Bochum-Weitmar. Händler an der Hattinger Straße in Bochum ärgern sich über die Dauer-Baustelle vor ihrer Haustür. Sie bemängeln fehlende Infos von der Stadt.
Mit Mühe und Not drückt sich der Radfahrer zwischen den Fußgängern und der rot-weißen Absperrung durch und biegt nach rechts in den Laden ab. Wenige Meter daneben donnert ein Lastwagen über die Hattinger Straße. Michael Teupen beobachtet die Szenerie und schüttelt den Kopf.
Seit mehr als einem Jahr müssen der Chef des Fahrradladens E-Motion/E-Bike-Welt und seine Händler-Kollegen an der Hattinger Straße in Weitmar sich mit der Dauer-Baustelle vor der Tür und all ihren Ärgernissen arrangieren. Die Stadt stellt die Geduld der Händler auf die Probe.
Baustelle an der Hattinger Straße in Bochum seit 2020
Seit 2020 wird die Hattinger Straße ausgebaut. Es werden die alten Straßenbahngleise zurück-, die Oberflächenentwässerung neu gebaut und ein Rad- sowie Parkstreifen werden neu angelegt.
- Wie es mit der Dauer-Baustelle an der Hattinger Straße weitergehen soll, das lesen Sie hier!
In einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook machte sich Fleischermeister Jörg Haarmann jüngst Luft. „(...) Die Kommunikation des Tiefbauamtes der Stadt Bochum über den weiteren Fortgang kann nicht bewertet werden, da sie seit März nicht mehr vorhanden ist“, heißt es dort unter anderem.
Tatsächlich ist es vor allem dieser Punkt, der die Händler ärgert. Zu Beginn der Baustelle habe es geheißen, dass es regelmäßige Newsletter geben soll. „Im März hat es einen solchen Brief das letzte Mal gegeben“, sagt Jörg Haarmann.
Die Stadt verteidigt das auf Nachfrage. Man habe mit einer direkten Kommunikation über denn städtischen Baustellen-Manager als Kontaktperson gute Erfahrungen gemacht. Auf den Newsletter sei deswegen verzichtet worden. „Derzeit wird geprüft, ob die Auflage eines Newsletters doch noch erfolgt.“
Bis zu 50 Prozent weniger Kundinnen und Kunden
Die Händler spüren alle die Auswirkungen, die die Dauer-Baustelle auf ihr Geschäft hat. Döner-Laden-Chef Ferit Aksu spricht von bis zu 50 Prozent weniger Kundinnen und Kunden, Fleischermeister Jörg Haarmann sieht 30 bis 40 Prozent weniger Menschen in seinem Laden.
Und auch Zahnarzt Ulrich Rau, der nicht klassischerweise auf Laufkundschaft angewiesen ist, bemängelt: „Diese Baustelle ist eine Katastrophe. Erklären Sie mal im Notdienst nachts um 2 Uhr einem Wattenscheider, wie genau er jetzt zu unserer Praxis kommt.“ Und auch die Parksituation sei mehr als bescheiden.
Das bemerken auch die Händler in ihrem Alltag. Auch Lieferungen seien problematisch. Fahrradhändler Michael Teupen bekomme seine Pakete mittlerweile eher in die Packstation als in den Laden, weil die Lieferdienste dort einfach nicht halten könnten. „Dass etwas an der Hattinger Straße passieren musste, das ist unstrittig“, sagt Michael Teupen. „Wir wussten ja auch, dass es zäh wird“, ergänzt Zahnarzt Ulrich Rau. „Aber dass es so schlimm wird...“
Stadt verteidigt sich: Auf der Baustelle gehe es voran
Die Stadt erklärt auf Nachfrage, dass es an der Hattinger Straße an vielen Stellen nur so aussehe, als ob nichts passiere. „Von außen betrachtet entsteht sehr häufig bei Straßen- und Tiefbaumaßnahmen der Eindruck, dass sowohl die Arbeiten an den Versorgungsleitungen als auch die Kanalbauarbeiten kaum vorangehen“, so heißt es.
„Da diese Arbeiten in Gräben in der Tiefe stattfinden und im Anschluss nur provisorisch verschlossen werden können, ist ein Fortschritt kaum erkennbar“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Es sei davon auszugehen, dass das Bauende im vierten Quartal 2022 erfolgen wird.