Bochum. . Hubert Jaisfeld steht auch mit 85 noch in seinem Salon in Langendreer und schneidet die Haare seiner Kunden– als ältester aktiver Friseur Bochums.
In Rente ist Hubert Jaisfeld schon lange. Genau genommen seit 25 Jahren. Doch das juckt ihn nicht. Er arbeitet weiter, immer weiter. Tag für Tag steht Jaisfeld – seit Kurzem 85 Jahre alt – in seinem Friseursalon in der Straße In den Langenstuken 16 in Langendreer und schneidet seinen Kunden die Haare. Und das so gut und akkurat, dass sie immer wieder kommen. Er kann Kamm und Schere also gar nicht zur Seite legen.
Findet jedenfalls Rainer Schmitz, der alle fünf Wochen seinen Kopf hinhält, damit Hubert Jaisfeld sein Werk verrichten kann. „Das wird schwer, wenn der Laden mal nicht mehr existiert“, weiß Schmitz. Seit seinem achten Lebensjahr schon lässt sich der heute 72-Jährige von Jaisfeld die Haare schneiden. „Ich gleiche sogar die Urlaubstermine mit ihm ab“, sagt Schmitz, der an sein Haar nur „Kamm, Shampoo und Hubert“ lässt.
Für ihn gibt es keinen besseren Figaro als Hubert Jaisfeld. „Fremdgehen“ kommt für Rainer Schmitz daher nicht in Frage. Es ist nicht nur Jaisfelds Gabe, mit Kamm und Schere umzugehen. „Auch das Menschliche kommt hier nicht zu kurz“, sagt Schmitz, der früher in der Gegend gewohnt hat. „Bei Hubert komme ich auf diese Weise mit, was hier noch so los ist.“
Stammkunden wurden mit ihm älter
In Jaisfelds Salon allerdings weniger als noch vor ein paar Jahren, als auch die Damen noch frisiert wurden. Doch seit sich Ehefrau Rosemarie – immerhin auch schon 80 – zurückgezogen hat, wird nur noch den Herren das Haar fein gemacht. Und das immer auf Termin. „Damit es nicht eng wird“, sagt Jaisfeld, der der älteste noch aktive Friseur der Innung ist.
Seinen ersten Salon eröffnete Hubert Jaisfeld 1952 eine Straße weiter, An den Lothen. Zehn Jahre später ging es „rüber“. Verändert hat sich in Jaisfelds Laden seither kaum etwas. „Die Einrichtung ist größtenteils noch von damals“, sagt er und zeigt stolz auf eine der Hauben, die aus den 60er Jahren stammen. „Die tun’s noch.“
Auch Hausbesuche gehören zum Service
Hubert Jaisfeld macht auch Hausbesuche, wenn ein Kunde gesundheitsbedingt nicht in den Salon kommen kann. „Das gehört dazu, dazu fühle ich mich verpflichtet“, sagt Jaisfeld, der zu diesen Terminen dann zu Fuß oder mit dem Bus anreist – er besitzt kein Auto.
Etwa 30 Auszubildenden hat Meister Hubert Jaisfeld das Haareschneiden beigebracht.
In den Hoch-Zeiten hatte Hubert Jaisfeld sechs Angestellte, heute steht er allein im Salon und betreut seine Stammkunden. „Viele sind mit mir alt geworden“, sagt er. Doch es kommen auch Jüngere. „Studenten vor allem, die in der Nachbarschaft wohnen.“ Und natürlich seine beiden Töchter und die vier Enkelkinder (8 bis 24 Jahre), die sich nur vom Papa bzw. Opa die Haare schneiden lassen. „Da muss ich immer am Puls der Zeit sein, was Frisuren-Trends angeht.“
„Es war eine schöne Zeit“, sagt Hubert Jaisfelds Frau Rosemarie. „Aber auch anstrengend. Wir haben mit nichts angefangen“, erinnert sie sich. „Und alles nach Feierabend auch selbst geputzt.“ Toll findet sie, dass noch immer Kontakt zu früheren Weggefährten besteht. Was sich jetzt beim 85. Geburtstag ihres Mannes wieder einmal zeigte. Der wurde natürlich im Salon gefeiert. Da gaben sich viele Gäste die Klinke in die Hand. „Und einem musste ich auch schnell noch die Haare schneiden“, lacht Jaisfeld. Wie lange er noch macht, weiß er genau: „Bis meine Frau sagt, dass es genug ist.“