Bochum. Elli Altegoer, Bochums bekannteste Kioskbesitzerin, starb mit 81. Sie war die gute Seele im Ehrenfeld und auch für das Schauspielhaus wichtig.
Bochum trauert um Elli Altegoer. Die wohl bekannteste Büdchen-Besitzerin der Stadt ist am Sonntag (13.12.) nach längerer Krankheit gestorben.
Elli war eine Powerfrau, auch im hohen Alter noch. Doch in den vergangenen Monaten fiel es ihr schwer, dies zu zeigen. Die 81-Jährige lag nach einem Sturz im Krankenhaus, absolvierte dann eine Reha, erlitt anschließend einen weiteren Sturz, dessen Folgen sie letztlich nicht überlebte.
Elli Altegoers Laden war in Bochum eine bekannte Adresse
Ruhig zu bleiben, abzuwarten, das fiel ihr in dieser Zeit merklich schwer. „Ich war doch immer auf den Beinen und hatte immer was zu tun!“, sagte sie mit Nachdruck. Kann man wohl sagen: Für Generationen war Ellis Laden an der Ecke Farnstraße/Königsallee 72 in Bochum eine feste Adresse. Kaufen, klönen, kalauern – mit Mutterwitz und großem Herzen führte die Bochumerin ihr „Etablissement“, bis im Februar 2014 Schluss war.
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Damals packte Elli Altegoer ihren Verkaufskittel ein und machte zu. 45 Jahre hatte ihr kleiner Laden für die Nahversorgung im Ehrenfeld und für ungezählte Pausensnacks der nahe gelegenen Gymnasien gesorgt. „Ich wollte ja noch gar nicht“, erzählte sie später immer wieder, „aber da hatte die Vernunft einfach mal gesiegt.“
Einmal öffnete Elli Altegoer ihren Bonbonstand im Schauspielhaus
Umso glücklicher war sie, als sie im vergangenen Jahr für nur einen Tag aus dem Ruhestand zurückkehren und ihr Büdchen noch einmal öffnen durfte – anlässlich der 100-Jahr-Feier im Schauspielhaus im unteren Foyer. Ihr Bonbonstand war dicht umlagert und in Windeseile ausverkauft.
In memoriam
Elli Altegoer, die viele wegen ihres Ladens mit dem Ehrenfeld verbinden, stammte aus Stiepel, wo sie auch zuletzt noch lebte. Eine oft gestellte Frage war, wie es sich mit ihrem Vornamen denn nun verhielte.
Tatsächlich war „Elli“ ihr richtiger Namen, und nicht etwa eine Koseform von „Elisabeth“ oder „Elise“. „Elly“ wurde dann später irgendwann populär, als sie zunehmend in Presse, Funk und Fernsehen als „Bochums bekanntestes Büdchen-Besitzerin“ porträtiert wurde.
„Das ,y‘ statt des ,i‘ am Ende wirkte wohl einfach internationaler“, erzählte Elli Altegoer mit einem Schmunzeln.
Der stadtbekannte Kiosk, in dem heute eine Immobilienagentur heimisch ist, war eigentlich ein ausgewachsener Tante-Emma-Laden, in dem es fast alles gab: Obst und Gemüse, Milch, Käse, Joghurt, Zeitungen, Süßigkeiten. Auch Lottoscheine konnte man dort abgeben. Die Atmosphäre von Ellis Lädchen bleibt jedem unvergessen, der dort verkehrte. Die Wursttheke mit der Waage und den hellen Kacheln, das adrette Bonbonregal, die Batterie der Konservendosen, die Ecke mit den Schreibwaren… Ihr Büdchen atmete den Geruch der 50er und 60er Jahre. Und den von frisch gebrühtem Kaffee.
Viele Bochumer Schauspieler waren bei Elli Altegoer zu Gast
Weiße Kittelschürze, Bluse und Pulli, die hellen Haare zurückgesteckt, so stand Elli Altegoer seit 1969 in ihrem Lädchen. Ab sechs Uhr morgens, für alle, die irgendwas brauchen. Brötchen, Zigaretten, Lebensmittel. Und noch viel mehr, auch Dinge, die man gar nicht kaufen kann, wie ein paar warme Worte und ein offenes Ohr. Zu den großen Zeiten in den 70er, 80er und 90er Jahren ging bei ihr nicht nur die Nachbarschaft ein und aus, sondern auch die Bochumer Theaterszene.
Auch Matthias Hartmann ging in Elli Altegoers Laden ein und aus
Bei Elli frühstückten die Schauspieler des nahen Schauspielhauses, die in den angemieteten Appartements der „Villa Wahnsinn“, direkt über ihrem Laden, logierten. Tana Schanzara, Marie-Luise Marjan oder Hannelore Hoger gingen bei ihr ein und aus. Zu ihren Lieblingskunden zählte Matthias Hartmann, von 2000 bis 2005 Intendant. Dem Neuling in Bochum sei sie wie eine Mutter gewesen, hat Elli erzählt, „Matthias hat sich mit mir auch manchmal über künstlerische Dinge beraten“.
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Herzlich verbunden mit Armin Rohde
Ebenso herzlich verbunden war sie Armin Rohde, der ihr jetzt auf seiner Facebook-Seite Lebewohl sagte („Danke für alles, meine wunderbare, zarte, großherzige, warme, zähe Elli.“) Und den „Hebbert“, Spross der Bergassessor-Familie Grönemeyer, kannte sie, seitdem er vier war.
Die Trauer um Elli Altegoer ist groß, sie war ein unverfälschtes Bochumer Urgestein. Ihren Witz, ihre Herzlichkeit und ihre Schlagfertigkeit werden wir sehr vermissen.
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