Bochum-Innenstadt. Der Verkehrsversuch auf der Hans-Böckler-Straße brachte nicht den erwünschten Erfolg. Deshalb will die Stadt Bochum jetzt rigoroser einschreiten.

Mitte September 2018 startete der Verkehrsversuch auf der Hans-Böckler-Straße mit dem Ziel, den Verkehr zu reduzieren, die Anwohner zu entlasten und den Fußgängern mehr Sicherheit zu geben. 2019 wurde das Pilotprojekt wegen zu geringer Erfolge noch einmal verschärft. Seither habe sich zwar einiges verbessert, gefährliche Verkehrssituationen gebe es aber weiterhin. Deshalb will die Stadt jetzt zu drastischen Maßnahmen greifen.

Sperrung in beiden Fahrtrichtungen

Auch interessant

So soll die Hans-Böckler-Straße zwischen Willy-Brandt-Platz und Brückstraße in beide Fahrtrichtungen für den Individualverkehr gesperrt werden. Die Durchfahrt ist dann lediglich für den ÖPNV und Radverkehr, für Lieferverkehre in eingeschränkten Lieferzeiten und zu privaten Stellplätzen gestattet.

Die Einfahrt in den Willy-Brandt-Platz am Rathaus vom Westring aus soll als Sackgasse weiterhin möglich sein. Dazu soll eine Wendefläche in Höhe der Zufahrt Am Schlegelturm angelegt werden. In diesem Bereich des Willy-Brandt-Platzes will die Stadt künftig die Stellplätze für Taxis und Menschen mit schwerer Behinderung anordnen.

Daran anschließend wird der Willy-Brandt-Platz ebenfalls gesperrt und die Durchfahrt nur für den Linienverkehr, für Lieferverkehre in eingeschränkten Lieferzeiten und zu privaten Stellplätzen gestattet. Dadurch soll konsequent verhindert werden, dass Fahrzeuge von der Alleestraße bzw. dem Westring über den Willy-Brandt-Platz sowie die Hans-Böckler-Straße in Fahrtrichtung Norden abkürzen.

Auch Viktoriastraße ohne Individualverkehr

Die Viktoriastraße wird im Zuge der Entwicklung des Haus des Wissens in dem Abschnitt zwischen Junggesellenstraße und dem Willy-Brandt-Platz vollständig vom Individualverkehr frei gehalten. Die Nutzung ist lediglich für den Rad- und Fußverkehr, für Anlieferungen sowie für die Zufahrt zu privaten Stellplätzen möglich. Aufgrund der Verlegung der heute noch über den Husemannplatz verlaufenden Buslinien gilt dasselbe für den Abschnitt der Viktoriastraße zwischen der ABC- und der Junggesellenstraße. Die Junggesellenstraße wird zur Sackgasse.

Auch interessant

Bis dahin gibt’s noch viel zu tun: Bushaltestellen vor dem Rathaus müssten verlegt werden, neue Fußgängerbeziehungen zwischen dem Haus des Wissens und dem Rathausplatz erfordern Eingriffe. Die Rathauskreuzung selber muss dabei auf ihre Funktion und Gestaltung geprüft werden. Zudem muss für die geänderte Verkehrsführung die Beschilderung angepasst und Wendemöglichkeiten geschaffen werden.

Die Maßnahmen sollen in Kraft treten, wenn die Busse aufgrund des Baubeginns des Husemannplatzes nicht mehr über den Husemannplatz fahren dürfen, voraussichtlich also 2022.

Rechtsabbiege-Gebot wird zurückgenommen

Bis dahin bleiben die Verkehrsregelungen des Verkehrsversuches Hans-Böckler-Straße bis auf eine Ausnahme bestehen: Da das Rechtsabbiege-Gebot in die Brückstraße hier zu einer Mehrbelastung führt, wird diese Regelung zurückgenommen.

Auch interessant

Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte befasst sich am Donnerstag (20.) mit dem Thema, bevor der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 26. Mai die Maßnahmen entscheidet. Die Geschichte um die Verkehrssituation der Hans-Böckler-Straße ist lang. Der Seniorenbeirat beschäftigte sich seit 2011 mit dem Thema, weil insbesondere ältere Menschen das Überqueren der Straße in Höhe der City-Passage stets als zu gefährlich empfanden.

Viele Ideen geprüft und verworfen

Die Stadt hat in der Vergangenheit zusammen mit der Polizei weitere Ideen geprüft wie Einengung der Fahrbahn, Einbau von Berliner Kissen – diese Art der Verkehrsberuhigung hatte der Seniorenbeirat schon 2011 vorgeschlagen – Ausweisung der Hans-Böckler-Straße als Einbahnstraße oder Umbau zur Fußgängerzone.

Die Vorschläge wurden alle verworfen, entweder aus Kostengründen, oder weil sie als uneffektiv eingeschätzt werden.

In der Folge wurden verschiedene Eingriffe geprüft, so etwa die Verengung der Fahrbahn auf Höhe der Passage für die Fußgänger. Dann fielen Parkplätze weg zugunsten von mehr Sicherheit für Radfahrer. Eine konsequente Sperrung, wie sie jetzt ins Auge gefasst wird, wurde stets von den ansässigen Geschäftsleuten abgelehnt.

Verkehrsverstöße und Falschparker

Das Ingenieurbüro PTV Planung Transport Verkehr AG hat das Verkehrskonzept Innenstadt erarbeitet, dazu gehört auch die Hans-Böckler-Straße. Die bisherigen Beobachtungen und Zählergebnisse des Verkehrsversuches decken sich mit der gutachterlichen Beurteilung im Rahmen des Verkehrskonzeptes.

Bei der Verkehrsüberwachung werden, so das Planungsamt, regelmäßig Verstöße, insbesondere beim Parken/Halten mit zeitlich kurzer Dauer, festgestellt. Es kommt zudem immer wieder zu kurzfristigem Falschparken von Kundinnen und Kunden der Sparkasse und der Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandels.

Zu massiven Gefährdungen kommt es beim Parken auf dem Radweg, weil Radfahrende dann in den Schienenbereich ausweichen müssen.