Bochum. Die Neugestaltung der Hattinger Straße in Bochum stößt bei Geschäftsleuten auf Kritik: Vor allem wegen des Wegfalls zweier Fahrspuren für Kfz.

Auf der Hattinger Straße in Bochum ist zurzeit mächtig viel los: Überall wird gebaut, gebaggert, gefräst, gegraben, abgesperrt und umgeleitet. Der Rundum-Neubau dieser mithin lebhaftesten Ausfallstraße der ganzen Stadt läuft auf Hochtouren. Doch gewerbetreibende Anlieger sind über die Großbaustelle gar nicht glücklich – nicht nur wegen der Bauarbeiten an sich, sie zweifeln auch, dass die Neugestaltung eine Verbesserung ist.

Seit Juni werden zweieinhalb Jahre lang für geplant 7,1 Millionen Euro die Hausanschlusskanäle, die Versorgungsleitungen der Stadtwerke sowie der Straßenquerschnitt zwischen Schauspielhaus und Kulmer Straße komplett runderneuert. Wenn im September 2022 alles fertig sein soll, werden die Kraftfahrer nur noch eine statt bisher zwei Fahrspuren je Richtung haben.

In der Mitte der Hattinger Straße in Bochum wird es einen Grünstreifen geben

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Stattdessen wird es einen baulich von der Fahrbahn leicht abgetrennten Radstreifen geben. Er liegt zwischen den fahrenden und den parkenden Fahrzeugen sowie dem Gehweg, der ebenfalls erneuert und schmaler als bisher sein wird. In der Mitte der Fahrbahn wird es einen Grünstreifen geben, unter dem Regenwasser in Rigolen aufgefangen wird.

Schon jetzt fahren die Autos, Laster und Rettungswagen auf nur einer Spur über die Hattinger Straße - und dies etwas zickzack in einer speziellen Baustellenführung. Oft herrscht Stau. Am 16. September wird die Verkehrsführung erneut erheblich geändert.

ONLINE VERSION Bochum Neuer Querschnitt Hattinger Straße
ONLINE VERSION Bochum Neuer Querschnitt Hattinger Straße © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Das gesamte Neugestaltung wird aber nicht von allen Anliegern begrüßt. Zum Beispiel von Jens Göllner nicht. Er betreibt mit seiner Frau Birgit ein Geschäft für Lotto, Tabak, Zeitschriften, Presse und Geschenke. Hier seine Kritikpunkte:

Gehweg wird schmaler werden

- Auf den schmaleren Fußwegen bekämen Leute mit Kinderwagen oder Rollator Probleme.

- Es werde zu wenig Parkplätze geben (geplant 17 weniger allein zwischen Oskar-Hoffmann-Straße und Bessemer Straße).

- Eine eventuell eingeführte Parkschein-Regelung werde viele Kunden abhalten, kurz zu parken, um eine Kleinigkeit einzukaufen. Der Laden lebe aber vor allem von Laufkundschaft: kurz anhalten, kurz einkaufen.

- Radfahrer würden lieber auf einem geschützten Bereich in der Mitte der Fahrbahn fahren als genau zwischen fahrendem und parkendem Kraftverkehr.

„Eigentlich ist Ehrenfeld ein aufstrebender Stadtteil, aber...“

Die Eheleute Göllner beklagen, dass es schon jetzt wegen der Baustelle vor der Ladentür – zusätzlich zu den coronabedingten – Umsatzverluste gebe. Birgit Göllner: „Eigentlich ist Ehrenfeld ein aufstrebender Stadtteil, aber jetzt wird er dadurch, dass die Geschäftsleute immer mehr kämpfen müssen, kaputt gemacht.“ Wenn die neue Hattinger Straße fertig sei, würden einige Läden wohl aufgeben müssen.

Kritik gibt es auch von Fleischermeister Jörg Haarmann. „Wir haben uns gewundert und geärgert, dass wir in die Planungen nicht eingebunden worden sind.“ Die Information der Stadt sei mittlerweile aber besser geworden. Erst vor einigen Tagen hatte das Tiefbauamt stellvertretend vier Geschäftsleute persönlich eingeladen, um aufzuklären.

Stadt richtet Baustellen-Sprechstunde ein

Für Anlieger des Bereiches richtet die Stadt eine Sprechstunde im Baubüro an der Hattinger Straße 65 eingerichtet. Dort werden Fragen rund um die Baustelle beantwortet. Die Baustellensprechstunde findet donnerstags, 17. und 24. September, sowie 1. und 8. Oktober jeweils um 15 Uhr statt.

Die SPD Ehrenfeld erklärte dazu, dass man die Verwaltung darauf hingewiesen habe, wie wichtig es ist, hier ansprechbar zu sein. Vorsitzender Jens Matheuszik: „Daher ist die Durchführung der Baustellensprechstunden zu begrüßen!“

Lob gab es auch von Geschäftsinhaber Jens Göllner in einer Sache: „Die Bauarbeiten laufen nicht langsam.“ Die Mitarbeiter würden „richtig Gas geben“. Schon beim Entfernen der alten Schienen sei das so gewesen.

Aber: Die Stadt wird wieder Beiträge von Anliegern einziehen. In welcher Höhe, ist noch unklar.

Haarmann nennt aber auch diese Problemthemen:

- Der Lieferverkehr werde künftig bei nur einer Spur je Richtung Probleme haben, zu parken. Neu geschaffene Lieferzonen (die will die Stadt nach Absprache einrichten) könnten das nicht ausgleichen.

- Blaulichtfahrzeuge könnten bei Stau nur schwer durchkommen, und wegen der Nähe des Bergmannsheils verkehrten dort viele Rettungswagen.

- Probleme könnte es auch mit der Müllabfuhr geben.

Haarmann wäre es lieber, wenn es weiter wie früher vier Fahrspuren gebe.