Bochum-Altenbochum. Bei Familie Felske lief trotz zahlreicher Maßnahmen im Juni der Keller wieder voll: Sie vermisst die Hilfe der Stadt Bochum.
Ingrid Felske geht durch den verwinkelten Keller ihres Hauses am Pappelbusch, vorbei an Bananenkisten voller Habseligkeiten. Sie stehen auf Rollbrettern, sind hochgebockt oder ins oberste Regalfach gestellt. Auf einer Kommode liegt ein Fotoalbum, die noch feuchten Seiten gewellt, die Fotos nicht mehr erkennbar.
"Das Wasser stand hier 48 Zentimeter hoch", sagt Ehemann Olaf Felske und zeigt eine Markierung an der Kommode. Dort, da sei das Wasser wie in einem Sturzbach heruntergelaufen, erzählt Felske und zeigt auf Treppenstufen im Keller. "Und hier lief alles komplett über", sagt der 61-Jährige und führt zur Zisterne im Garten.
Bochumer Familie hat häufiger Wasser im Keller
Wasser im Keller - das ist für die Felskes nichts Neues. "Unser Haus steht am tiefsten Punkt am Pappelbusch und in Altenbochum ist ohnehin besonders viel Grundwasser vorhanden", sagen sie. Seit knapp 30 Jahren wohnen sie dort, haben das ein oder andere Mal Wasser aus dem Keller gepumpt oder gewischt.
"Das war immer zu bewältigen, bis wir im August letzten Jahres komplett abgesoffen sind", sagt Olaf Felske. Möbel durchweichten, Koffer waren hinüber, Werkzeuge kaputt. "Akkuschrauber, Hochdruckreiniger, Laubbläser - alles kaputt", sagt Felske.
Mehr als 15.000 Euro investiert
Die Versicherung übernahm den Schaden und die Familie handelte: "Wir haben mehr als 15.000 Euro investiert und eine Hebeanlage einbauen lassen mit mehreren Rückstauventilen", sagt Ingrid Felske. Die Anlage verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation durch die Gullys hochgedrückt wird und in den Keller fließt. "Das hat uns die Stadt Bochum empfohlen, nachdem ein Berater vor Ort war", sagt Ingrid Felske.
Eine Zisterne, ein unterirdischer Sammelbehälter für Wasser, hatten die Altenbochumer schon früher angeschafft. "Auch den Anbau, den wir 1993 gebaut haben, haben wir extra auf eine Wanne gestellt", sagen sie. Gegenstände direkt auf dem Boden lagern - das machen sie schon lange nicht mehr.
Fluttore empfohlen
Doch als es Ende Juni so stark wie seit langem nicht regnete, war auch bei Familie Felske wieder "Land unter". "Wir sind der Lage nicht mehr Herr geworden", erinnert sich Olaf Felske. Bis vier Uhr morgens habe er mit Ablaufpumpen versucht, das Wasser aus dem Keller zu bekommen. "Da hat auch die Hebeanlage nichts mehr gebracht, weil das Wasser sich von der Straße aus einen anderen Weg gesucht hat", sagt er.
Soforthilfen des Bundes oder Landes wollen die Felskes nicht in Anspruch nehmen. "Wir haben Angst, dann später aus der Versicherung zu fliegen, wenn wir noch mal einen Schaden melden", sagen sie. Ein Berater der Stadt rückte noch einmal aus und gab den Felskes Ratschläge: "Uns wurden Fluttore und die Ausstattung einer Regenrinne mit Rückstauventilen empfohlen", so die Familie.
Stadt in der Pflicht?
Ihre Befürchtungen jedoch: Fluttore könnten das Wasser so hoch ansteigen lassen, dass es die Substanz der Hausfassade angreift. "Ein Rückstauventil an der betreffenden Regenrinne würde das Wasser zu unseren Nachbarn leiten, wenn wir ihnen Schaden zufügen ist das rechtlich nicht zulässig", so Ingrid Felske.
Es helfe außerdem nur gegen das Wasser aus der Kanalisation - nicht aber gegen das, was auf die Straße regnet. Für weitere Investitionen in den Hochwasserschutz sei inzwischen auch kein Geld mehr vorhanden. Die Altenbochumer setzen deshalb nun auf die Stadt: "Der Kanal muss vergrößert werden, außerdem halten wir Überlaufbecken für sinnvoll", sagen sie.
Das sagt die Stadt
Die Stadt plant solche Regenrückhaltebecken nicht. Auch die Kanäle in der Straße hält die Stadt für ausreichend dimensioniert. "Eine hydraulische Erweiterung ist kurzfristig nicht eingeplant, allerdings ist für 2027 eine bauliche Erneuerung geplant", teilt Stadtsprecherin Charlotte Meitler mit.
"Im weiteren Verlauf des Kanals im Glockengarten ist eine hydraulische Vergrößerung des Kanals geplant, der auch zur Entlastung des Kanals Am Pappelbusch führt", kündigt Meitner an. Diese Maßnahme sei für 2023 vorgesehen.
Starkregenberatung der Stadt
Die Stadt Bochum unterstützt Eigentümer bei der Beratung zum Schutz vor Überschwemmungen durch Starkregenberater. Diese beraten vor Ort, wie ein Gebäudes vor Überschwemmung und Rückstau gesichert werden kann.
Dabei wird auf Lichtschächte oder Kellereingänge geachtet und Möglichkeiten zur Sicherung vorgeschlagen.
Auf www.bochum.de gibt es eine Starkregengefahrenkarte und konkrete Ansprechpartner.