Bochum. Bochum Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) zeigte sich um 1. Mai besorgt um die Gesellschaft. Die Solidarität schwinde, sagte er beim DGB.

In einer energischen freien Rede bei einer digitalen DGB-Veranstaltung zum 1. Mai in Bochum hat Oberbürgmeister Thomas Eiskirch (SPD) seine Sorgen um den Zusammenhalt der Gesellschaft geäußert und zu Solidarität in der Coronakrise aufgerufen.

„Das Wir-Gefühl ist immer noch da, aber gleichzeitig fahren immer mehr Menschen die Ellbogen aus und denken zuerst an sich. Ich mache mir Sorgen um unsere Gesellschaft. Die Solidarität schwindet, sie schwindet, weil wir abstumpfen“, sagte Eiskirch.

Eiskirch: „Viele können es nicht mehr aushalten, dass wir uns nicht mehr treffen dürfen“

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Viele könnten es „nicht mehr aushalten, „dass der Lockdown weiter verlängert wird, dass wir uns nicht treffen dürfen, dass wir kein Bier mehr in der Kneipe trinken können, dass die Gastronomie, die Kulturbetriebe, die Geschäfte, Sportstätten geschlossen sind, das tägliche Leben nicht richtig zu leben ist. Viele können es nicht mehr aushalten, dass wir uns hilflos fühlen und daran nichts ändern können“.

„Die Existenzängste sind gewachsen“

Gerade in der ersten Hälfte der Pandemie sei das Gefühl von Zusammenhalt stark ausgeprägt gewesen. „Das Wir stand im Vordergrund. Aber seither sind die Existenzängste gewachsen“: Bei Selbstständigen, in der Kulturbranche, in der Gastronomie und anderen Bereichen. In Betrieben, die wegen Corona weniger Umsatz machen, bei Azubis, die nicht wissen, ob sie übernommen werden. Oder bei Jugendlichen, die es in der Krise viel schwerer haben, einen guten Ausbildungsplatz zu finden.

„Mehr als eine Million Jobs sind durch Corona bundesweit bereits verloren gegangen. Und das Geld wird immer knapper bei all denjenigen, die nicht in sicheren Jobs sind, die in Kurzarbeit sind oder jetzt von Arbeitslosengeld leben müssen.“

„Das System der Mitbestimmung ist stabil“

Eiskirch appellierte an alle, sich in den Betrieben gemeinsam gegen die Pandemie zu stemmen und solidarisch bei der Einhaltung von Regeln zu sein. „Wir stellen fest: In Betrieben, die Tarifverträge und Betriebsräte haben, läuft es besser mit dem Kurzarbeitergeld, besser mit der Einhaltung der AHA-Regeln.“

Erfreut zeigte er sich, dass trotz 14-monatiger Pandemie „das System der Mitbestimmung stabil“ sei.

Der DGB Bochum hatte wegen Corona bereits zum zweiten Mal auf eine 1. Mai-Veranstaltung unter freiem Himmel verzichtet und stattdessen zu einem digitalen „Küchentalk“ bei Youtube im Internet geladen. Daran nahmen unter anderen die örtliche DGB-Vorsitzende Bettina Gantenberg und Eva Kerkemeier von der IG Metall Ruhrgebiet Mitte teil, ebenso Esther Münch alias Waltraud Ehler.

Die Übertragung wurde in der Rotunde in Bochum aufgenommen („Rezepte zur Mitbestimmung“) und begann am Samstag nicht wie vom DGB angekündigt um 11 Uhr, sondern erst mit rund 45-minutiger Verspätung.