Mitte. Whisky-Tasting am Laptop? Eine Bochumer Weinhandlung macht’s möglich. Die WAZ war beim betreuten Trinken zwischen Schoki und Schnittchen dabei.

„Slàinte mhath“, sagt Max Nuss und lächelt tapfer. Der gälische Trinkspruch geht dem 30-jährigen noch etwas schwerfällig über die Lippen. Kein Wunder: Als Chef von „Iulians Wein“ verkostet und verkauft der Händler gemeinhin Rebensäfte. Sein Whisky-Tasting feierte in diesen Tagen Premiere – virtuell, wie es in Corona-Zeiten üblich ist.

Seit sieben Jahren machen Max und Cristina Nuss ihre Leidenschaft zum Beruf. Zunächst an der Hattinger Straße, seit zwei Jahren an der Universitätsstraße führen sie einen Weinhandel. Ihre Spezialität: Tropfen aus Georgien, Rumänien und Moldawien.

Online-Tasting in Bochum: Nach dem Wein kommt der Whisky

Whisky hatte das Ehepaar bisher nicht auf dem (Bild-)Schirm. Bis Frank Gauert kam. Der 66-jährige zählt mit seinen „Whisky’n’more“-Messen zu den Experten des Destillats im Ruhrgebiet. 2009 war Premiere im Bochumer Jahrhunderthaus. Nach vier Börsen in der Gesellschaft Harmonie wechselte Gauert 2014 in die Jahrhunderthalle. Seit 2018 ist die Henrichshütte in Hattingen Heimstatt von „Whisky’n’more“.

In diesem Frühjahr musste die Messe wegen Corona erstmals ausfallen. Max Nuss sorgt für Ersatz. Seine Online-Weinproben laufen seit 2020 auf Hochtouren. Mit Frank Gauert war er sich schnell einig: Dieses Format könnte auch bei Whisky-Liebhabern ankommen – und solchen, die es werden wollen.

Betreutes Trinken mit Schoki und Schnittchen

59 Euro hat jeder der 18 Teilnehmer bezahlt, die sich um 19 Uhr in die Video-Schalte klicken. Das Paket umfasst sechs 2-cl-Whisky-Fläschchen, zwei Gläser und eine Tafel Schokolade, die zum Finale ihre Wirkung entfalten soll.

„Slàinte mhath“ (was so viel heißt wie „Gute Gesundheit!“): Das betreute Trinken kann beginnen. Allein, zu zweit oder als Herren-Quartett, im Jogger oder leichten Bieranzug: Die gut gelaunte Runde hat es sich in den Wohnzimmern und Küchen bequem gemacht. Schnittchen, Mettwurst und Käse sind auf den Tischen zu erblicken, ebenso wie Weißbrot, um das die Veranstalter ausdrücklich gebeten haben: „zum Neutralisieren.“

Max und Cristina Nuss betreiben in Bochum die Weinhandlung „Iulians Wein“. Jetzt veranstalteten sie erstmals ein Online-Whisky-Tasting.
Max und Cristina Nuss betreiben in Bochum die Weinhandlung „Iulians Wein“. Jetzt veranstalteten sie erstmals ein Online-Whisky-Tasting. © Jürgen Stahl

Hoch die Gläser – und die Nase trinkt mit

Frank Gauert hebt vor der Kamera sein Glas – und zu einem Vortrag über das Einmaleins des Single-Malt-Whiskys an. Einige seiner Tipps: Frühzeitig einschenken und das Glas mit den Händen wärmen. So entfalten sich die Aromen intensiver. Eis? In dieser Güteklasse verpönt. Und: Vor dem Schlucken den Riechkolben ausgiebig schnuppern lassen. Die Nase trinkt mit!

Weinbar ist wieder geöffnet

Über die Termine ihrer Online-Seminare informieren Max und Cristina Nuss auf der Homepage iulianswein.de. Auch die Weinbar an der Brunsteinstraße 1 ist jetzt wieder geöffnet.

Derweil hofft Frank Gauert, seine „Whisky’n’more“-Messe im Frühjahr 2022 fortführen zu können. Alle Neuigkeiten gibt es auf whiskynmore.de.

Ein Fläschchen nach dem anderen wird geleert. Anfangs zwei Glen Farclas aus der schottischen Premium-Region Speyside, zwölf Jahre alt, ein Feuerwerk gerade in der Sherry-Finish-Version. „Hilft auch gegen Mittelohrentzündung“, grinst Max Nuss. Im Mittelteil zwei Hillock-Whiskys, die Gauert in einem Fiege-Schwarzbier-Fass hat reifen (er nennt das: impfen) lassen. 45 Prozent. Mit Hopfennnote. Gibt’s nicht zu kaufen.

Trinkspruch geht am Ende leicht über die Lippen

Höhe- und Schlusspunkt: Zwei 1996er-Schotten vom Loch Lomond. 62 Umdrehungen und daher – ausnahmsweise – mit Wasser zu genießen. Dabei entfaltet die mitgelieferte dunkle Schokolade ihre segensreiche Süße.

Mehr als zwei Stunden dauert das Tasting, 15 Minuten Pinkelpause inklusive. Nuss & Gauert bieten bestes Infotainment und machen Lust auf mehr Hochwertiges und -prozentiges. Vielleicht nicht mehr an diesem Abend. Wobei: Das „Slàinte mhath“ geht uns Ruhrpott-Schotten am Ende erstaunlich locker über die Lippen...

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