Bochum. Nach den Schüssen auf die Synagoge in Bochum schreibt Ruhrbischof Overbeck der Gemeinde. Die Polizei hat Hinweise zum Täter bekommen.

Nach den Schüssen auf die Synagoge in Bochum in der Nacht zum Montag hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck der Gemeinde in einem Brief seine Verbundenheit und seine Sorge angesichts der wachsenden Bedrohung jüdischer Einrichtungen in Deutschland übermittelt. „Jeder Angriff auf jüdische Einrichtungen verdeutlicht, unter welchen Herausforderungen jüdisches Leben in Deutschland mittlerweile wieder steht“, schreibt Overbeck an den Vorstandsvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Grigory Rabinovich.M

Polizei hat weitere Stahlkugeln gefunden

Unterdessen hat es aus der Bevölkerung Hinweise auf weitere Stahlkugeln und damit über den Weg den der Unbekannte durch das Stadtgebiet genommen hat, offenbar völlig unbemerkt und das während für ganz Bochum für diese Zeit eine Ausgangssperre gilt. Der Täter scheint demnach wahllos mit einer Luftdruckwaffe geschossen haben. Zwar ist der Besitz einer solchen Waffe nicht strafbar. Es ist jedoch nicht erlaubt, sie in der Öffentlichkeit mit sich zu führen und schon gar nicht, damit zu schießen.

Eine der im Bochumer Stadtgebiet gefundenen Stahlkugeln. Sie können, laut Polizei, lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen.   
Eine der im Bochumer Stadtgebiet gefundenen Stahlkugeln. Sie können, laut Polizei, lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen.    © Polizei

Wie die Polizei mitteilt, bog der Mann gegen Mitternacht von der Castroper Straße auf den Fußweg zum Planetarium ab, ging dann zu der in der Nähe gelegenen Synagoge und gab jeweils die Schüsse auf die beiden Gebäude ab. Anschließend begab sich der Tatverdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit über den Bochumer Stadtpark zur Klinikstraße.

Spur verliert sich an der Schmechtingwiese

Hier - in der Nähe des Tierparks - hat er vermutlich erneut mit seiner Waffe geschossen. Zumindest deutet eine auf dem Boden gefunden Stahlkugel darauf hin. Danach muss die Person in Richtung der „Schmechtingwiese“ gegangen sein, die nur mehrere hundert Meter von der Klinikstraße entfernt ist. Erneut hat der Mann mit der Waffe geschossen, jetzt auf einen geparkten Pkw. Wieder wurden die bereits beschriebenen Stahlkugeln, die einen Durchmesser von knapp zehn Millimeter haben, in der Nähe gefunden. Hier verliert sich die Spur des Schützen. Der Staatsschutz des Bochumer Polizeipräsidiums bittet unter den Rufnummern 0234/ 909-4505 und 0234/ 909-4441 (Kriminalwache) weiterhin um Zeugenhinweise.

Bischof Overbeck: Im Bistum kein Platz für Antisemitismus

Ausdrücklich unterstützt Overbeck die Forderung der jüdischen Gemeinde nach einer Verstärkung baulicher Sicherungsmaßnahmen für ihre Gebäude. „Auch wenn die Hintergründe dieser Tat noch nicht geklärt sind, ist sie Teil einer besorgniserregenden Entwicklung. Dem Erstarken des Rechtsextremismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft muss dringend Einhalt geboten werden“, schreibt der Bischof und betont: „Ich versichere Ihnen, dass im Bistum Essen kein Platz für Antisemitismus ist und ich stets mit allen Kräften dagegen vorgehen werde.“

Linke Sevim Dagdelen: Tat schnell aufklären

„Es macht mich fassungslos, dass es wieder zu Angriffen auf Synagogen kommt. Ich verurteile den Angriff auf die Bochumer Synagoge auf das Schärfste. Die Polizei muss jetzt mit Nachdruck den Täter und mögliche Mittäter ermitteln“, erklärt Sevim Dagdelen (MdB) von den Linken. „Es muss schnellstmöglich aufgeklärt werden, wie sich der Täter radikalisiert hat und in welchen Strukturen er aktiv war. Eine unpolitische Tat sind Schüsse auf eine Synagoge mit Sicherheit nicht. Auch der Schutz der Bochumer Synagoge muss überprüft und wenn nötig noch verstärkt werden.“ Auch sie setzt sich für bessere bauliche Sicherheitsmaßnahmen ein.

Der Kreisvorsitzende der CDU Bochum, Fabian Schütz, erklärt sich nun ebenfalls: „Ich bin absolut erschüttert – auch wenn der materielle Schaden nicht so groß ist, der politische und moralische Schaden ist umso größer. Eine schnelle und umfassende Aufklärung ist nun gefragt. Ich vertraue hier auf die Arbeit unserer Ermittlungsbehörden.“