Bochum. . Nur wenige Autofahrer halten sich an die neuen Verkehrsregeln an der Hans-Böckler-Straße in Bochum. Nun droht weiter die Komplett-Sperrung.
Weil sich kaum Autofahrer an die neue Verkehrsregelung an der Hans-Böckler-Straße halten, droht der Verkehrsachse in der Innenstadt nun doch weiter die Komplettsperrung. Zur Erinnerung: Seit dem Ende der Sommerferien dürfen Autofahrer nur noch aus Richtung Viktoriastraße kommend auf die Hans-Böckler-Straße fahren.
Es gilt: Anlieger frei – die Ausnahmen gelten für Busse, Taxen, Radfahrer, Anwohner mit Stellplätzen und Nutzer der Tiefgarage. Ziel der Regelung war es, den Verkehr durch parkplatzsuchende Autos zu reduzieren und so die Gegend auch für Fußgänger sicherer zu machen.
„Der Verkehrsversuch ist krachend gescheitert“
Dass das bisher nicht funktioniert hat, da sind sich Politiker aller Parteien nahezu einig. „Hunderte Autos ignorieren das und fahren einfach durch die Sperrung. Der Verkehrsversuch ist krachend gescheitert“, sagt Dennis Rademacher von der Fraktion FDP/Stadtgestalter. „Die Straße ist um kein Deut sicherer geworden.“
Auch Sebastian Pewny von den Grünen sieht Nachbesserungsbedarf. „Von der erwarteten Halbierung des Durchgangsverkehrs sind wir noch weit entfernt.“ Die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer habe sich nicht deutlich verbessert. „Ein Problem ist, dass die für den fließenden Verkehr zuständige Polizei keine personellen Kapazitäten für regelmäßige Kontrollen hat.“ Auch gegen das absolute Halteverbot auf dem „nicht abgepollerten“ Teil des Rathausplatzes werde konsequent verstoßen.
Schwierigkeiten bei Kontrollen
„Nach meinen persönlichen Beobachtungen ist keine wesentliche Besserung festzustellen“, sagt auch CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Haardt. „Insbesondere für die Fußgänger vermag ich keine wirkliche Besserung festzustellen.“ Es seien möglicherweise mehr Kontrollen nötig, um „einen nachhaltigen positiven Effekt zu erreichen. Dass der noch nicht eingetreten ist, sagt auch SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens. „Der Erfolg ist mäßig. Nicht alle halten sich an die neuen Regeln. Aber es ist etwas besser geworden.“
Problem ist seit Jahren bekannt
Bereits 2011 hatte der Seniorenbeirat die Hans-Böckler-Straße als gefährlich kritisiert. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Stundenkilometern werde nur selten eingehalten.
Außerdem werde die Straße häufig vom Durchgangsverkehr zwischen Nord- und Westring genutzt, so hieß es vom Seniorenbeirat.
Während die Politik nach mehr Kontrollen ruft, hat die Polizei dabei mit ganz konkreten Schwierigkeiten zu kämpfen. Gerade Anlieger-Frei-Regelungen seien besonders schwierig zu kontrollieren, heißt es auf Nachfrage. „Wer in die Tiefgarage will, der hat ein Anliegen und darf durchfahren. Wir haben da keine Handhabe“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Wie oft die Polizei in den vergangenen Wochen an der Hans-Böckler-Straße kontrolliert habe, könne er nicht sagen.
Grüne: Sperrung „nicht unwahrscheinlich“
Die Stadtverwaltung plant für kommende Woche eine Verkehrszählung an der Hans-Böckler-Straße. Sollte der Verkehrsversuch tatsächlich scheitern, droht als letzte Maßnahme eine Sperrung der Hans-Böckler-Straße, wie sie FDP und Stadtgestalter von Beginn an gefordert hatten. Auch SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens steht so einer Lösung mittlerweile „nicht abgeneigt“ gegenüber. Zustimmung auch bei den Grünen. Sie halten eine Sperrung für „nicht unwahrscheinlich“.