Bochum. Hochzeiten, Scheidungen, Geburten, Sterbefälle: Was hat Corona seit 2020 mit Bochum gemacht? Die aktuellen Zahlen bergen manche Überraschung.
Seit bald eineinhalb Jahren wird unser Leben von Corona geprägt. Die Pandemie führt zu Tod und Trauer, zu massiven Veränderungen und Einschränkungen. Privat ebenso wie beruflich. Spiegelt sich das auch in Zahlen und Statistiken wider? Die WAZ hat einige der aktuell verfügbaren Daten für Bochum gesammelt, verglichen und ausgewertet. Die Ergebnisse sind mitunter erwartbar, oft aber auch erstaunlich.
Sterbefälle
Besorgniserregend erscheinen die jüngsten Tabellen des Statistischen Landesamtes. Danach gab es in NRW zwischen Januar und Mai 1,5 Prozent mehr Todesfälle als im gleichen Zeitraum 2020. Ein Plus, das zwar auch in Bochum zu beklagen ist. In den ersten fünf Monaten 2021 starben 1900 Menschen: 42 mehr als ein Jahr zuvor. Der Vergleich mit 2019 zeigt jedoch, dass der Anstieg nichts mit Corona zu tun haben kann. Damals, weit vor der Pandemie, wurden zwischen Januar und Mai 1927 Sterbefälle verzeichnet – also nochmals mehr als in beiden Corona-Jahren.
Auch der Jahres-Vergleich deutet auf weitgehend normale Schwankungen hin. 2017 und 2018 gab es in Bochum jeweils mehr als 4500 Tote. 2019 waren es 4316, im vergangenen Jahr 4461 Sterbefälle.
Seit März verzeichnen die Gesundheitsbehörden in Bochum 166 Tote an und 77 mit Corona.
Geburten
Die Zahl der Babys in Bochum ist rückläufig. Zwischen Januar und Mai 2021 erblickten 1251 Kinder das Licht der Welt. Im Vorjahreszeitraum waren es 1315. Dabei las sich die Pampers-Bilanz 2020 noch höchst erfreulich. 3236 Babys wurden binnen Jahresfrist geboren – 125 mehr als 2019. Hält der aktuelle Trend an, könnte die Marke von 3000 bis zum Jahresende unterschritten werden. Für Mediziner und Sozialwissenschaftler kommt das wenig überraschend. Sie hatten frühzeitig vorhergesagt, dass viele Paare ihre Familienplanung in der Corona-Krise zurückstellen.
Bevölkerungsentwicklung
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Tendenz auch hier: negativ. Die Zahl der Einwohner geht laut Melderegister der Stadt zurück: von 372.193 im Jahr 2019 auf 370.899 Ende 2020. Dies fällt vor allem bei den Zuzügen junger Menschen (Stichwort: digitales Studium) und bei der Zuwanderung aus dem Ausland (Stichworte: Lockdown und Grenzschließungen) auf. „Gründe dafür könnten in der Corona-Pandemie liegen“, bekräftigt die Stadt.
Fraglos ist: Bochum wird älter. Aktuell sind 15 Prozent der Bochumer unter 18 Jahre. Die Altersgruppe Ü60 macht einen Anteil von 29 Prozent aus. Das Durchschnittsalter erreichte 2020 mit 44,5 Jahren einen neuen Höchstwert. 2000 lag es noch bei 42,7 Jahren.
Heiraten
Bemerkenswert: Trotz Corona meldet die Stadt für 2020 mehr Eheschließungen als im Vorjahr. 1515 Paare gaben sich – pandemiebedingt meist im kleinen Kreis – das Ja-Wort. 2019 waren es 1496. „Wir hatten allerdings durch das neue Eheschließungskonzept (mehr Trauungen an Eventorten, an Samstagen und Freitagnachmittagen) mit einer Steigerung gerechnet“, berichtet Stadtsprecher Peter van Dyk.
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Auch seit Jahresbeginn ist die Lust aufs Heiraten groß. Bis Mai traten 302 Brautpaare vors Standesamt. Der große Run steht dabei noch bevor. „Wir beobachten eine starke Konzentration der Terminanfragen auf die Monate August und September“, so van Dyk. Viele Eventorte seien trotz bereits geschaffener Zusatztermine ausgebucht. „Mit der alten Lohnhalle in Wattenscheid haben wir seit April zum Glück noch einen weiteren Eventtrauort im Angebot, an dem auch an Samstagen geheiratet werden kann.“
Scheidungen
Homeoffice, Homeschooling, Ausgangssperre: Die Pandemie hat massiv an den Nerven vieler Familien und Paare gezerrt. Eine akute Scheidungswelle ist in Bochum aber nicht zu beobachten. Im Gegenteil. Laut Amtsgericht ist die Zahl der Ehescheidungen sogar gesunken: von 1530 im Jahr 2019 auf 1417 im vergangenen Jahr. Auch Spätwirkungen ehelicher Corona-Krisen sind (noch?) nicht zu konstatieren: Mit 714 Scheidungen von Januar bis Juni bewegt sich die Halbzeitbilanz 2021 fast exakt auf Vorjahresniveau.