Bochum. Die britische Virus-Mutante greift um sich. Erstmals sind in Bochum über die Hälfte aller Ansteckungen darauf zurückzuführen. Die Sorge wächst.

Die britische Virus-Mutation greift in Bochum immer weiter um sich. Erstmals war am Dienstag mehr als jede zweite Neuinfektion auf die Mutante B.1.1.7 zurückzuführen. Sie gilt nicht nur als ansteckender, sondern führt auch zu schwereren Krankheitsverläufen – was sich in den Kliniken leidvoll widerspiegelt.

Am 1. Februar war die Mutante erstmals in Bochum nachgewiesen worden; damals bei zwei Corona-Patienten im St.-Josef-Hospital. Seither fielen 2237 weitere Tests auf B.1.1.7 positiv aus. Die jüngste Entwicklung bekräftigt die Warnungen vor einer massiven Ausbreitung: Aktuell sind 1033 Bochumerinnen und Bochumer mit Corona infiziert – 610 von ihnen mit dem britischen Virus. Tags zuvor waren es erst 461.

Corona in Bochum: Nur noch 15 Intensivbetten frei

Weniger besorgniserregend sind die Zahlen bei zwei weiteren Mutanten. Drei Fälle der südafrikanischen Variante liegen vor; davon ist noch eine aktiv. Auch von der gleichfalls bedrohlichen brasilianischen Variante wurden drei Fälle gemeldet; keine ist mehr aktiv.

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Zum Glück. Denn in den Kliniken spitzt sich die Situation zu. Nach Angaben der Intensivmediziner-Vereinigung DIVI sind in Bochum nur noch 15 der 168 Intensivbetten frei. Binnen 24 Stunden stieg die Zahl der stationären Covid-19-Patienten von 78 auf 81. Davon werden 31 intensivmedizinisch versorgt. 25 Erkrankte müssen künstlich beatmet werden: fünf mehr als am Montag.

Der Ruhrcongress wird noch mehrere Monate als Bochumer Impfzentrum dienen, vermutet die Kassenärztliche Vereinigung.
Der Ruhrcongress wird noch mehrere Monate als Bochumer Impfzentrum dienen, vermutet die Kassenärztliche Vereinigung. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Hausärzte rufen nach Freigabe der Impf-Rangfolge

Bei einer abermals gestiegenen Sieben-Tage-Inzidenz von 180,9 (Vortag 178,8) wird der Ruf der Hausärzte nach einer Abschaffung der Impf-Rangfolge lauter. „Eine schnellstmögliche Aufhebung ist wichtig, um die Menschen schneller durchzuimpfen“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).

Spätestens im Juni soll es soweit sein. Bis dahin hoffen die niedergelassenen Ärzte auf deutlich mehr Impfstoff. Seit Anfang April wurden in den Bochumer Praxen insgesamt 12.157 Impfungen vorgenommen. 7600 Dosen müssen in dieser Woche auf 180 Haus- und 50 Fachärzte aufgeteilt werden. Für die kommende Woche sei eine erneute Aufstockung angekündigt, so Kampe. Dann, anders als in dieser Woche, neben Biontech auch mit größeren Mengen Astrazeneca.

Ü-70-Senioren favorisieren die Arztpraxis

Trotz der Mangelwirtschaft in den Praxen beobachtet die KVWL auch in Bochum, dass sich zahlreiche Über-70-Jährige lieber bei ihrem Hausarzt als im Impfzentrum spritzen lassen wollen. Die Auslastung in dieser Altersgruppe (in Bochum 32.200 Senioren), die derzeit an der Reihe ist, sei im Ruhrcongress geringer als erwartet, bestätigt der Leiter Björn Sperber. Jedem sei freigestellt, wo er geimpft werden will. „Wir bitten allerdings darum, bereits vergebene Termine bei uns rechtzeitig abzusagen.“

Über 40.000 Bürger würden profitieren

In Bochum würden aktuell mehr als 40.000 Menschen von den Erleichterungen profitieren, die die Politik für Corona-Geimpfte und -Genesene aktuell vorsieht.

Seit Dezember 2020 wurden 29.013 Bochumerinnen und Bochumer doppelt geimpft. Das entspricht einer Impfquote von 7,81 Prozent.

Weitere 12.893 Bürger gelten als genesen und damit zumindest vorerst als immun.

Das Impfzentrum mit seinen täglich 1800 bis 2000 Impflingen lasse die Ü-70-Lücken nicht ungenutzt, berichtet Björn Sperber. Kurzfristig werden auch Termine für schwerst chronisch Erkrankte vergeben, die derzeit regulär nur bei niedergelassenen Ärzten geimpft werden können. Erst ab Freitag (30.) sind Termine für diese Gruppe offiziell auch für das Impfzentrum möglich.

Impfzentrum bleibt mindestens bis Sommer

Wie lange der Ruhrcongress bei massiv steigendem Impftempo noch als Impfzentrum in Betrieb sein wird, lässt KVWL-Bezirkschef Kampe offen. „Bis zum Sommer in jedem Fall“, so der Hausarzt – allein, um den wochenlangen „riesigen Rückstau“ aufzulösen, der bei einer Freigabe entstehen würde.

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