Üppige Boni für Vorstände haben die Streiks bei der Bahn provoziert. Doch wegen Corona sind sie ein zu hohes Risiko. Ein Kommentar.
Die Autonomie der Tarifpartner ist eine Errungenschaft, mit der Deutschland gut gefahren ist. Streiks sind unbequem, aber im Arbeitskampf ein legitimes Mittel. Das gilt ausdrücklich auch für die Mitglieder der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer.
Trotzdem kommt der Streik jetzt zur Unzeit. Mehr noch: Er ist ein Schlag ins Gesicht der Bahnreisenden und aller Menschen, die sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus fürchten.
Warum muss es wieder die Urlaubszeit sein, in der die Deutschen so dringend Erholung nach der bleiernen Zeit im Lockdown brauchen? Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Senioren und kleine Kinder vom Streik-Chaos auf der Schiene betroffen sind, ist Mitte August besonders hoch.
Der Streik bei der Bahn gefährdet die Gesundheit der Menschen
Und es ist auch zynisch, bei steigenden Corona-Inzidenzen die Zahl der Verkehrsmittel zu verknappen. In Bussen und Bahnen sitzen alle, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, ohnehin schon gefährlich eng beieinander.
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Wenn sich der Verkehr jetzt auf wenige rollende Züge konzentriert, steigt das Risiko einer Ansteckung. Lange Schlangen an Bahnsteigen oder vollgestopfte Zugabteile sind in Pandemie-Zeiten ein Irrsinn und unverantwortlich. Schade, dass die Gewerkschaft hier den Machtkampf und die Interessen ihrer Mitglieder wichtiger nimmt als die Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Passagiere.
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Bahn: Boni für Führungskräfte und Kürzungen für die Angestellten
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bahnvorstände mit Schuld daran haben, dass es keine Einigung mit dem kämpferischen GdL-Boss Claus Weselsky gab.
Wenn man trotz Einbrüchen im Reiseverkehr und einer katastrophalen Bilanz den Führungskräften üppige Boni ausschüttet und die Bahn-Beschäftigten dagegen kurzhalten will, darf man sich nicht wundern, wenn die Vernunft am Ende auf der Strecke bleibt.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass den Bahn-Vorständen üppige Boni ausgeschüttet wurden. Richtig ist, dass Führungskräfte sowie Vorstände von Tochtergesellschaften Bonuszahlungen erhalten haben. Nur der siebenköpfige Konzernvorstand hatte darauf verzichtet.
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