Bochum. Das Stadtarchiv Bochum präsentiert eine Ausstellung mit historischen Wahlplakaten. Sie zeigt: Schon früher waren nichtssagende Parolen beliebt.

Bald wird gewählt, am 26. September sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre neue Regierung zu bestimmen. Das Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte in Bochum nahm das Datum zum Anlass, um einmal im Depot zu kramen. Zu Tage gefördert wurden 50 historische Poster, die nun unter dem Motto „Sie haben die Wahl! Bundestagswahlen im Spiegel historischer Wahlplakate“ ausgestellt werden.

Ausstellung im Stadtarchiv Bochum zeigt Wahlplakate von 1949 bis 1994

Im Foyer und in einem Raum im Erdgeschoss machen sich die Plakate an den Wänden breit. Ältere Zeitgenossen erkennen sogleich manches Konterfei wieder: Willy Brandt (CDU), Erich Mende (FDP), den jungen Bochumer Abgeordneten Norbert Lammert (CDU). Auch Konrad Adenauers markantes Profil ist nicht zu übersehen. Der CDU-Mann war 1949 erster Bundeskanzler der soeben gegründeten Bundesrepublik.

„Die Wahlplakate aus den Jahren 1949 bis 1994 spiegeln politische Positionen, Themen und oft genug auch Gesichter und Parolen ihrer jeweiligen Zeit wider“, erläutert Stadtarchivar Kai Rawe. So waren die Wahlkämpfe der Nachkriegsjahre stark von den Folgen des Krieges geprägt, Sicherheit, Wohnungen, Wohlstand hießen die Losungen.

Blick in die Ausstellung „Sie haben die Wahl!“ im Stadtarchiv Bochum. Wahlplakate verschiedener Parteien aus dem Jahr 1987 sind auf dieser Wand zu sehen.
Blick in die Ausstellung „Sie haben die Wahl!“ im Stadtarchiv Bochum. Wahlplakate verschiedener Parteien aus dem Jahr 1987 sind auf dieser Wand zu sehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Wahlplakate der Nachkriegszeit waren künstlerisch gestaltet

Was gegenüber jüngeren Plakaten auffällt: Die Aushänge der frühen Jahre waren noch richtig künstlerisch gestaltet, Zeichnungen akzentuierten die politische Botschaft. So stellte die CDU verlockende Konsum-Artikel auf einem Plakat aus, um zu zeigen, dass es nach der Währungsreform wieder aufwärts geht. Hat geklappt: Die Christdemokraten entschieden die Wahl 1949 für sich.

Grundsätzlich kann man an der Wahlwerbung die Veränderungen ablesen, die in der politischen Themensetzung der Bundesrepublik nach und nach eintraten. Kalter Krieg und die Bedrohung durch die Atombombe in den 60er Jahren, soziale Sicherheit in den 70er Jahren, erste ökologische Akzente in den 1980er Jahren. „Das hatte natürlich mit den Grünen zu tun, die damals als Partei begründet wurden“, so Rawe.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Sie haben die Wahl! Bundestagswahlen im Spiegel historischer Wahlplakate“ ist bis zur Bundestagswahl am 26. September im Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Corona-Nachweis ist nicht nötig, es besteht Masken-Tragepflicht.

Neben Plakaten den großen Parteien und ihren Protagonisten wie Hans-Dietrich Genscher (FDP) oder Johannes Rau (SPD) werden auch Affichen von Klein- und Splitterparteien wie der MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), der ÖDP (Ökologisch Demokratische Partei) oder dem Bund Sozialistischer Arbeiter gezeigt. Plakate aus dem rechten Spektrum, etwa von der NPD, sind nicht zu sehen.

Rückblick endet mit Plakaten aus der Bundestagswahl 1994

Stadtarchivar Rawe betont, dass die Auswahl keinen politischen Präferenzen folge. „Wir haben aus dem großen Bestand einige Plakate ausgewählt, die uns zeitgeschichtlich interessant erschienen. Und die dem interessierten Publikum die Gelegenheit geben, durch die Parteienlandschaft der alten Bundesrepublik zu wandeln.“ Tatsächlich endet die Schau 1994, also mit der ersten Wahl nach der Wiedervereinigung Deutschlands. „Wir wollten einen größeren zeitlichen Abstand zur Jetztzeit lassen“, so Rawes Begründung.

Auch interessant

Die Ausstellung wird nicht didaktisch erschlossen, es gibt keine Info-Tafeln und auch kein Begleitheft. Sie setzt allein auf den Schauwert. Dabei fällt eines auf: „Schon früher waren nichtssagende Parolen wie ,Keine Experimente‘ eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Kai Rawe.

Daran dürfte sich auch bei der Bundestagswahl in diesem Herbst nichts ändern.