Essen. Essens Taxibranche leidet schwer unter der Pandemie. Auf den Straßen sind weniger Fahrzeuge unterwegs. Die Zahl der Konzessionen sinkt auf 401.

Die nunmehr 13 Monate anhaltende Corona-Krise macht dem Essener Taxigewerbe mehr und mehr zu schaffen. Auf den Straßen sind weniger „Droschken“ unterwegs, Taxiunternehmer geben ihre Konzession zurück. Und nun droht auch noch die Ausgangssperre.

„In guten Zeiten hatten wir 270 Fahrzeuge“, berichtet Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Taxi Essen. Aktuell fahren nur noch 220 Taxen für Essens größte Taxizentrale, so Rosmanek. Corona verhagelt den Unternehmern das Geschäft.

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So mancher Droschkenkutscher hat bereits aufgegeben oder lässt seine Konzession ruhen. So hat die Stadt Essen derzeit nur noch 401 Konzessionen vergeben, von denen 33 nicht einmal genutzt werden – fünf davon seit Anfang Januar, teilte das Amt für Straßen und Verkehr jetzt auf Anfrage mit. Vor der Pandemie waren es nach Angaben der Behörde 501 Konzessionen, wobei diese Zahl aus Mai 2019 stammt. Wenn Corona auch nicht allein für den Rückgang verantwortlich ist, so hat die Krise aber augenscheinlich dazu beigetragen.

Taxis sind Bestandteil des Öffentlichen Personennahverkehrs

Zumal das Geschäft am Abend und an den Wochenenden regelrecht zusammengebrochen ist, wie Michael Rosmanek berichtet. In der Zentrale von Taxi Essen stehen die Telefone dann still. „Wir können die Disponenten abends eigentlich nach Hause schicken. Sie haben nichts zu tun.“

Doch so einfach ist das nicht. Taxis sind Bestandteil des Öffentlichen Personennahverkehrs, laut Personenbeförderungsgesetz gilt eine Betriebspflicht. „Ein Taxi lebt vom 24-Stunden-Dienst“, sagt Rosmanek. Fakt sei aber seit Corona: „Wir leben nur noch vom Tagesgeschäft.“

Die Taxi-Genossenschaft hält sich nach den Worten ihres Geschäftsführers insbesondere durch Fahrten zu Ärzten, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen über Wasser. Auch Taxifahrten zum Impfzentrum in der Messe Essen tragen inzwischen ihren Teil bei zum Geschäft. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sei der Umsatz um etwa 20 Prozent zurückgegangen, so Rosmanek. In anderen Städten sehe es sogar noch düsterer aus.

Fahrten zu Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen halten die Taxibranche über Wasser

Nicht nur dort: Rolf Prosch, Mitgesellschafter der Taxi-Vermittlung „Taxi Süd“ beziffert den Umsatzrückgang gar auf 40 bis 50 Prozent. Das Tagesgeschäft laufe „noch relativ normal“, bestätigt Prosch. Nicht zuletzt Dank der Fahrten zum Elisabeth- und zum Kruppkrankenhaus. Die Nachtschichten seien für ihn eine Art Selbstkasteiung, berichtet der Taxiunternehmer. Denn es sei fast nichts los. Es gab schon Nächte, da hatte Prosch am Morgen nur 30 Euro im Portemonnaie.

Taxi-Konzessionen

Ein 2013 im Auftrag der Stadt Essen erstelltes Gutachten nannte 530 Taxikonzessionen als Zielgröße. Seinerzeit hatte die Stadt 560 Konzessionen vergeben. Nach Einschätzung der Gutachter wäre der Markt bei einer Zahl von 400 bis 450 Konzessionen gedeckt.

Die Stadt vergab daraufhin keine neuen Konzessionen, durch Betriebsaufgaben Insolvenzen oder den Entzug von Genehmigungen ging die Zahl zurück, so dass die Zielgröße unterschritten wurde, wie die Verwaltung im März vergangenen Jahres anlässlich der Festlegung der neuen Taxitarife mitteilte. Die Rede war von „rund 500“ Konzessionen.

Eine drohende Ausgangssperre mache es seiner Branche da nicht leichter. Im Gegenteil. Zwischen 21 Uhr und 5 Uhr dürfte praktisch niemand mehr seine Wohnung verlassen. Noch ist nicht klar, ab wann auch in Essen eine Ausgangssperre gilt. Die Inzidenz liegt aber weiterhin deutlich über 100. An einem verschärften Lockdown käme die Stadt damit nicht vorbei.

„Ich bin froh, dass ich nur eine Taxe habe. Wer mehrere Wagen hat, hat es schwerer“, sagt Prosch, der nicht ausschließen will, dass Kollegen ihre angestellten Fahrer in Kurzarbeit schicken. „Wenn sie es nicht längst getan haben.“ Er selbst habe sich mit seinen 64 Jahren in den vergangenen Monaten des Öfteren gefragt: „War es das jetzt für dich und dein Taxi?“