Bochum. Clubs und Diskotheken in Bochum dürfen wieder öffnen. Doch vielerorts bleibt es dunkel. Wo jetzt gefeiert werden kann – und wo (noch) nicht.
„Der Keller“, sagt Thomas Behrendt und hebt die Stimme, „wird weiter Geschichte schreiben.“ Aufhören? Geht nicht. Gibt’s nicht. Immerhin gilt das „New Orleans“, das der Bochumer seit 37 Jahren führt, als älteste Diskothek des Landes. Seit 1965 wird im „Zombiekeller“ am Südring geschwoft und geflirtet. Den 4. September, ein Samstag, hat Behrendt für die Wiedereröffnung ausgeguckt. „Dann machen wir weiter“, versichert Tommy, wie ihn alle nennen. „Allerdings auch nicht früher. Das wäre nicht zu verantworten.“ Eine Meinung, die in der Ausgehbranche aktuell überwiegt.
Bochum hat mit dauerhaften Inzidenzen unter 10 die Corona-Stufe 0 erreicht. Statt am 1. September gibt die Landesregierung den Clubs und Diskotheken schon seit dem vergangenen Wochenende grünes Licht. Voraussetzung: ein coronakonformes Hygienekonzept mit den drei G-Kriterien geimpft, getestet, genesen.
Discos in Bochum: Wo schon jetzt gefeiert werden kann
Der Auftakt war verhalten. Das „Three Monkeyz“ war der erste und – so heißt es – einzige Club in Bochum, der nach 16 Monaten kurzfristig wieder in den Party-Modus schaltete. 200 Gäste feierten ausgelassen, fast euphorisch die Nacht hindurch: „Endlich wieder tanzen!“
Der Club Thre3 Monkeyz startet aus dem Stand
In dieser Woche ging’s am Südring vorzeitig weiter. „Wir ziehen das Wochenende vor!“, rief die Affen-Bande am Donnerstag den „Monkeyz Thursday“ aus. Die „Matrix“ in Langendreer folgt am Wochenende (ab 22 Uhr): „You’re not alone“, wird in den sozialen Medien für die Wiedereröffnung an der Hauptstraße geworben: nach Testung und mit begrenztem Einlass.
„Stattstrand“ bleibt weiter geöffnet
Trotz der frühzeitigen Lockerung für Diskotheken und Clubs bleibt der „Stattstrand“ im Bermudadreieck mindestens bis zum Ende der Sommerferien in Betrieb. Das kündigt die Stadt auf Anfrage der WAZ an.
Die Beach-Fläche hinter der Diskothek Riff ist donnerstags bis samstags ab 19 Uhr geöffnet. Der Treff habe sich auch bei älteren Jugendlichen zunehmend etabliert, betont die Stadt, die das Alternativangebot finanziert.
Wie lange der „Stattstrand“ bestehen bleibt, werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Allein bleiben auch die Besucher in der Schlagerbar „Schulz“ im Bermudadreieck nicht (freitags/samstags ab 21 Uhr). Tanzen allerdings ist nicht erlaubt, bedauern die Betreiber, die in zwei Wochen eine Außenterrasse auf der Fläche von drei Parkplätzen einrichten wollen.
„Zeche“ wird derzeit umgebaut, „Party Arena“ wartet noch ab
Andernorts bleibt’s noch dunkel. Die „Zeche“ plant den Restart für Anfang September. Bis dahin sollen alle Umbaumaßnahmen inklusive einer neuen Lüftungsanlage abgeschlossen sein. Der Biergarten immerhin steht schon bereit (Freitag/Samstag ab 18 Uhr). Für das erste Live-Konzert seit März 2020 hat sich für den 16. Oktober Ex-„Luxuslärm“-Frontfrau Jini Meyer angesagt.
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„Frühestens Ende August“ soll es in „Party Arena“ (früher „Oberbayern“) wieder rundgehen. „Die aktuelle Situation erscheint uns viel zu unsicher. Auch das gesundheitliche Risiko ist noch zu groß. Hinzu kommt, dass es derzeit kaum Personal gibt. Wir warten noch ab“, heißt es am Nordring.
„Prater“ erhält für Entscheidung viel Beifall
Ebenso hält es der „Prater“ in Hofstede als Bochums größter Tanztreff. „Wir erachten es als falsch, so plötzlich wieder zu öffnen“, erklärt die Geschäftsführung. „In Zeiten wie diesen ist es uns eine ganz besondere Verantwortung, den Mitarbeitern und den Gästen gegenüber besonnen und überlegt umzugehen. Klar wollen wir wieder Geld verdienen, aber nicht um jeden Preis!“ Ein Statement, das auf der Prater-Facebook-Seite viel Beifall findet – nicht zuletzt mit Blick nach Essen, wo nach einer Club-Party am vergangenen Wochenende trotz Testpflicht mehrere hundert Gäste in Quarantäne mussten.
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„Zombiekeller“ knipst im September das Licht an
Auch Thomas Behrendt hält Sicherheit und Verlässlichkeit für unverzichtbar. „Lasst euch impfen, unser Leben muss weitergehen!“, appelliert er. Sein Versuch im Sommer 2020, ohne Tanz, allein mit Biertischen Publikum anzulocken, scheiterte nach vier Wochen krachend. Ab September, so sei seine Hoffnung, sei ein regulärer Disko-Betrieb wieder möglich.
Den Disco-Dino sterben zu lassen, dafür sei es noch viel zu früh. „Mindestens bis 60“ will er hinter der Theke stehen und Musik machen, sagt Tommy. Aktuelles Alter: 56.
Im Keller brennt noch Licht. Die Zombies müssen warten.