Bochum. Mit mehrsprachigen Info-Terminen und Shuttle-Service zum Impfzentrum wollte die Stadt Bochum Impf-Skepsis von Migranten begegnen. Das scheiterte.
Gleich mehrere Versuche, Impf-Skeptiker mit arabischem und türkischem Hintergrund zu erreichen, sind in Bochum ins Leere gelaufen. So hatte Bochum Marketing in der vergangenen Woche zu einer mehrsprachigen Info-Veranstaltung zurr Corona-Impfung in die Kofabrik am Rande der Bochumer Innenstadt eingeladen. Ohne Erfolg.
Zwei Ärzte – einer mit arabischem, einer mit türkischem Migrationshintergrund – waren extra gekommen, um Fragen auch in der jeweiligen Muttersprache beantworten zu können. Die Resonanz: verheerend. Kein einziger Mensch kam.
Das hat Konsequenzen für ein weiteres Angebot: Ursprünglich hätte es infolge der Info-Veranstaltung am Mittwoch einen kostenlosen Shuttle-Service zum Impfzentrum geben sollen. Bochum Marketing hatte diesen in Zusammenarbeit mit der Kofabrik, der medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum und der Bogestra organisiert. Im 30-Minuten-Takt hätte dieser Impflinge in der Zeit von 16 bis 19 Uhr vom Rathausplatz zum Ruhrcongress bringen sollen.
Shuttle-Service zum Impfzentrum Bochum abgesagt
Doch das wurde nun kurzfristig abgesagt. „Die Gefahr, dass die Zahl der Nutzer überschaubar ist, ist zu groß“, sagt Bochum-Marketing-Sprecher Christian Krumm. „Außerdem wären für unsere Aktion Impfdosen zurückgehalten worden. Die sollen jetzt lieber anders verbraucht werden.“ Bei Bochum Marketing zeigt man sich enttäuscht, dass beide Aktionen nicht dort angekommen sind, wo sie es sollten. „Die Idee war, dass wir Aufklärung in der türkisch- und arabischsprachigen Community leisten.“
Gerade auf die mehrsprachige Info-Veranstaltung hatte man sehr gesetzt. „Wenn es ums Impfen geht, ist es wichtig, in der Muttersprache aufzuklären“, sagt Christian Krumm. Dafür habe man dreisprachige Flyer verteilt, etwa im direkten Umfeld der Kofabrik und in den Häusern an der Hans-Böckler-Straße. „Außerdem haben wir auf Mund-zu-Mund-Propaganda und E-Mail-Verteiler gesetzt.“ An wen die E-Mails mit den Einladungen gegangen sind, darf Bochum Marketing aus Datenschutzgründen nicht verraten.
Arzt aus dem Impfzentrum: Werbung über soziale Netzwerke sinnvoller
HNO-Arzt Ali Mourad stand selber in der vergangenen Woche auf der Info-Veranstaltung, um Interessierte auf Arabisch über die Corona-Impfung zu informieren. Ihn wundert es nicht, dass die Aktionen nicht angenommen werden. „Nach meiner Erfahrung wäre eine Werbung in den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel auf Facebook, deutlich sinnvoller“, sagt der 36-Jährige.
Flyer alleine sprächen die Menschen oft nicht an. Vernetzt seien die Gruppen vielmehr über das Internet. „Es gibt große Gruppen von Syrern, Arabern in Bochum auf Facebook. Dort wird das Thema Impfen auch diskutiert. Da müsste man informieren.“ Ali Mourad arbeitet selber im Impfzentrum in Bochum. „Wenn ich irgendwo helfen kann, dann mache ich das!“
Werbung über Moscheen? Bochum Marketing plant weitere Aktionen
Ein weiterer Tipp: „Viele Menschen sind sehr religiös. Sie treffen sich freitags in der Moschee. Wenn man dort mit Verantwortlichen sprechen würde, dann würden sich sicher viele impfen lassen. Die glauben, was in den Moscheen gesagt wird.“
Bochum Marketing möchte indes weiter versuchen, Impf-Skeptiker zur Corona-Impfung zu bewegen. „Wir haben noch nichts Konkretes, geben aber nicht auf“, sagt Christian Krumm. „Es sind weitere Aktionen geplant.“