Bochum/Cala Millor. Endlich wieder Malle! Doch wie sieht ein Urlaub auf Mallorca in Coronazeiten aus? Zwei Bochumer Wohnungsinhaber erkennen ihre Insel kaum wieder.
21 Grad schon am Morgen, heiter, eine leichte Brise weht vom nahen Mittelmeer: Errol und Renate Faßbender genießen die ersten Tage ihrer Rückkehr. Mehr als ein halbes Jahr war das Ehepaar aus Bochum nicht mehr auf Mallorca. „Jetzt ist vieles anders, weit weg von der früheren Normalität“, sagt Errol Faßbender und konstatiert im Telefongespräch mit der WAZ: „Wir erleben die Insel völlig neu.“
2018 hatten sich die Faßbenders einen Lebenstraum erfüllt. Der ehemalige Opelaner (65) und seine Frau Renate (71) kauften sich eine Eigentumswohnung in Cala Millor, einem der beliebtesten Ferienorte an der Ostküste Mallorcas. 82 Quadratmeter umfasst ihr Platz an der Sonne. Vier Minuten sind’s zum Strand.
Mallorca in Coronazeiten: Negative PCR-Tests sind Pflicht
Mehrere Monate im Jahr verbrachten die Rentner auf den Balearen, lebten dort, wo im Vor-Corona-Jahr 2019 fünf Millionen Deutsche Urlaub machten – und wurden von der Pandemie kalt erwischt. „Im August 2020 waren wir zuletzt hier“, sagt Renate Faßbender. Kurz bevor ihre ihre zweite Heimat zum Risikogebiet mit anschließender Quarantäne deklariert wurde, ging’s zurück in die erste Heimat.
Mitte März hob das Auswärtige Amt seine Reisewarnung auf. Die Faßbenders warteten zunächst ab. Bei Sieben-Tage-Inzidenzen von konstant unter 50 auf Mallorca packten sie aber Mitte April die Koffer. Im Gepäck: zwei negative PCR-Tests. Die sind auch für Residenten Vorschrift.
Viele Hotels und Geschäfte sind noch geschlossen
„Regulär ist Cala Millor schon zu dieser frühen Jahreszeit trubelig und gut gebucht“, wissen die Bochumer. In diesen Tagen erkennen sie ihren Sehnsuchtsort kaum wieder. „Die meisten Hotels sind noch geschlossen, vielfach werden sie renoviert. Es sind nur wenige Touristen hier“, berichtet Errol Faßbender. Weite Teile des Strandes seien menschenleer; Liegen und Schirmen seien entweder gar nicht oder nur in kleinen Parzellen aufgestellt.
Klassische Ferienstimmung kommt auch abseits der Playa nicht auf. Bis auf den Strand herrscht überall Maskenpflicht. „Es sind nur wenige Geschäfte geöffnet: meistens Lebensmittelläden. Für alle anderen lohnt es sich nicht“, schildern die Faßbenders. Die Gastronomie muss um 17 Uhr schließen. Zapfenstreich. Von 23 bis 6 Uhr gilt – wie seit dem vergangenen Wochenende auch in deutschen Städten und Kreisen über einer Inzidenz von 100 – eine Ausgangssperre. „Am Abend ist der Ort wie ausgestorben.“ Wohl dem, der sich als Selbstversorger dann in seine eigenen vier Wände zurückziehen kann.
Mallorquiner eint ein großes Ziel
Endlich wieder Malle? „Wer als Urlauber kommt, muss sich auf ein anderes Mallorca gefasst machen“, sagt Errol Faßbender. Nix mit Partys unter Palmen. Dafür seien nun lange und einsame Strandspaziergänge ebenso problemlos möglich wie Insel-Ausflüge oder Radtouren auf den vergleichsweise gering frequentierten Straßen. Erholungswert: „Top. Denn wunderschön“, betont der Ex-Opelaner, „ist Mallorca mit oder ohne Corona.“
Gourmet-Touren wurden jäh gestoppt
Vor Corona hatte Errol Faßbender auf Mallorca eine Geschäftsidee erfolgreich an den Start gebracht. Für deutsche Touristen und Firmen organisierte und begleitete er Gourmet-Touren mit ausgesuchten Restaurants.
Die Pandemie hat die Ausflüge jäh gestoppt. „Ich hoffe, sie noch in diesem Jahr fortsetzen zu können“, sagt der 65-Jährige.
So bleibt in Cala Millor Zeit für eine seiner Lieblingsbeschäftigungen: das Lesen der WAZ, „vor allem des Bochumer Lokalteils“, per täglich aktuellem E-Paper.
Als „bewundernswert“ empfinden die Bochumer das Verhalten der allermeisten Mallorquiner. Zar flattern an einigen heruntergelassenen Ladengittern Transparente mit der warnenden Aufschrift „SOS Turismo“. „Man hört hier aber kaum Klagen der Bürger oder Geschäftsleute. Alle wissen, dass die strengen Maßnahmen notwendig sind, um ab Mai/Juni die Hauptsaison zu retten.“
Dabei ist der Deutschen Lieblingsinsel auf einem guten Weg. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 29. In Bochum ist der Wert fast sechsmal höher.