Bochum. Der Kunstbunker Stahlhausen ist einer der ungewöhnlichsten Kunst-Orte in Bochum. Die neue Ausstellung zeigt das auf beeindruckende Art.
Der Kunstbunker Stahlhausen ist ein nur temporäres Ausstellungsprojekt in Bochum, dem man eine große Zukunft wünschen möchte. Nach der gelungenen Auftaktausstellung im Juli lässt Kuratorin Uta Hoffmann nun mit „Spielraum – Freiraum - Zwischenraum“ eine weitere Exposition folgen, die beeindruckt.
Wiederum ist es nicht die Kunst allein, die überzeugt, sondern die Ausstellungsstätte selbst. Der renovierte Kriegsbunker hat sich in ein Gebäude verwandelt, das aufgrund seiner Geschichte und seiner Massivität einen individuellen, fordernden Charakter zeigt. Die Kunst, die hier gezeigt wird, muss daneben bestehen können – dies gelingt überzeugend.
Vier Bochumer Künstlerinnen und Künstler stellen sich der Herausforderung
Mit Angela Schilling (Objekte, Bildhauerei), Uta Hoffmann (Malerei), Rüdiger Echterhoff (Fotografie) und der Schauspielerin Maria Wolf, die eine Sprach-/Klang-Installation beisteuert, sind vier Künstlerinnen und Künstler vertreten, die sich der Herausforderung „Bunker“ stellen.
Hoffmann tut dies mit farbintensiv-voluminösen Malereien, die zum Teil im Luftschutzbunker entstanden sind, und die dessen unwirtliche Atmosphäre aufgesogen zu haben scheinen. Echterhoff stellt großformatige Fotografien vor, unter anderem mit Motiven aus dem Schauspielhaus, die in detailverliebtem Schimmer wie Gemälde alter Meister wirken. Wolfs 30-minütige Wort-Collage „Das Gedächtnis der Mauern“, der man in einer Bunkerkammer lauschen kann, nimmt die beklemmende Ausstrahlung des Ortes auf, lässt dabei aber Raum für Hoffnung und Miteinander.
Ganz stark sind die Arbeiten von Angela Schilling. Ihre Kunst ist cool und intellektuell, und rührt einen doch unmittelbar. Mit technischer Vielseitigkeit arbeitet die Bochumerin als Bildhauerin und inszeniert elektrische oder computergesteuerte Objekte – gleich im Eingangsbereich fordert ihre Groß-Installation „Rising Bull“ zur Auseinandersetzung auf.
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Selbst unauffällige Requisiten des Alltags wie Briketts oder LED-Leuchten werden in Schillings Hand zu poetischen, bestrickenden Objekten. Erstaunlich auch, dass viele ihrer Kunstwerke, obschon vor längerer Zeit entstanden, so wirken, als wären sie eigens für diesen ungewöhnlichen Ort geschaffen worden. Man denke an die betörende Raum-Installation „Babylon“, in der Buchstaben zu Kunst werden, oder ihre Kampfjet-Serie, die auf radikal sinnliche, maximal irritierende Art Männerdomäne und Mädchenträume verbindet.
>>> Info: „Spielraum – Freiraum – Zwischenraum“, Ausstellung im Kunstbunker an der Baarestraße 68, 44793 Bochum. Vernissage am Samstag, 2. Oktober, um 17 Uhr. Eintritt frei.