Bochum. Mehr Tote, weniger freie Intensivbetten, neue Regeln: Die aktuelle Corona-Lage in Bochum wirft manche Fragen auf. Wir geben die Antworten.

Immer mehr Todesfälle, nur noch wenige freie Intensivbetten, zugleich Lockerungen für Geimpfte und Genesene: Zwiespältig erscheint die Corona-Lage in Bochum. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Entwicklung.

Wie ist die Situation in den Kliniken?

Binnen einer Woche meldeten die Krankenhäuser zehn Sterbefälle an oder mit Corona, der jüngste ein 52-jähriger Mann in der Augusta-Klinik. Die Intensivstationen arbeiten am Anschlag. Laut Intensivmediziner-Vereinigung DIVI sind in Bochum am Montag zehn der 168 Intensivbetten frei. 27 Covid-19-Patienten müssen intensivmedizinisch versorgt werden, 20 mit künstlicher Beatmung.

Wie entwickelt sich die Sieben-Tage-Inzidenz in Bochum?

Nach einem deutlichen Anstieg ab März war Ende April mit Werten über 180 der vorläufige Höchststand 2021 erreicht. Zuletzt bewegten sich die Zahlen um 150. Sorge bereitet aber nicht nur die besonders infektiöse britische Mutante B.1.1.7, die bei mehr als jeder zweiten Neuansteckung in Bochum nachgewiesen wird, sondern auch die gefährliche brasilianische Virus-Variante, die in sechs Fällen bestätigt wurde.

Terminshopping mit Corona-Test (hier im März in der Mayerschen Buchhandlung) ist in Bochum derzeit nicht möglich. Dafür muss die Inzidenz an fünf Tagen unter 150 liegen.
Terminshopping mit Corona-Test (hier im März in der Mayerschen Buchhandlung) ist in Bochum derzeit nicht möglich. Dafür muss die Inzidenz an fünf Tagen unter 150 liegen. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Corona in Bochum: Erleichterungen für knapp 45.000 Bochumer

Seit Montag gelten mehr Rechte für Geimpfte und Genesene in NRW. Was bedeutet das für Bochum?

Erleichterungen für rund 44.000 Bürgerinnen und Bürger: 30.646 Frauen und Männer, die vollständig geimpft sind, sowie 13.365 Bochumer, die eine Corona-Infektion überstanden haben. Bei Vorlage des Impfpasses (frühestens 14 Tage nach der zweiten Impfung) bzw. PCR-Tests (frühestens nach 28 Tagen, nicht älter als sechs Monate) müssen sie ab sofort keinen negativen Corona-Test mehr vorweisen.

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Wo gilt das in Bochum?

Nicht im Einzelhandel. Dort können Kunden derzeit nur bestellen und abholen („Click & Meet“). Die Läden dürfen als „Test, Click & Meet“ erst wieder eingeschränkt öffnen, wenn die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 150 gesunken ist. Das wäre in Bochum (aktuell 153,2 laut Stadt, 147,4 laut RKI) frühestens nächste Woche in Sicht. Die Kontaktbeschränkungen sowie die Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr gelten vorerst weiter für alle. Von der Neuregelung profitieren Geimpfte und Genesene hingegen beim Friseur, beim Besuch im Tierpark oder in der Schule, wo Schüler mit überstandener Infektion nicht mehr an den morgendlichen Tests teilnehmen müssen, wenn wieder Präsenzunterricht erlaubt ist.

Hausärzte können auch nächste Woche auf 13.500 Impfdosen hoffen

Gibt es Hoffnung auf schnellere Impfungen?

Mehr als das. Im Impfzentrum werden in dieser Woche täglich 1500 Menschen versorgt – fast ausschließlich mit Biontech. „Astrazeneca wird bei uns nur zehn bis 20 Mal als Zweitimpfung für Über-60-Jährige eingesetzt“, sagt Leiter Björn Sperber. Die Taktung im Ruhrcongress könnte kurzfristig erhöht werden, nachdem seit Freitag auch Menschen mit Behinderungen oder schweren körperlichen und psychischen Vorerkrankungen einen Termin im Impfzentrum vereinbaren können.

In welchem Maße spritzen die Hausärzte?

Auch in den Praxen nehmen die Impfungen an Fahrt auf. Seit Anfang April wurden hier 21.872 Erst- und 268 Zweitimpfungen vorgenommen. In dieser Woche stehen den 230 teilnehmenden Haus- und Fachärzten 13.500 Dosen zur Verfügung: 7200 Biontech und 6300 Astrazeneca. Für die nächste Woche sei die gleiche Menge zu erwarten, kündigt die Kassenärztliche Vereinigung an.

Vorbehalte gegen Astrazeneca – Ärztenetz warnt

Welche Erfahrungen machen die Bochumer Ärzte mit Astrazeneca?

„Die unberechtigten Vorbehalte nehmen zu“, beobachtet Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (MedQN) Bochum mit 150 angeschlossenen Haus- und Fachärzten. „Termine werden nicht eingehalten und müssen mühsam neu besetzt werden. Manche Ärzte bleiben auf dem Vakzin sitzen“, sagt Tenholt, verweist auf ausführliche Informationen auf der Internetseite www.medqn.de und appelliert: „Astrazeneca ist kein Impfstoff zweiter Wahl. Geht es so weiter, werden wir das gemeinsame Ziel nicht erreichen!“

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