Bochum. Nach den Schüssen mit Stahlkugeln auf Synagoge und Planetarium in Bochum, ist die jüdische Gemeinde besorgt. Was das Überwachungsvideo zeigt.

Die Angst ist zurück. „Wir sind hier alle sehr besorgt“, sagt Aleksander Chraga, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Bochum, am Tag nachdem auf die Synagoge und das benachbarte Planetarium mit kunststoffummantelten Stahlkugeln geschossen worden ist. Es wurden Fenster und eine Dachrinne getroffen und beschädigt. Nach Auskunft der Polizei laufen derzeit die Auswertungen der Bilder der Überwachungskameras. Auch wird versucht, die Pistole, bei der es sich nach ersten Erkenntnissen um eine Luft- oder Gasdruckwaffe handeln soll, genauer zu identifizieren. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

Person war mit Kapuzenpulli bekleidet

Der Mann, der keinen Mund-Nasen-Schutz trug, war mit einer grauen Hose sowie einer dunklen Kapuzenjacke bekleidet. Darunter trug er ein Oberteil mit einem Aufdruck, Adidas-Turnschuhe mit einer hellen Sohle sowie eine dunkle Baseballkappe mit einem hellen Schirm. Darüber hinaus hatte die Person einen schwarzen Rucksack sowie ein dunkelfarbige Bauchtasche dabei, so teilt die Polizei mit. Er soll sich nach den Schüssen in Richtung Planetarium und Castroper Straße entfernt haben. Die Polizei bittet weiterhin Zeugen, die um Mitternacht in diesem Bereich etwas Verdächtiges bemerkt haben, sich zu melden: 0234/909-4505 oder 0234/909-4441.

Das Spezialglas ist zersplittert. Deutlich zu erkennen ist das Einschussloch im linken Fenster.
Das Spezialglas ist zersplittert. Deutlich zu erkennen ist das Einschussloch im linken Fenster. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Nach Auskunft der Jüdischen Gemeinde kam es in letzter Zeit im Umfeld des Gemeindezentrums nicht zu besonderen Vorkommnissen. Zuletzt gab es nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019 auch vor der Bochumer Synagoge eine deutliche Ausweitung der Sicherheitsmaßnahmen. Die Polizei hatte schwer bewaffnete Polizisten dort positioniert.

Auch interessant

Solidaritätsdemo gegen Antisemitismus

Nach dem Metallkugel-Angriff in der Nacht zum Montag gab es am Montagabend in der Nähe der Synagoge eine Demonstration, die von einer Bochumer Antifa-Gruppe organisiert worden war. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 100 Personen an der Demo mit Kundgebung. Es wurde Transparente mit Aufschriften wie „Gegen jeden Antisemitismus“ gezeigt.

Parteien erklären sich solidarisch

Die Bochumer FDP nimmt ebenfalls zu dem Angriff Stellung und betont: „Wir verurteilen diese Attacke auf die Bochumer Synagoge. Sie ist ein Anschlag auf das jüdische Leben in unserer Stadt und damit auch ein Anschlag auf die Stadtgesellschaft und uns alle“, so Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. Die SPD ergänzt dazu: „Wir haben unsere Schlüsse aus diesem Vorfall gezogen.

Unabhängig von der Motivation, ist klar, dass wir die Synagoge und jüdisches Leben besser schützen müssen“, sagt der SPD-FraktionsvositzendeBurkart Jentsch. „Vor allem wurde die Tat mitten in der Nacht begangen und erst am Morgen hat man sie bemerkt. Eine Scheibe ging zu Bruch, offensichtlich ohne, dass Alarm ausgelöst wurde. Das Land muss die Sicherheitskonzepte dringend überprüfen und eine Anpassung finanzieren“, schließt der scheidende Parteivorsitzende Karsten Rudolph. Doie Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat sich ebenfalls solidarisch mit der jüdischen Gemeinde erklärt.