Bochum. Theater, Konzerte – alles wieder möglich. Trotzdem sind Veranstaltungen nicht ausverkauft, bleiben die Ränge leer. Hier steht, woran es liegt.

Kino, Theater, Konzerte – alles wieder möglich, wenn auch nur in kleinerem Rahmen. Trotzdem sind viele Veranstaltungen in Bochum nicht ausverkauft und die Ränge teilweise sogar richtig leer. Woran liegt das?

Die Frage kann man Oliver Bartkowski stellen, der Bochumer Veranstalter organisiert u.a. Konzerte im Riff und im Schauspielhaus. Er hat festgestellt, dass der Zuspruch auf zuletzt annoncierte Events wie die Pink Floyd Tribute Band bescheiden war: „Es war ein Bruchteil der Leute da, die noch vor Corona gekommen wären.“

Resonanz auf Veranstaltungen in Bochum ist verhalten

„Das Publikum bis 25 Jahre kommt, Ältere halten sich zurück“, hat Bartkowski beobachtet. Das merke er etwa an dem Abend mit der Jazz-Legende Jasper van’t Hof, der am 29. Oktober im „Riff“ auftreten wird. Zielgruppe hier: 50 plus, wenn nicht 60 plus: „Die Resonanz ist sehr verhalten, trotz des Top-Namens des Künstlers“, so Oliver Bartkowski.

Der Veranstaltet wünscht sich generell vom Publikum, dass es wieder Vertrauen fasst: „Alle Veranstalter sorgen für bestmögliche Sicherheit beim Umgang mit den Corona-Regeln.“ Jetzt zurückzukommen, würde auch ein Zeichen setzen nach dem Motto „Wir wollen die BO-Kultur unterstützen“.

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Dass die Zuschauer zögerlich sind, ist aktuell auch im Prinz-Regent-Theater ein Problem. „Wir sind weit von der Publikumsauslastung vor Corona entfernt“, sagt Geschäftsführerin Anne Rockenfeller. Vorstellungen müssten teilweise wegen fehlender Vorbestellungen ausfallen. Im Privattheater in Weitmar gelten, wie überall, strenge Corona-Regeln und Platzbeschränkungen; Sicherheit ist also gegeben.

Theater- und Konzertbesucher sind vorsichtig

„Trotzdem, denke ich, sind die Leute immer noch vorsichtig. Viele haben sich im Lockdown zu Hause eingerichtet, oder sie holen statt des Theaterbesuchs private Kontakte nach, die zuletzt ausgeblieben sind“, sagt Rockenfeller.

Nicht eindeutig ist die Lage im Schauspielhaus Bochum. „Unser Sicherheitskonzept ist so angelegt, dass sich die Besucherinnen und Besucher voll und ganz auf die Kunst einlassen können und sich nicht um Infektionsrisiken oder ähnliches sorgen müssen“, betont Theatersprecher Alexander Kruse. So wird beispielsweise das Große Haus ab November wieder zu 50 Prozent belegt (400 Plätze), dafür darf am Sitz die Maske abgelegt werden.

„Das neue Leben“ war die Auftaktpremiere der Saison 2021/22 im Schauspielhaus Bochum. Die Inszenierung von Christopher Rüping stößt bei Kritikern und Publikum gleichermaßen auf großes Interesse.
„Das neue Leben“ war die Auftaktpremiere der Saison 2021/22 im Schauspielhaus Bochum. Die Inszenierung von Christopher Rüping stößt bei Kritikern und Publikum gleichermaßen auf großes Interesse. © Schauspielhaus Bochum  | Jörg Brüggemann Ostkreuz

Nachfrage nach Familienstück im Schauspielhaus Bochum ist groß

Die Premieren und neueren Stücke seien gut besucht, auch wenn die Zahlen noch nicht da sind, wo sie vor der Pandemie waren. „Einige Repertoire-Vorstellungen hätten mehr Publikum verdient, dafür ist die Nachfrage nach dem Familienstück ,Die unendliche Geschichte‘ (Premiere 20. November) erfreulicherweise sehr groß“, so Kruse.

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Interessant die Erfahrung, die Milli Häuser mit ihrem „Tatort Jazz“ macht. „Unsere monatlichen Spielorte Kunstmuseum und Bahnhof Langendreer sind auch jetzt ausgesprochen gut besucht“, sagt die Veranstalterin. In der Regel würden zwei Drittel der Plätze genutzt, und die seien immer ausgebucht. „Obwohl ich doppelt so viele Reservierungen annehmen könnte, mache ich es nicht“, sagt Häuser, „das Tatort-Publikum weiß, wir gehen verantwortungsvoll mit der Situation um. Darum kommen die Leute.“

Auch wenn sie dadurch finanzielle Einbußen hat – Milli Häuser möchte mit dem Neustart von Tatort Jazz nicht direkt wieder in die Vollen gehen: „Wer weiß, ob das Publikum sonst auch so zahlreich käme.“