Bochum-Innenstadt. Bienenzüchten liegt im Trend: Immer mehr Bochumer entdecken das Hobby für sich. Imker Andreas Schmidt gibt Tipps für den Einstieg für Anfänger.
Es summt im Garten der katholischen Familienbildungsstätte. Kein Wunder: Zehntausende Honigbienen sind hier fleißig zugange. Waben putzen, Bienenlarven füttern, Wächterdienst, Honig zubereiten oder Pollen und Nektar sammeln – die Arbeiterinnen haben allerhand zu tun. „Ich finde es faszinierend, wie ein Bienenstaat aufgebaut ist. Mit dem Aussenden von Duftstoffen hält die Königin alles zusammen“, sagt Imker Andreas Schmidt.
Drei seiner insgesamt sechs Völker haben am Bergbaumuseum bei der katholischen Familienbildungsstätte ein Zuhause gefunden.Die wiederum freut sich über den Zuwachs: „Wir nutzen die Bienen als Anlass für Vorträge und Veranstaltungen und wollen bald um sie herum einen Naturgarten errichten“, sagt Einrichtungsleiterin Claudia Friedrichs. Auch in der Coronakrise boomt die Hobby-Imkerei. „Imkern liegt seit Jahren im Trend, jetzt gab es wohl noch mal mehr Zulauf“, sagt Schmidt, der selbst seit sechs Jahren imkert.
50.000 Bienen pro Volk
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Wer jedoch meint, mit dem Aufstellen einer Bienenbeute im Garten sei die halbe Miete für den Bienenzucht-Start getan, der irrt. Vorab muss einiges geklärt werden: „Man braucht zunächst einen geeigneten Standplatz und auch genug Stauraum für das Material wie etwa Bienenbesen, Honigschleuder und Schleier“, sagt Schmidt, der durch sein Hobby der Natur näherkommen wollte. „Wenn man Kinder hat, sollten sie keine Allergie und ein gewisses Alter haben“, ergänzt Schmidt. Auch mit seinen Nachbarn sollte man sich abgesprochen haben. Denn die Bienen – bis zu 50.000 zählt ein Volk – kennen keine Gartenbegrenzungen.
„Es ist auch wichtig, den Bienen jederzeit ein Blühangebot zu schaffen“, sagt Schmidt. Zwar seien Honigbienen nicht besonders wählerisch – bedienten sich beispielsweise auch bei Efeu, Ahorn, Kirsche und anderem Gehölz, anders aber die Wildbienen: Sie sind deutlich wählerischer. Ihnen gefallen zum Beispiel Glockenblumen, Schnittlauch-Blüten, Löwenzahn und Tausendgüldenkraut.
An Wildbienen denken
„Man sollte vom Standpunkt der Wildbiene aus denken, dann tut man allen Bienen etwas Gutes“, sagt Schmidt daher. Ebenfalls müsse man genug Zeit für sein Hobby einplanen: Wenn den Bienen langweilig wird – Futtervorräte und Brut also voll sind – schwärmen sie aus. „Sie nehmen Honig als Futtervorrat mit und man verliert ein halbes Volk“, sagt Schmidt.
Ruhrstadt-Imker
Die Ruhrstadt-Imker aus Bochum sind einer der größten Imkervereine im Ruhrgebiet. Sie zählen etwa 340 Mitglieder.
Der Verein bietet zum Beispiel Veranstaltungen zum praktischen Lernen am Volk mit erfahrenen Imkern, Imkertreffs und Honig-Schleuderpartys.
Es gibt einen kostenlosen Mail-Newsletter – auch für Nicht-Mitglieder. Weitere Informationen finden sich unter: www.ruhrstadt-imker.de
Deshalb müsse man das Volk regelmäßig schröpfen, um neue Ableger zu bilden. Ganz kostengünstig ist die Hobby-Imkerei allerdings nicht: Mehrere Hundert Euro muss man einplanen. Einen Ableger gibt es schon für um die 100 Euro, eine Bienenbeute schlägt mit 300 Euro zu buche, weiteres Material kommt hinzu. „Am besten fängt man auch direkt mit zwei Völkern an“, meint Schmidt. Ist der Entschluss aber gefasst, rät er: „Auf jeden Fall einen Kurs machen. Imkerverbände bieten sie an.“
Bienendichte in Bochum fast erreicht
Über ein ganzes Jahr könne man an Wochenenden so alles über Auswinterung, Honigernte, Zufütterung und Brutraumaufstockung lernen. „Für die Honigernte braucht man sogar noch einen Extraschein“, informiert Schmidt. Zweimal im Jahr kann die Ernte erfolgen – gut 20 Kilogramm, also 40 Gläser, wirft eine Tracht ab. „Man sollte mit einem sogenannten Ableger, also einem Jungvolk anfangen, und nicht mit einem fertigen Wirtschaftsvolk. Dann kann man das Volk in seiner Entwicklung verfolgen“, rät Schmidt, der jährlich zehn Bienenstiche bekommt. „Die sind für mich mittlerweile wie Mückenstiche“, sagt er und lacht.
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Den Hype um die Imkerei sieht er allerdings nicht ganz unkritisch: „Ich vermute, dass die Bienendichte in Bochum schon erreicht ist. Das schafft Konkurrenz unter den Völkern und erhöht auch den Druck auf die Wildbienen“, erklärt er. Zum Überzeugen der Nachbarschaft verrät er trotzdem einen Trick: „Mit Honig bestechen“, sagt Schmidt. Er selbst genießt ihn übrigens am liebsten beim Samstagsfrühstück auf einem Mohnbrötchen. „Das zelebriere ich dann richtig“, so der Imker.