Bochum. Friseur Hubert Jaisfeld aus Bochum legt auch mit 90 Jahren die Schere nicht aus der Hand. Zum Geburtstag meldete sich sogar Angela Merkel.
Es ist nicht das erste Mal, dass alle Welt über Hubert Jaisfeld staunt. Auch als der Friseurmeister 80 wurde, ließen die Reporter nicht lange auf sich warten. Am 24. Juni zu seinem 90. Geburtstag herrschte wieder allerhand Trubel zwischen den Trockenhauben. Der Obermeister der Friseur-Innung Edgar Pferner überreichte ihm mit Johannes Motz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ruhr, die Urkunde als Ehrenmitglied.
Tochter Sylvia Jaisfeld rückte mit ihrem Chor aus Datteln an und überraschte mit einem Salon-Konzert. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte wohl Wind von der Sache bekommen. Sie gratulierte dem aktiven Friseurmeister per Brief. Ganz zu schweigen von zahllosen telefonischen und persönlichen Glückwünschen der Stammkunden. Ja, und auch das Fernsehen hatte angefragt. Die Jaisfelds winkten ab – muss nicht sein.
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Mit 13 Ausbildung begonnen
Seine Ausbildung begann der Junge auf Anraten seines Vaters 1945 in Münster-Roxel. Da war er gerade mal 13 Jahre alt. „Ich wollte ja gar nicht“, sagt Jaisfeld, der mit fünf Geschwistern groß geworden ist. In der Nachkriegszeit sei es vor allem darum gegangen, über die Runden zu kommen, schildert seine Frau Rosemarie Jaisfeld (86). Einige Jahre später folgte er dem Ruf seines Onkels in den Friseursalon nach Langendreer. Dort half er eine Weile aus. Nach dem Tod des Onkels übernahm er den Salon und absolvierte 1958 die Meisterprüfung. „Ich schätze die ganze Atmosphäre und die Kundschaft“, sagt Jaisfeld heute über seinen Beruf. 1962 eröffnete er seinen Salon an der Straße In den Langenstuken. Bis zu sechs Mitarbeiterinnen beschäftigte er hier und bildete 30 Nachwuchskräfte aus.
Feier im Salon und im engen Kreis
Seinen 90. Geburtstag am 24. Juni feierte Hubert Jaisfeld in seinem Friseursalon. Als ältestes aktives Innungsmitglied erhielt er eine Ehrenurkunde, viele Blumen von Kunden sowie Geschenke von der Familie.
Hubert Jaisfeld feiert außerdem im Kreise seiner engsten Familie. Dazu gehören: zwei Töchter, vier Enkel und ein Urenkel. Auch seinen Kindern und Kindeskindern schneidet er selbstverständlich die Haare.
Jaisfeld öffnet noch immer an jedem Werktag. Seine Spezialität: Herrenhaarschnitte. „Fassonschnitte mit Kamm und Schere – viele nehmen heutzutage ja gleich die Maschine“, beschreibt er seine Lieblingsdisziplin. Dafür buchen ihn manche Stammkunden seit Jahrzehnten. Der Damensalon, den seine Frau leitete, öffnet nur noch für ganz wenige Stammkunden. „Ein paar über 90-Jährige lassen einfach nicht locker“, berichtet Hubert Jaisfeld schmunzelnd. Seine Frau sei ihm immer eine große Stütze gewesen: „Ohne meine Frau wäre ich mit 60 wohl endgültig in Rente gegangen“, lässt er wissen. Eine Zeit, in der es ihm gesundheitlich nicht gut ging und er kürzer treten musste, meisterte das diamantene Ehepaar gemeinsam.
Friseur hält sich fit
Der Friseursalon Jaisfeld verströmt das Flair der 60-er Jahre: cremefarbene Polsterstühle, glänzende Unterschränke und die Trockenhauben prägen das Interieur von Anfang an. Das ein oder andere wurde zwischenzeitlich generalüberholt, sodass hier alles frisch und schick aussieht. Der Friseurmeister selbst läuft flink im Salon umher. Wie er das macht? „Jeden Tag 15 Kilometer auf dem Ergometer“, lässt er wissen – nach Feierabend. „Wir haben nie ein Auto gehabt und waren immer zu Fuß unterwegs, bis vor zwei Jahren auch mit dem Fahrrad“, ergänzt seine Frau Rosemarie. Wann aber mit dem Salon Schluss sein soll, dazu hat Hubert Jaisfeld keine rechte Idee. Er zuckt mit den Schultern und sagt: „Es macht einfach Spaß!“