Bochum. Sechs Jahre lang wurde die Zechenbrache Graf Bismarck in Gelsenkirchen saniert. Das Unternehmen Ecosoil aus Bochum wurde nun dafür ausgezeichnet.

Sechs Jahre lange hat es gedauert. Von 2015 bis 2021 hat die Ecosoil GmbH aus Bochum die Industriebrache der Kokerei Graf Bismarck in Gelsenkirchen saniert. Neben den Einnahmen, zu Beginn des Projekts war von einem Auftrag in Höhe von sieben Millionen Euro die Rede, gibt es nun auch noch eine Auszeichnung. Ecosoil hat den Brownfield24 Award für nachhaltige Lösungen bei der Flächensanierung der Kokerei erhalten.

Ecosoil hofft auf mehr Verständnis für Umzugspläne

Und das macht Hans-Hermann Hüttemann schon stolz. Der geschäftsführende Gesellschafter von Ecosoil sieht den Green-Field-Preis nicht nur als Wertschätzung der Branche für einen gut abgewickelten Auftrag, sondern auch noch ein hervorragendes Argument, um in eigener Sache zu werben. Ecosoil sieht sich derzeit heftigen Widerständen gegen den Umzug des Unternehmens von Bochum-Riemke nach Gerthe ausgesetzt. Die designierten Nachbarn und die Stadt Castrop-Rauxel fürchten vor allem mehr Verkehr am Rand eines Naturschutzgebiets.

Aus Sicht des Ecosoil-Geschäftsführers ist die jüngste Auszeichnung von „Deutschlands Dienstleistungs- und Netzwerk-Plattform für Altlastenareale, Brachflächen und Revitalisierungsprojekte“ ein beredter Beweis dafür, dass seine Firma eher Unterstützung denn Protest erfahren sollte. Schließlich habe sie aus eine 13,5 Hektar großen, schwer belasteten Industriebrache ein Naturparadies geschaffen. Eine Aufgabe, die gerade im Ruhrgebiet noch an vielen Ecken zu erledigen wäre.

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Lebensraum für Kreuzkröten, Kiebitze und Flussregenpfeifer

Erst Industriebrache, jetzt Naturparadies. Sechs Jahre lang hat Ecosoil auf dem Graf-Bismarck-Gelände in Gelsenkirchen gearbeitet.
Erst Industriebrache, jetzt Naturparadies. Sechs Jahre lang hat Ecosoil auf dem Graf-Bismarck-Gelände in Gelsenkirchen gearbeitet. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Fakt ist: Dort, wo bis 2003 die „nationale Kohlereserve“ auf belastetem Untergrund deponiert war, sollen jetzt Kreuzkröten, Kiebitze und Flussregenpfeifer ihre Heimat finden. „Auch Bussarde wurden dort schon gesichtet“, so Hüttemann. Wachsen soll auf dem Gelände außerdem ein „natürlicher“ Wald, der sich selbst überlassen werden und optimaler Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere werden soll.

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Dafür hat die Ecosoil-Mannschaft eine ganze Menge bewegt. Von mehreren Hunderttausende Tonnen Erde spricht Hans-Hermann Hüttemann. Tief in der Erde ist ein sogenanntes Sicherungsbauwerk entstanden, in dem nicht sanierungsfähiges Material eingebracht und „eingehaust“ wurde, so dass Regenwasser nicht mehr ins Erdreich eindringen und vergiftete Stoffe ausschwemmen kann. Auch auf Mark 51/7, dem früheren Opel-Werk und der noch viel früheren Zeche und Kokerei Dannenbaum, wurde so mit belastetem Material verfahren.

Landesbetrieb Wald & Holz übernimmt Fläche

Meterhoch türmt sich auf dem Graf-Bismarck-Gelände nun über dem gesicherten Bereich eine Schicht von Boden; darunter 432.000 Kubikmeter Material aus der Bauschuttaufbereitung. Ein Teil davon wurde auf dem Betriebsgelände des Sanierers in Bochum-Riemke aufbereitet. „Aber auch andere Firmen haben Material angeliefert“, so der Ecosoil-Chef.

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Beauftragt mit der Sanierung wurden die Bochumer von der Ruhrkohle AG. Und die wird nun das gesamte Areal an den Landesbetrieb Wald & Holz NRW übergeben. „Die Fläche ist Teil des Industriewaldprojekts“, erklärt Revierförster Oliver Balke. Und anders als früher, als das Gelände hermetisch abgeriegelt war, darf es nach der Fertigstellung auch von Menschen betreten werden.

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Derweil treibt Ecosoil seine Umzugspläne voran. In den nächsten Wochen soll der Antrag für die Genehmigung des Betriebs bei der Bezirksregierung in Arnsberg eingereicht werden.