Bochum. 48 Lebkuchenherzen haben Bochumer Starlight-Fans für den Neustart des Musicals gekauft. Doch die Übergabe an die Darsteller droht zu scheitern.

Für Nika Kleemann stürzte der Sternenhimmel ein, als der Starlight Express im Frühjahr 2020 jäh gestoppt wurde. Für die 40-Jährige ist die Corona-Zwangspause besonders bitter. Mit mehr als 550 besuchten Vorstellungen zählt sie zu den treuesten Fans des Bochumer Rollschuh-Musicals. Umso größer ist die Vorfreude auf den geplanten Neustart im Herbst. Doch ein Willkommensgruß mit 48 Lebkuchenherzen droht zu scheitern. Grund: die Corona-Abstandsregeln.

„Starlight ist mein Lebenselixier“, sagt Nika Kleemann. Die Eppendorferin ist schwer krank. Herzinfarkt, Leukämie, Diabetes, Asthma, Wirbelsäulenverkrümmung: Schon dreimal, berichtet die gelernte Bibliothekarin, sei sie dem Tod von der Schippe gesprungen. Sie kann seit Jahren nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. Immer wieder habe sie jeglicher Lebensmut verlassen. Aktuell muss sie die Amputation ihres rechten Fußes befürchten. „Im Oktober fällt die Entscheidung.“

Starlight Express: Bochumerin hat schon 554 Shows gesehen

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Ihre Energiequelle ist der Starlight Express. 554 Shows hat Nika Kleemann seit 2013 gesehen. Finanzieren kann sie die Karten dank einer Erbschaft ihrer Großmutter. „Starlight ist meine Familie, mein Ein und Alles. Hier bin ich glücklich und kann meine Sorgen vergessen“, sagte sie 2018 beim Besuch der 500. Vorstellung. Zu mehreren Darstellern unterhält sie Freundschaften, bastelt und näht für sie. David E. Moore, bis vor fünf Jahren der Starlight-Papa, sei inzwischen „mein Ersatzvater“.

Das war einer der schönsten Momente ihres Lebens: 2018 besuchte Nika Kleemann ihre 500. Starlight-Vorstellung. Als Überraschung wurde sie nach der Show auf der Bühne von den Darstellern in die Mitte genommen und geehrt.
Das war einer der schönsten Momente ihres Lebens: 2018 besuchte Nika Kleemann ihre 500. Starlight-Vorstellung. Als Überraschung wurde sie nach der Show auf der Bühne von den Darstellern in die Mitte genommen und geehrt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Ohne ihre Mutter Annette und ihre Freundin Lara Franke (19) hätte sie die bislang 16 Monate ohne den Starlight Express „wohl nicht überlebt“, sagt Nika Kleemann. Sehnsüchtig fiebert sie dem Ende des Lok-Lockdowns Anfang Oktober entgegen. Um dem Team – darunter 23 neue Darsteller – den Einstieg zu versüßen, hat sie mit Lara Franke 48 Lebkuchenherzen in einer Manufaktur in Nürnberg in Auftrag gegeben, bei den Neulingen verziert mit den Namen. „Das hat 300 Euro gekostet.“ Viel Liebe steckt auch in einem Transparent mit der Aufschrift „Wir haben euch vermisst!“.

Fans wollen sich mit Fotos nicht zufriedengeben

Dienstag nächster Woche beginnen die Proben. Herzenswunsch von Nika & Lara ist es, ihre Herzen persönlich an ihre Starlight-Stars zu übergeben. Sie verstehen gut, dass dies wegen der strengen Corona-Auflagen nicht möglich ist. Aber: „Wir würden die Herzen am Bühneneingang ablegen und uns mit ausreichendem Abstand auf eine Mauer setzen. So könnten wir zumindest in die Gesichter der Darsteller blicken. Das ist uns sehr wichtig.“

Neustart am 3. Oktober geplant

Auf vier Millionen Euro beziffert die Starlight-Produktionsgesellschaft Mehr BB Entertainment GmbH die Verluste, die durch den Ausfall von 525 Vorstellungen (gerechnet bis Herbst) entstehen.Der Neustart ist für den 3. Oktober geplant. Zuvor finden am 1. und 2. Oktober Preview-Vorstellungen statt.Alle Infos und Tickets gibt es auf www.starlight-express.de.

Die Theaterleitung weist das Ansinnen zurück. „Wir lieben unsere Fans, gerade so treue Anhänger wie Nika Kleemann“, betont Sprecherin Manuela Wolf auf WAZ-Anfrage. Doch mit Blick auf den Restart in zweieinhalb Monaten müsse höchste Vorsicht gelten. Zwar darf das Transparent für alle sichtbar am Bühneneingang angebracht werden. Aber: „Theaterfremde Personen dürfen derzeit weder an noch in das Theater. Deshalb würde ich die Lebkuchenherzen entgegennehmen und den Teammitgliedern persönlich aushändigen. Davon werden Fotos für unsere Fans gemacht“, schlägt Manuela Wolf vor.

Hoffen auf ein Licht am Ende des Tunnels

Nika Kleemann ist enttäuscht. „Wir möchten unsere Engel lächeln sehen, wenn sie unsere Herzen bekommen. Ein Foto genügt uns nicht. Das muss doch coronakonform möglich sein, zumal wir beide doppelt geimpft sind und an dem Tag notfalls auch einen Corona-Test machen würden“, sagt Nika Kleemann. Sonst werde man mit der Herz-Aktion warten.

Ob der Starlight-Start doch noch versüßt wird? Die beiden Freundinnen hoffen auf ein Licht am Ende des Tunnels.