierten Beitrag des Zentrums für Stadtgeschichte. Ab dem Wochenende greift die Ausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“ das Thema auf – und zwar weit über den 8. Juni 1321 hinaus.

Ausstellung im Stadtarchiv Bochum blickt auf das Stadtjubiläum

Zwar bestätigte an diesem fernen Datum Graf Engelbert II. der Siedlung um den Bochumer Reichshof ihre Privilegien und setzte damit einen Meilenstein in der Stadtwerdung. Aber: „Wir wollen zeigen, dass die Bochumer Stadtgeschichte noch viel länger zurückreicht, und sie neu und mit frischem Blick vorstellen“, wie Stadtarchivar Kai Rawe erläutert. Dabei bestehe keinesfalls der Anspruch auf enzyklopädische und chronologische Vollständigkeit: „Im Mittelpunkt stehen vielmehr Schlaglichter der Vergangenheit.“

Ansicht der Ausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“. Sie wird am 30. Oktober 2021 im Stadtarchiv/Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte eröffnet.
Ansicht der Ausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“. Sie wird am 30. Oktober 2021 im Stadtarchiv/Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte eröffnet. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Sechs Etappen gliedern die Ausstellung im Stadtarchiv Bochum

Auf dem Rundgang laden sechs Etappen zu Entdeckungen ein. Zu den Themenkomplexen Stadt, Menschen, Struktur, Industrie, Kultur und Wandel werden jeweils Exponate, Fundstücke, Utensilien, Kuriosa und amtliche Dokumente ausgebreitet. Kurz gefasste Infos erläutern das Gezeigte.

So wird man sich über die Industrie- und Zechengeschichte ebenso informiert wie über die Veränderungen, die die Eingemeindungen mit sich brachten. Dabei wird nicht nur an den „Fall Wattenscheid“ (1975) erinnert, sondern an das Zusammenwachsen der Stadt durch die Aufnahme von vormals selbstständigen Orten wie Hordel oder Langendreer Anfang des 20. Jahrhunderts.

Info & Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“ kann ab Samstag, 30. Oktober, im Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besucht werden. Sie ist als Dauerausstellung geplant. Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten sind Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Info: 0234 910-9510 und auf www.bochum.de/stadtarchiv

Unzählige Fundstücke sind darüber hinaus zu bewundern, sie reichen von der kolorierten Stadtansicht der Jahrhundertwende und Relikten aus der Römerzeit über eine Statue des Kuhhirten und das Cover der Grönemeyer-LP „4630 Bochum“ bis zum Mammutknochen. Immer wieder sind „Inseln“ im Rundgang verankert, die den Schauwert der Exponate ergänzen.

„Klangraum“ macht Bochumer Geschichte in Tönen lebendig

Sehr gelungen sind etwa eine Hörstation, an der man per Kopfhörer erfährt, wie Bochum anno 1722 aussah, und der große Info-Tisch, an dem man sich spielerisch per Touchscreen mit Aspekten der Stadtteile vertraut machen kann.

Interessant auch das ausladende Modell, das die Altstadt um 1800 veranschaulicht, und ein „Klangraum“, der Bochum ertönen lässt – vom „Jungenlied“ bis zu Lärm aus dem Stahlwerk. Hier wird Geschichte sinnlich erlebbar.

Die Schau fordert dazu auf, sich auf sie einzulassen. Man sollte auf jeden Fall Zeit mitbringen, und die ausgestellten Stücke und Dokumente nicht bloß „abarbeiten“, sondern sie auf sich wirken lassen und sie so zur eigenen Bochumer Geschichte werden zu lassen.

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Besonders deutlich wird dies neben der Wand, auf der Konterfeis von Bochumerinnen und Bochumer abgebildet sind, die in der Vergangenheit das Stadtleben prägten, vom Dichter Heinrich Kämpchen bis zu Kauffrau Elli Altegoer. Daneben hängt ein mannshoher Spiegel, in dem der Besucher, die Besucherin sich selbst erblickt. Und auf einmal merkt, dass er oder sie ebenso wie alle „Prominenten“ es sind, die Bochum ausmachen.