Am Wochenende findet die Genussmesse „Whisky’n’More“ in Hattingen statt. Dabei ist auch die Destillerie Habbel aus Sprockhövel. Ein Ortsbesuch.

Michael Habbel führt das Glas unter die Nase und riecht tief hinein. „Von einem Nasenloch zum anderen“, sagt er und erklärt: „Bloß nicht schwenken. Das treibt den Alkohol in die Nase und es brennt.“ Ansonsten verhält es sich ähnlich wie mit Wein. Denn auch Whisky muss atmen. Dafür sorgt das richtige Glas: unten bauchig und oben schmal. „Das fängt das Aroma ein“, zeigt Habbel auf das Nosing-Glas in seiner Hand.

In den kommenden Monaten können Spirituosen-Fans die Prozedur der Verkostung auf unterschiedlichen Genussmessen in der Region erleben – wie zum Beispiel auf der „Whisky‘n‘More“, der größten Whiskymesse im Ruhrgebiet, an diesem Wochenende im LWL-Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen. Dort treffen sie auch Michael Habbel.

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„Whisky’n’More“ in Hattingen findet zum zwölften Mall statt

Der 71-Jährige ist Inhaber und Destillateur der Brennerei Heinrich Habbel in Sprockhövel, gegründet im Jahr 1887 und in Hattingen einer von 40 Ausstellern. 1977 hat Michael Habbel angefangen, Whisky zu brennen. 2013 gründete die Familie die Hillock Park Distillery, angelehnt an die etablierte Eigenmarke „Hillock“. „Whisky können Sie in der Regel nicht im Laden probieren“, nennt Frank Gauert (65) einen großen Vorteil solcher Messen. Zum zwölften Mal veranstaltet er die „Whisky‘n‘More“.

Whisky ist längst nicht mehr nur für Schotten und Iren das „Wasser des Lebens“ (übersetzt aus dem Keltischen). „Inzwischen haben wir in Deutschland sogar mehr Brennereien als in Schottland, nur eben deutlich kleinere“, sagt Michaela Habbel (31). Sie führt die Sprockhöveler Destillerie in vierter Generation und ist Vorsitzende des Verbands Deutscher Whiskybrenner. „Auf einmal gibt es die Brennereien von nebenan“, so Habbel. Das mache Whisky nahbarer und die Messen wiederum so beliebt, Regionalität zieht auch beim Alkohol. Und: Die Fans setzen mehr auf Qualität. „Man säuft nicht, man genießt.“

Michaela Habbel, Geschäftsführerin der Destillerie Habbel in Sprockhövel, probiert einen Whisky frisch aus dem Fass.
Michaela Habbel, Geschäftsführerin der Destillerie Habbel in Sprockhövel, probiert einen Whisky frisch aus dem Fass. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Whisky verbringt mehr als drei Jahre im Fass

Das ist vor allem beim Whisky so: „Er braucht Zeit, um zu reifen und man nimmt sich auch Zeit, um ihn zu trinken“, erklärt Frank Gauert. Erst, wenn das Destillat (es bildet die Basis) drei Jahre und einen Tag lang in einem Holzfass gelagert hat sowie einen Alkoholgehalt von mindestens 40 Prozent aufweist, darf es sich Whisky nennen.

Für das Aroma ist allein das Fass verantwortlich, in dem er reift. Im Klartext heißt das: Ihm darf nichts hinzugefügt werden. Entscheidend ist zum einen das Holz, aber auch, was vorher in dem Fass gelagert wurde. So sorgt zum Beispiel ein gebrauchtes Sherryfass für eine süßliche Note, ausgeflämmte („getoastete“) Hölzer geben hingegen eher einen rauchigen Geschmack.

Neben der Destillerie Habbel stellen auch die Sauerländer Edelbrennerei aus Kallenhardt, die Märkische Spezialitätenbrennerei aus Hagen und die Bottroper Manufaktur Schwarzer Rabe ihre Produkte auf der „Whisky’n’More“ vor. Bei einem Barbier oder einer Thai-Massage können die Besucher am Stand nebenan eine Pause vom Probieren machen.

Fr (16-22 Uhr) + Sa (12-20 Uhr), Henrichshütte, Werksstr. 31-33, Hattingen. Eintritt: 12 € inkl. Tastingglas und kostenloser Nutzung des ÖPNV im Ruhrgebiet. Whiskytastings ab 30 €. Mehr Infos auf oder unter .

Schon gewusst?

Herstellung. Whisky wird aus Getreide (Gerste, Weizen, Mais etc.) hergestellt, das mit Wasser und Hefe vergoren wird. Bis zur Destillation (Brennen) ist der Vorgang dem Bierbrauen ähnlich.

Verdunstung. Nach 15 Jahren Lagerung verdunstet etwa die Hälfte des Whiskys im Fass. Diesen Anteil bezeichnen Experten als „Angels’ share“.

Weltrekord. Der bisher teuerste Whisky der Welt ist ein 60 Jahre alter Macallan Single Malt. 2019 wurde eine einzige Flasche davon in London für unglaubliche 1,7 Millionen Euro versteigert.

Unter Tage. Habbels neun Jahre alter „Hillock“-Whisky hat 14 Monate lang in Süßweinfässern im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum gelagert.

Mehr hochprozentige Messen:

Rum und Zigarren – so geht kubanisches Feeling. Das bescheren 30 Aussteller den Besucher der „Cologne Spirits“ im Atrium des Kölner MediaParks.

13.3. (16-21 Uhr)+14.3. (12-20 Uhr), Köln, Mediapark 6, Karten ab 30 € inkl. Nosing-Glas. Mehr Infos unter

Auf der Whisky Fair Rhein-Ruhr in Düsseldorf finden im Industrie-Ambiente der Classic Remise Tastings und Beratungen statt.

28.3. (12-20 Uhr)+29.3. (12-19 Uhr), Düsseldorf, Harffstr. 110a. Eintritt: 12 € inkl. Whisky-Glas und Glashalter. Mehr Infos unter

In Oberhausen hält man es mit Absicht klein. Die Hausmesse „Just Whisky“ konzentriert sich exklusiv auf besagte Spirituose.

5.6. (16-22 Uhr)+6.6. (12-20 Uhr), Zentrum Altenberg Oberhausen, Hansastr. 20, Tickets ab 10 € inkl. Tastingglas. Mehr Infos unter

Die Aquavitae ist NRWs größte Spirituosen-Messe. In Mülheim können sich Besucher durch Whisky, Gin, Rum und vieles mehr probieren.

24.10. (12-20 Uhr)+25.10. (12-19 Uhr), Stadthalle, Am Schloß Broich, Mülheim. Eintritt: 12 € inkl. Whisky-Glas. Mehr Infos auf