Bochum. Markus Wahl ist Taxifahrer mit Leib und Seele. Doch das letzte Jahr brachte den Chef von Taxi Bednarz in Bochum an den Rand der Verzweiflung.

Obwohl sie vielen Menschen Tag und Nacht wertvolle Dienste erweisen: Zu den größten Verlierern der Corona-Krise gehören die Taxifahrer. Ihre Einnahmen stürzten ins Bodenlose, viele Fahrer gingen in Kurzarbeit oder hingen ihren Job gleich ganz an den Nagel.

Auch hinter Taxi Bednarz liegt das härteste Jahr der Firmengeschichte: „Ich hab monatelang schlecht geschlafen und hatte echte Existenzängste“, so blickt Inhaber Markus Wahl (52) auf ein denkwürdiges Jahr zurück. Doch der Optimismus stirbt in der Taxibranche zuletzt: „Jetzt kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen“, meint er.

Viele Fahrgäste vertrauen auf Taxi Bednarz in Bochum

Wer in Bochum ein Taxi bestellt, der greift dafür nicht selten zur bewährten Nummer von Taxi Bednarz in Weitmar-Mark. Vor allem im Bochumer Süden und Südwesten erfreut sich die Taxi-Flotte großer Beliebtheit – egal ob für die Wege zum Flughafen, zum Krankenhaus oder einfach von der Kneipe nach Hause. Seit 2011 leiten Markus Wahl und seine Frau Gaby das Geschäft und bauten es von drei Taxen auf mittlerweile 12 Fahrzeuge aus – darunter sind vier E-Autos, was im Taxigeschäft eine echte Seltenheit ist.

Rund 50 Mitarbeiter beschäftige Taxi Bednarz vor der Corona-Krise, darunter auch Aushilfen und Teilzeitkräfte. „Das florierte richtig“, erzählt Markus Wahl, der als Chef des ganzen Ladens nicht nur hinter dem Schreibtisch sitzt, sondern selber auch viel als Fahrer unterwegs ist. Doch was im Frühjahr des letzten Jahres geschah, als das Virus nach Deutschland kam: Daran denkt Markus Wahl mit einem Schaudern. „Es brach von heute auf morgen alles weg“, erzählt er. „Das war, als wäre ein schwerer Stein den Abhang runtergefallen.“

Sämtliche Aufträge waren plötzlich gestrichen

Fast sämtliche Aufträge waren storniert. Die Transfers zum Flughafen oder zum Busbahnhof: gestrichen. „Selbst die Fahrten zu den Krankenhäusern fanden kaum noch statt, weil viele OPs ausfielen“, so Wahl. Die Telefone in der Taxizentrale, früher im Dauereinsatz, standen plötzlich still. An ganz schlechten Tagen zählte Wahl bis zu 70 Prozent weniger Fahrten als zuvor: „Damit muss man erst mal klarkommen“, sagt er. „Ich hatte Angst, den monatlichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können.“

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Wahl musste reagieren, meldete einige Fahrzeuge ab und schickte manche Fahrer in Kurzarbeit. Einige Aushilfen musste er entlassen: „Es gab auch welche, die wegen des Coronavirus gar kein Taxi mehr fahren wollten“, erzählt er. Dagegen sah er sich plötzlich mit einem Berg an Bürokratie konfrontiert.

Zweite Corona-Welle fast schlimmer als die erste

Um zu retten, was zu retten war, beantrage Wahl Unterstützung aus dem Corona-Hilfsfonds. „Wir waren ohnehin mit den Nerven am Ende. Was das für ein Aufwand war, diese komplizierten Anträge auszufüllen, das ärgert mich noch heute.“ Lange habe er danach aufs Geld gewartet: „Wir mussten alles vorfinanzieren. Ohne gute Reserven hätten wir unser Geschäft nie durch diese Krise gebracht.“

Nach der zweiten Corona-Welle, die sein Taxiunternehmen fast noch heftiger getroffen habe als die erste, scheint sich die Lage seit knapp zwei Monaten etwas zu entspannen. „Die meisten Fahrer sind geimpft, die vielen Hygieneauflagen beachten wir weiter sehr genau.“ Das heißt: Fahrer und Fahrgäste tragen während der ganzen Tour FFP2-Masken. „Wer sich weigert, den können wir leider nicht mitnehmen“, so Wahl.

Niemand kommt ohne FFP2-Maske ins Taxi

Nach jeder Fahrt wird das Auto desinfiziert: „Was das allein für Zeit kostet, ist sagenhaft.“ Auf die Installation von Plexiglasscheiben hat Wahl in seinen Taxis verzichtet: „Da bleiben trotz der Scheiben überall große Spalten offen. Das bringt doch nichts“, meint er. Dafür setzt er auf eine genaue Kontaktverfolgung – und betont, dass sich kein einziger seiner Fahrer bislang mit dem Coronavirus infiziert habe.

So scheint es, als sei Taxi Bednarz mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen. „Die Hoffnung ist groß, dass es endlich aufwärts geht“, sagt er. „Dann kann ich vielleicht auch wieder besser schlafen.“ Wenn die Geschäfte, Restaurants, Kneipen und Hotels wieder öffnen, müssen seine Taxis zur Stelle sein. „Wir sind ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft“, sagt Markus Wahl. „Das vergessen viele leicht.“

Info: Mit vier E-Taxis echte Pioniere

Im Jahr 2014 schrieb Taxi Bednarz an der Kemnader Straße 13a in Bochum-Weitmar ein Stück Taxigeschichte: Vier Autos wurden in Betrieb genommen, die komplett elektronisch fahren. „Damit waren wir deutschlandweit echte Pioniere“, erinnert sich Inhaber Markus Wahl. „Die E-Taxis fahren immer noch wie eine Eins.“ Info: Tel. 0234 / 490024.

In unserer Serie „Corona-Helden“ porträtieren wir Menschen, die während der Corona-Krise ganzen Einsatz zeigen, aber nur selten im Rampenlicht stehen: darunter Supermarkt-Angestellte, Paketboten und Altenpfleger.