Bochum. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge: Beim Blick in den Garten wird dem Ehepaar warm ums Herz. Während Corona merkten sie, wie schön es zu Hause ist.
So richtig mag der Sommer in diesem Jahr nicht auf Touren kommen, doch beim Blick aus ihrem Fenster wird Marlies Kerger trotzdem ganz warm ums Herz: „Dies ist die schönste Zeit des Jahres“, sagt sie. „Alles blüht, einfach herrlich.“ Gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Heinz wohnt sie seit 18 Jahren in Altenbochum. Die Pflege des eigenen Gartens vor und hinter dem Haus ist dabei zu ihrem liebsten Hobby geworden. „Klar, braucht das viel Pflege“, meint sie. „Aber wenn es hier summt und brummt, da habe ich richtig Spaß dran.“
Zahlreiche Insekten haben Kergers kleines Paradies in den letzten Wochen für sich entdeckt: Bienen, Hummeln und Schmetterlinge tummeln sich hier. Der Flieder vor dem Haus, der in vielen Gärten gerade eine Renaissance erlebt, steht auch bei den Kergers in voller Blüte und bietet den kleinen Tieren ein geradezu ideales Terrain. Und wenn eine Hummel mal erschöpft auf dem Boden liegt, dann leistet Marlies Kerger erste Hilfe: „Ich habe ihr einen kleinen Löffel mit etwas Honig hingestellt. Diesen Tipp habe ich in der WAZ gefunden und er funktioniert super“, erzählt sie. „Kurz danach war die Hummel wieder bei Kräften und flog davon. Das war spannender als Fernsehen!“
Ehepaar aus Altenbochum macht es sich im eigenen Garten gemütlich
Unweit der großen Vonovia-Zentrale haben die Kergers seit 2002 ihren „Altersruhesitz“ gefunden, wie beide es nennen. Karl-Heinz Kerger wuchs in Wiemelhausen in der Nähe des schon lange abgerissenen Hauses Seier auf. Von 1962 bis 2000 war er eingeschworener Opelaner, avancierte sogar zum Betriebsleiter der Werkslogistik des ehemaligen Opel-Werks 1 am Sheffield-Ring.
„Das war eine schöne Zeit“, erinnert er sich und zeigt nicht ohne Stolz einen älteren Ausschnitt aus der WAZ, der ihn bei einer Jubilarehrung 1988 in der Ruhrlandhalle neben Stargast Rex Gildo zeigt. „Die Rede, die ich damals hielt, muss wohl Eindruck gemacht haben, denn danach wurde ich befördert“, sagt er schmunzelnd. Viel gibt es zu erzählen aus seiner Zeit bei Opel: Sogar soviel, dass der bald 80-Jährige derzeit jede freie Minute mit dem Verfassen seiner Memoiren verbringt. 14 Kapitel auf rund 300 Seiten sollen es am Ende werden.
Eichhörnchen werden richtig zutraulich
Seine Frau widmet sich derweil mit ganzem Herz der Pflege des Gartens. 28 Jahre lang lebte das Ehepaar, das zwei erwachsene Töchter hat, an der Hülsbergstraße in Stiepel. Dort hatte ihre Wohnung einen großen Balkon, dessen Blumenkästen sie bereits mit viel Liebe in Schuss hielt. Ihre neue Wohnung bietet jetzt ganz andere Möglichkeiten: Allein an dem Vorgarten mit dem schön geschnittenen Rasen, auf dem eine lebensgroße Schaf-Figur mit zwei kleinen Lämmern grast, haben die Nachbarn und die Kinder der Kita nebenan ihre helle Freude. „Die sind ganz begeistert, wenn sie das sehen, und das freut mich dann auch“, sagt Marlies Kerger.
Im eigenen Garten wächst ein hoher Nussbaum, der von überraschend zutraulichen Eichhörnchen bevölkert wird. „Die kommen manchmal bis vor die Terrassentür“, sagt sie erstaunt. Mitten zwischen Flieder, Lavendel, Stauden und dem eigenen Kräutergarten haben es sich die Kergers gemütlich eingerichtet. Ihre Reise nach Fuerteventura mussten sie wegen Corona zwar verschieben: „Aber hier zu Hause ist es auch sehr schön.“
Info: Imker freuen sich über die neue Lust an der Gärtnerei
Viele Menschen haben während der Corona-Krise die Lust an der Gärtnerei wiederentdeckt und bringen ihren Garten und den Balkon in Schwung. Diesen Trend bemerken auch die Imker: „In der Stadt sind die Bienen momentan besser versorgt als auf dem Land, denn hier blüht ständig was“, sagt Jens Busch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Ruhrstadt-Imker.
Wer etwa Lavendel, Efeu, Astern und offen blühende Pflanzen wie Kartoffelrosen daheim einpflanzt, tut den Bienen und damit der Natur etwas Gutes: „Das merkt man als Imker nicht zwingend am Ertrag. Aber man merkt, dass die Bienen das ganze Jahr über besser versorgt sind und schon früh im Jahr Pollen finden.“
Dem Verein Ruhrstadt-Imker gehören rund 300 Imker aus dem ganze Ruhrgebiet an. Alle Infos und Aktivitäten: www.ruhrstadt-imker.de