Bochum. Ein sterbenskranker Vater hat einen letzten Wunsch: die Hochzeit seiner Tochter zu erleben. Eine Geschichte des Glücks im tiefsten Unglück.

• Glück und Trauer lagen für ein Paas aus Hemer bei ihrer Hochzeit eng beeinander. Eigentlich sollte es der schönste Tag des Lebens werden.
• Der sterbenskranke Vater von Laura hatte einen letzten Wunsch: Die Hochzeit seiner Tochter mit ihrem Freund Dennis mitzuerleben.
• Wenige Stunden nach der Trauung stirbt er an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Es soll der schönste Tag des Lebens sein. Doch für ein Paar aus Hemer lagen Glück und Unglück bei der Hochzeit entsetzlich eng beieinander. Die Ehe wurde in höchster Eile im Bochumer St.-Josef-Hospital geschlossen. Mit der Trauung erfüllte die Braut den letzten Wunsch ihres Vaters. Der starb nur wenige Stunden später.

Seit 13 Jahren sind Laura und Dennis (auf die Nachnamen wird auf Bitte der Familie verzichtet) ein Paar. Immer wieder haben die Großhandelskauffrau und der Lagerist zuletzt darüber nachgedacht, sich das Ja-Wort zu geben. Doch zunächst wegen Corona, dann wegen der Krankheit von Lauras Vater werden die Pläne immer wieder verschoben.

Hochzeit war immer wieder verschoben worden

Im Juni 2020 hatte den damals 63-jährigen Kunststoffschlosser die Schockdiagnose ereilt: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Behandlung erfolgt anfangs daheim im Sauerland, ab Juni 2021 auch ambulant im Bochumer St.-Josef-Hospital. „Nach einer Chemotherapie ging’s Papa wieder relativ gut. Der Tumor war kleiner geworden. Wir alle waren voller Hoffnung“, erzählt die Tochter.

Nur einen Monat später der Rückschlag. Der Tumor hatte gestreut, „wir mussten mit dem Schlimmsten rechnen“. Zeit, wieder an die Hochzeit zu denken, zu Hause in Hemer, vielleicht ja im Herbst. Schließlich hatte Vater immer wieder voller Liebe davon gesprochen, das noch erleben zu wollen.

Für das Paar zählte plötzlich jede Stunde

Was folgt, ist selbst in der wechselvollen Geschichte des St.-Josef-Hospitals einmalig. Am 21. Juli eröffnet der Palliativ-Assistenzarzt Benjamin Paul der Familie, dass der 64-Jährige nur noch wenige Tage zu leben habe. „Man konnte sehen, wie er immer schwächer wurde“, sagt Paul.

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Für Laura (30) und Dennis (34) zählt jetzt jede Stunde. Traurige Gewissheit ist: Vater wird die Klinik nicht mehr verlassen können. Das Paar fragt Benjamin Paul, ob es möglich sei, in der Krankenhauskapelle zu heiraten. Am nächsten Tag! Der Arzt stimmt sofort zu. „Wir wussten: Ein Übermorgen könnte es für unseren Patienten nicht mehr geben.“

Palliativarzt: Patient hat alle Kräfte zusammengenommen

Krankenhaus-Seelsorger Dirk Brüseke bereitet in Rekordzeit die kirchliche Trauung vor. Die Klinik-Floristin kümmert sich um den Blumenschmuck und den Brautstrauß, während Laura nach Hemer düst, das örtliche Standesamt von einer Nothochzeit überzeugt und sich ein Brautkleid aussucht. „Das hat weniger als eine Stunde gedauert.“

Tochter sagt herzlichen Dank

„Aus tiefstem Herzen dankbar“ ist Tochter Laura den Beschäftigten des Katholischen Klinikums, die es so kurzfristig geschafft haben, Vaters letzten Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.

Dank sagt auch Assistenzarzt Benjamin Paul. „Palliativmedizin bedeutet auch, den letzten Lebensweg eines Menschen mit Leben zu füllen. Großartig, dass uns das mit unserem Team gelungen ist.“

Am 22. Juli um 9 Uhr werden Laura und Dennis in Hemer standesamtlich getraut. Mit einigen wenigen Angehörigen fährt die Familie sofort weiter nach Bochum, wo um 14.30 Uhr die kirchliche Zeremonie beginnt. Laura ist überglücklich, dass Papa im Rollstuhl dabei ist. Er habe alles mitbekommen und sich riesig gefreut, sagt sie. „Er hat für diesen Moment noch einmal alle Kraft zusammengenommen. Das hat mich tief beeindruckt“, sagt Palliativarzt Paul, der sich schick gemacht hat und Rosen an die Gäste der Blitzhochzeit verteilt.

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Vater stirbt einen Tag nach der Trauung

Die Familie fährt zurück nach Hemer – und ist tags darauf wieder in Bochum. Die Klinik hat am Vormittag angerufen. Vaters Zustand hat sich dramatisch verschlechtert. Kurz darauf, kaum mehr als 24 Stunden nach der Hochzeit seiner Tochter, stirbt Erich P. im Beisein seiner Liebsten. Jetzt, so scheint es, konnte er loslassen.

Eine Woche später wird er dann in seiner Heimat beigesetzt, zur Musik seiner Lieblingsgruppe Santiano: „Geradeaus, wenn das Meer uns ruft, fahren wir raus, hinein ins Abendrot.“

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