Bochum. 700 Jahre Bochum, die WAZ erinnert an Daten aus der Stadtgeschichte. 2. Juli 1915: Die Stadt übernimmt den historischen Adelssitz Haus Rechen.

Die Wasserburg Haus Rechen ist nur noch Erinnerung, nichts verweist mehr auf den Adelssitz, der bis 1945 an der Königsallee im Ehrenfeld lag – heute befinden sich auf dem Areal in Bochum die Kammerspiele und das Finanzamt Süd.

Haus Rechen entstand bereits im Mittelalter

Jeder, der vor dem Krieg in Bochum zur Schule gegangen ist, lernte damals im Heimatkunde-Unterricht die Geschichte dieser historischen Wasserburg kennen. Sie gehörte dem bis ins Mittelalter nachgewiesenen Adelsgeschlecht derer von Rechen und war Mitte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der Familie von Schell übergegangen; die Schellstraße im Ehrenfeld trägt diesen Namen.

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Haus Rechen war ein Idyll vor den Toren Bochums

Zwar ist Haus Rechen niemals eine Ritterburg gewesen, wohl aber ein besseres Bauerngut mit dem Herrenhaus als Zentrum. Anfang der 1770er Jahre war dieses Haupthaus in seinen noch im 20. Jahrhundert bekannten Endzustand umgebaut worden – auch wenn sich von der einstigen Gesamtanlage nur das frühere Wirtschaftsgebäude in die Moderne hatte retten können.

Auf dem Gelände des ehemaligen Hauses Rechen stehen heute das Finanzamt Süd (Bild) und die Kammerspiele des Schauspielhauses.
Auf dem Gelände des ehemaligen Hauses Rechen stehen heute das Finanzamt Süd (Bild) und die Kammerspiele des Schauspielhauses. © JBS

Es war ein Idyll zwischen Grünanlagen, wenn auch eines in ungenügendem baulichen Zustand. Als das neue Wohn- und Verwaltungsviertel Ehrenfeld in den 1910er Jahren entstand, erhob sich die Frage, ob man den „alten Kabachel“ überhaupt erhalten sollte. Die Stadt Bochum, die das Gelände südlich der Innenstadt entwickeln ließ, übernahm schließlich 1915 das Haus Rechen.

Ländlicher Charakter ging verloren

Umgeben von einem Weiher, zwischen Grünanlagen mit Bänken, lag diese Idylle bis 1945 unmittelbar vor den Toren Bochums, wobei sich durch die Verstädterung der einst ländliche Charakter von Haus Rechen schon stark verändert hatte.

Bis zur Zerstörung im Bombenkrieg blieb das Haus Rechen den Bochumern lieb und wert, nicht zuletzt, weil dort die erste heimatgeschichtliche Sammlung Bochum untergebracht war und öffentlich ausgestellt wurde. Nach dem Krieg wurde es nicht wieder aufgebaut.