Bochum. Wegen eines Streiks fallen in Bochum viele Fernzüge aus. Ein junges Paar rätselt, wie es nach Hamburg kommen soll. Der Regio-Verkehr läuft besser.

„Der ICE 2013 nach Oberstorf um 9.34 Uhr fällt heute aus. Grund sind Streikaufrufe. Wir bitten um Entschuldigung.“

Durchsagen wie diese hören die Fahrgäste am Mittwochmorgen im Bochumer Hauptbahnhof alle paar Minuten.

Betroffen ist auch ein junges Pärchen aus Bochum, das sich mit zwei Trolleys auf die Reise nach Hamburg machen will. Konzentriert blicken die beiden auf dem Bahnsteig 5/6 in ihr Handy, um verlässliche Informationen zu bekommen. Geplant war, in Dortmund und in Hannover umzusteigen.

Widersprüchliche Informationen im Internet und vom Bahnpersonal

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Sicher ist nur: Der Intercity von Hannover fällt aus, der von Dortmund nach Hannover nur vielleicht, denn dazu gibt es widersprüchliche Informationen. Das Internet sagt etwas anderes als ein Bahnmitarbeiter vor Ort.

Trotzdem: Der junge Mann hat Verständnis für den Lokführerstreik und seine Forderungen. Für die junge Frau kam er allerdings zu spontan.

Wer etwas weiter als nur in die Nähe von Bochum fahren will, braucht am Mittwoch gute Nerven, denn vor allem Fernzüge fallen aus. „Fern- und Regionalverkehr der DB ist wegen GDL-Streik am 11. und 12. August massiv beeinträchtigt“, steht auf der großen Anzeigetafel in der Vorfalle des Hauptbahnhofes. Zu dem Intercity 2359 nach Berlin heißt es: „Fahrt fällt aus: Streikauswirkungen.“

Dies sind die Forderungen der GDL-Lokführer

Die GDL ist die Gewerkschaft Deutscher Lokführer; sie fordert für das direkte Personal 1,4 Prozent Entgelt zum 1. April 2021, mindestens aber 50 Euro mehr, sowie eine Corona-Beihilfe von 600 Euro im Jahr 2021. Zum 1. April 2022 soll eine weitere lineare Erhöhung von 1,8 Prozent für die Mitglieder erfolgen. Eine Einigung der Tarifpartner war gescheitert.

„Gemessen an der Stimmung in der Belegschaft könnte der Streik gar nicht lange genug dauern“, sagt der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. In der Nacht zum 13. August soll der Streik aber enden. Vorerst.

Beim Regionalverkehr kann von „massivem Beeinträchtigungen“, wie die Bahn sagt, aber keine Rede sein. Anders als der Fernverkehr fahren die meisten Regionalzüge. Der RB 40 von Abellio zum Beispiel nach Witten und Hagen kommt (fast) pünktlich um 9.21 Uhr. Andererseits: Auch die S 1 nach Dortmund und Solingen ist zumindest zeitweise gestrichen - „Streikauswirkungen“, steht auf der Anzeigetafel.

Nur relativ wenige Fahrgäste am Dienstag im Hauptbahnhof Bochum

Weil sich der Streik der GDL-er nur gegen die DB richtet, sind private Bahnunternehmen wie Abellio in Bochum kaum betroffen. Sie nutzen zwar die Infrastruktur der DB wie Gleise und Stellwerke, aber die Lokführer sind am Start. Überfüllt waren die Abellio-Züge am Dienstagmorgen auch nicht – denn insgesamt war der Hauptbahnhof für einen Werktag außerordentlich schwach besucht. Offenbar waren viele Fahrgäste vorgewarnt.