Bochum. Die „Querdenker“ in Bochum sind am 1. Mai vors Amtsgericht gezogen. Dort legten sie Rosen und Kerzen nieder: „Zum Gedenken an den Rechtsstaat.“
Die Bewegung „Querdenken 234-Bochum“ ist am 1. Mai zum Justizzentrum Bochum marschiert und hat dort weiße Rosen und Grablichter auf die Stufen vor dem Eingang niedergelegt. „Zum Gedenken an den Rechtsstaat und deren mutige Verteidiger im Amtsgericht Weimar“, stand zwischen den Blumen und Kerzen auf Papiertafeln.
Hintergrund ist ein vor wenigen Tagen eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Rechtsbeugung gegen einen Weimarer Familienrichter, weil er zu Unrecht eine Maskenpflicht und andere Schutzmaßnahmen an zwei Schulen ausgesetzt haben soll.
Nord- und Ostring in Bochum wurden zeitweise gesperrt
Die Demo der Bochumer „Querdenker“ richtet sich gegen die Coronaschutz-Maßnahmen der Regierung und gegen die Überwachung von Teilen der Bewegung durch den Verfassungsschutz und wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Nach einer Auftaktveranstaltung auf dem Dr.-Ruer-Platz marschierten rund 100 Teilnehmer – flankiert von mindestens zwölf Mannschaftswagen der Polizei – über den Schwanenmarkt und Ostring zum Justizzentrum. Fahrbahnen mussten komplett gesperrt werden.
Vor dem Justizzentrum appellierten die „Querdenker“ an die Bochumer Amtsrichter, sich mit ihrem Weimarer Kollegen solidarisch zu zeigen.
Gegen die Kundgebung vor dem Gericht protestierten rund 15 Gegner. „1. Mai – Nazi-frei!“ skandierten sie. Und ebenfalls im Rhythmus: „Wir finden euch alle!“
„Querdenker“ in Bochum verweisen auf den Schauspieler Jan Josef Liefers
Zuvor hatten die „Querdenker“ auf dem Dr.-Ruer-Platz – einige wenige trugen dort keine Masken – Schautafeln hochgehalten: „Die Wahrheit lässt dir die Wahl, die Lüge will dich zwingen.“ Ein Redner sprach von einem „neuartigen Faschismus“ durch die Corona-Maßnahmen. Ein anderer: „Was die Rassengesetze nicht schafften, wird der Impfpass auch nicht schaffen!“
Auch der Schauspieler Jan Josef Liefers wurde von einem „Querdenker“-Redner wegen seines umstrittenen Corona-Videos („Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht“) mit Beifall zitiert.
Die FDP Bochum begrüßt, dass „Querdenker“ vom Verfassungsschutz bundesweit beobachtet werden. Ratsmitglied Felix Haltt: „Bei der Bochumer Gruppe kann man auch Radikalisierungstendenzen erkennen.“
Weitere drei Demos in der Bochumer Innenstadt
Zudem gab es am 1. Mai laut Polizei drei weitere Demos in der Bochumer Innenstadt mit Bezug zum 1. Mai: rund 60 Teilnehmer bei der „Betriebsratsliste Offensiv bei Opel Bochum“, rund 180 Teilnehmer beim „Bündnis 1. Mai Solidarisch“ sowie rund 30 Teilnehmer bei der MLPD Bochum.