Langendreer/Hattingen. Das Modellprojekt Pflege am Quaz.Ruhr verbindet Integration mit dem Kampf gegen den Fachkräftemangel. Eine Erfolgsgeschichte aus Bochum

Marya Hristova (47) und Suvdantaria Baramsai (47) sind stolz. Sie haben erfolgreich am Modellprojekt Pflege am Quaz.Ruhr, einem Qualifizierungszentrum für Zugewanderte in Bochum, teilgenommen. Jetzt sind sie Kolleginnen im Altenheim St. Josef in Hattingen, in dem sie zuvor ausgebildet wurden. Sie arbeiten dort als Pflegefachassistentinnen. Hristova ist vor sieben Jahren mit ihrer Familie nach Bochum gekommen und wohnt in Dahlhausen. Baramsai kommt aus der Mongolei und ist seit vier Jahren in Deutschland. Im Juni haben beide Frauen erfolgreich die Abschlussprüfungen absolviert.

Modellprojekt Pflege in Bochum: Integration und Fachkräfteausbildung gleichzeitig

Mit der Maßnahme steuert das Quaz.Ruhr in Bochum dem Pflegenotstand entgegen, indem es Fachkräfte ausbildet. Gleichzeitig sorgt es für die Integration zugewanderter Menschen. 27 Teilnehmende waren beim Projekt dabei, das aus zwei Elementen besteht, einem Hauptschulabschluss und einer einjährigen Ausbildung zum Altenpflegehelfer im direkten Anschluss. Jeder Teilnehmende hat für die Dauer des Projektes bereits einen festen Arbeitsvertrag. Das unterscheidet das Programm von einer klassischen Umschulung. Das Quaz.Ruhr nahm 2017 seine Arbeit auf und wird von der Agentur für Arbeit Herne und den Jobcentern Bochum, Herne und Ennepe-Ruhr getragen.

Pflege- und Gesundheitsbranche "boomt": Modellprojekt entspricht dem Zeitgeist

Johannes Rohleder, Pressesprecher des Jobcenters Bochum, zeigt sich beeindruckt von dem Erfolg des Projektes und nennt Zahlen: Zwei Teilnehmende haben das Programm abgebrochen, alle anderen haben erfolgreich ihren Hauptschulabschluss absolviert. Fünf von 25 Personen haben zwar den Schulabschluss, nicht jedoch die Ausbildung bestanden. Dreizehn von insgesamt 20 Personen, die die Ausbildung bestanden haben, haben sofort Arbeit gefunden. Die restlichen sieben Personen streben nun die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft an. „Das ist grandios“, lobt Rohleder. Auch Georg Sondermann, Geschäftsführer des Jobcenters Bochum, sieht den Erfolg der Maßnahme. Besonders der im Programm integrierte Hauptschulabschluss, den viele Menschen nicht haben, sei essenziell für den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt, betont er. Wer nach dem Programm außerdem die Ausbildung zur examinierten Altenpflegekraft absolviere, sei nachhaltig im Arbeitsmarkt integriert. Der Gesundheits- und Pflegesektor „boome“. „Das ist die Wachstumsbranche“, betont Sondermann. „Das Projekt entspricht daher absolut dem Zeitgeist“.

Einrichtungsleitung schätzt ihre neuen Angestellten auch persönlich

Die Theresia-Albers-Stiftung, zu der das Altenheim St. Josef gehört, möchte „das Projekt weiterhin unterstützen, wie wir können“, sichert Hubert Röser, Pressesprecher der Stiftung zu. „Die beiden Damen sind das beste Beispiel, dass es gelingen kann“, so Röser. Alle sind sich einig, dass das sowohl Arbeitgeber, Arbeitnehmer und - besonders wichtig - auch die Bewohner in Pflegeeinrichtungen von den neuen Arbeitskräften profitieren. Hristova und Baramsai haben beide persönliche Beziehungen zu ihnen entwickelt. Sogar außerhalb ihrer Arbeitszeit seien sie gekommen, um Zeit mit Bewohnern zu verbringen und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, erzählt Elisabeth Baier, Einrichtungs- und Pflegedienstleitung im St. Josef.

Die Arbeit mit Menschen sei das, was ihnen an ihrer Arbeit besonders viel Freude bereite, berichten die Frauen. Doch auch das Team, in das sie so wohlwollend aufgenommen wurden, schätzen sie. „Das beruht auf Gegenseitigkeit“, ergänzt Baier und lächelt ihre neuen Angestellten an. In ihrer Einrichtung gebe es, anders als in anderen Altenheimen, stets mehr Bewerber als Jobangebote. „Frau Baier war nicht darauf angewiesen, sie zu übernehmen. Dass sie sich für die beiden entscheidet, spricht für ihre hohe Qualifikation und Motivation“, so Röser.

Das Quaz.Ruhr

Am 20.09.2021 hat eine neuer Kreis von 26 Teilnehmenden im Modellprojekt gestartet. Neben dem einem Hauptschulabschluss streben auch sie eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz an.

Das Quaz.Ruhr befindet sich auf dem ehemaligen Opelgelände in Bochum-Langendreer.