Bochum. Bei schweren Corona-Verläufen liegt die Sterberate bei 50 Prozent, so Bochums Gesundheitsamt. Die Stadt Bochum setzt nun zum Impfspurt an.

Annähernd 240.000 Bochumerinnen und Bochumer sind mittlerweile vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das ist ordentlich, aber längst noch nicht genug. Zusätzlich zur laufenden bundesweiten Kampagne hat die Stadt Bochum daher noch eine eigene Impfkampagne auf den Weg gebracht. Mit dem „Impfspurt“ sollen möglichst viele Menschen mobilisiert werden, die sich bislang nicht haben schützen lassen.

Jeder zweite schwere Corona-Verlauf endet tödlich

An Bussen und Straßenbahnen, in Sparkassen und auf Häuserwänden. Überall in der Stadt hängen Plakate mit Motiven, die Gemeinschaftserlebnisse abbilden: im Konzert, in der Freizeit, bei der Religion. Die Botschaften, je nach Fotomotiv: Konzert erleben, Freizeit erleben, Fußball erleben, Religion erleben. Deutlich werden soll damit: Nur wer geimpft ist, kann all das uneingeschränkt und weitgehend bedenkenlos erleben. „Wir wollen erreichen, dass sich die Menschen impfen lassen“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger. „Nur so können wir die erneute Ausbreitung des Coronavirus eindämmen.“ Dazu müsse die Impfquote bei 80 bis 85 Prozent liegen. Derzeit sind gerade einmal 62 bis 65 Prozent aller Einwohner geimpft.

Von Impfmüdigkeit kann noch keine Rede sein. „Aber nachdem wir durch die mobilen Impfteams deutlich an Fahrt aufgenommen haben, geht das Tempo jetzt wieder zurück“, sagt Dr. Cordula Kloppe, die Leiterin des Gesundheitsamtes. Allein im Juni haben fast 80.000 Bochumer ihre Zweitimpfung erhalten (Grafik) – so viele wie in keinem Monat vorher und nachher. Kloppe: „Wir hoffen durch die Kampagne auch wieder mehr Geschwindigkeit aufzunehmen“ Nicht zuletzt angesichts der besonders ansteckenden Varianten ist sie davon überzeugt: „Wer sich nicht impfen lässt, wird an Corona erkranken.“ Eine Zahl macht die Gefahr der Erkrankung besonders deutlich: Bei schweren Verläufen liege die Sterberate bei 50 Prozent.

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Im Krankenhaus liegen vor allem 30- bis 40-Jährige

Besonders gefährdet sind momentan Personen der mittleren Altersgruppe. Zwar liegt die Inzidenz in Kitas und Schulen derzeit bei etwa 400. Im Krankenhaus behandelt werden müssen Kinder in Bochum momentan aber nicht. In den Kliniken liegen vor allem Patienten aus der Altersgruppe 30 bis 40 Jahre, so Kloppe.

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Während die Impfkampagne durch ihre breite Präsenz alle anspricht, wird es nach Ansicht der Ärztin auch darauf ankommen, die Gruppen genauer zu identifizieren, in denen die Impfquote niedrig ist. Eine Möglichkeit: Alle Eltern schulpflichtiger Kinder werden mit einem Schreiben über die Impfangebote in der Stadt informiert. Am Ende helfe aber womöglich auch nur noch eine „Eins-zu-Eins-Ansprache“. Vor allem die Betriebs- und Hausärzte seien dabei gefordert.

Plakate an Bahnen, Bussen und auf Hauswänden

Da Ende September das Impfzentrum im Ruhrcongress schließt, wird die Arbeit der mobilen Impfteams noch wichtiger. Sozialdezernentin Britta Anger kündigt eine Stelle an, die die Arbeit der Teams von Stadt und Wohlfahrtsorganisationen koordinieren werde.

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Derweil läuft der „Impfspurt“ an. Platziert sind die Plakate dafür auf drei Straßenbahnen, elf Bussen, 450 Displays in Bus und Bahnen, auf Geld- und Serviceautomaten in Sparkassen, auf fünf Häuserwänden wie z.B. dem Stadtwerketurm, dem Gebäude der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft und der Drehscheibe, an 14 U-Bahn- und fünf Parkhauseinfahrten sowie an 24 Bauzäunen.

Wie viele Menschen sich von der Botschaft überzeugen und nun doch impfen lassen, dazu wagt die Stadt keine Prognose. „Aber jeder, der sich jetzt impfen lässt, ist ein Gewinn“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger.