Wattenscheid. Der erste Lockdown ging noch nicht an die Substanz, der zweite traf “Leichtsinn“ in Wattenscheid schwer. Wie der Laden es geschafft hat

Ina Schlömann steht zwischen orangenen Wollschals, bunten Sandalen, beigen Kerzen und Gläsern voller Pesto. Hinter ihr stehen Schlüsselanhänger, Postkarten und Strickjacken zum Verkauf. "Endlich wieder ein Stück Normalität", sagt die 52-Jährige und lässt ihren Blick durch die Ladeninnenräume schweifen.

Zwei Lockdowns hat der Concept-Store am alten Markt in Wattenscheid überlebt."Das war die härteste Zeit in den letzten 21 Jahren", sagt Schloemann, die im Jahr 2000 als reines Dekogeschäft startete, mittlerweile aber auch Blumen und Mode anbietet.

Lockdown nach Jubiläum

Gerade hatten Schlömann und ihre Belegschaft zum Firmenjubiläum eine "leichtsinnige" Festwoche veranstaltet, da ging es in den ersten Lockdown. "Das habe ich damals gar nicht als so schlimm empfunden", erinnert sich die Ladenbesitzerin. Nach einer Woche voller Aktionen wie Live-Musik oder Lesungen habe sie eine Pause gut gebrauchen können.

"Das Wetter war schön, man hatte alle noch mal gesehen", so die Unternehmerin. Doch der zweite Lockdown im Dezember traf dann auch Leichtsinn hart: "Wir mussten in unserem stärksten Monat schließen und am 16. Dezember dicht machen", blickt Schlömann zurück.

Dicht im stärksten Monat

Das Weihnachtsgeschäft versuchte die 52-Jährige von zwei Wochen in drei Tage zu quetschen. "Irgendwie ist das gelungen, aber die Stimmung mit Masken war eine ganz andere", sagt sie. Auch den traditionelle Weihnachtsausschank durfte es nicht geben - jeder Kunde bekam ihn deshalb samt einer Praline mit nach Hause.

Im Lockdown war sie täglich nur wenige Stunden im Geschäft, verräumte Ware und dekorierte das Schaufenster. Das empfand die Unternehmerin als deprimierend. "Textilien, die ich schon in Auftrag gegeben hatte, konnte ich nicht mehr stornieren", berichtet Schlömann. Die Ware wurde also geliefert, ohne, dass sie im Laden verkauft werden konnte. "Jetzt ist aber fast nichts mehr da", freut sich Schlömann.

Unterstützung durch Kunden

"Wir haben nur wegen der tollen Unterstützung unserer Kunden überlebt“,‘ist sich Schlömann sicher. Viele Stammkunden hätten angerufen, und gefragt, welche Produkte ein Mindeshaltbarkeitsdatum hätten und dann zum Beispiel Essig und Öl gekauft. ,,Wir haben Shoppen mit Termin oder Abholen von Bestellungen angeboten“, sagt Schlömann.

Mit Stammkunden habe sie auch viel über das Handy kommuniziert und Bilder von Produkten geschickt. "Man hat gemerkt, dass die Kunden wollen, dass wir es schaffen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar", sagt Schlömann.

Diesmal Gewinner

Auch Edelgard Echterling gehört dazu. "Mir gefällt der Charme im Geschäft, das alte Fachwerkhaus und natürlich das Sortiment und die Betreuung", sagt sie. Zu Zeiten des Lockdowns hat sie Utensilien zum Kochen und Kerzen eingekauft.

"Man will den lokalen Einzelhandel dadurch unterstützen", sagt Echterling. Sie fühle sich in einem kleinen Laden wohler.Schlömann glaubt deshalb, dass sie als kleine Unternehmerin diesmal auf der Gewinnerseite war.

Staatshilfe zurückgezahlt

"Vielleicht trauen sich die Kunden auch eher wieder in einen kleinen Laden, als in eine große Kette", sagt sie. Shoppingtermine bot sie für eine einzige Person an, später durften vier Kunden auf die Ladenfläche."Oft hat eine zeitliche Perspektive gefehlt", meint Schlömann.

Staatliche Hilfeleistungen, die sie erhalten hat, hat sie bereits wieder zurückgezahlt. "Wir haben nach dem Lockdown wieder gut aufgeholt“, freut sich die Wattenscheiderin.

Wieder Messebesuche

Eine Deko-Messe in Hamburg hat sie bereits wieder besucht, eine Modemesse in Düsseldorf steht noch ins Haus. "Da hat man aber auch gesehen, dass es nicht alle geschafft haben. Manche Firmen waren gar nicht mehr mit Ständen vertreten", sagt Schlömann.

Dass noch ein weiterer Lockdown kommen wird, glaubt Schlömann nicht. "Ich denke nicht, dass noch einmal komplett zu gemacht wird. Das kann sich die deutsche Wirtschaft nicht noch einmal leisten", ist sie sich sicher.

Buntes Sortiment

Das Geschäft "LeichtSinn - Das Zuhause schöner Dinge" befindet sich am Wattenscheider Marktplatz (Alter Markt 3) in der Wattenscheider Innenstadt.

Das Sortiment besteht aus Kleinlederwaren, Taschen, Gürteln, Kleidung, Mützen, Tüchern, Decken, Kissen, Wohnaccessoires, Gläsern, Gefäßen, Kerzen, Pflanzen, Schokolade, Deko und Geschenken.

Der Laden ist montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.