Bochum. SPD und Grüne im Bezirk Bochum-Mitte fordern betreuten Treffpunkt für Alkoholabhängige. Auch FDP-Ratsfraktion sagt: Stadt muss handeln

Seit Jahren gilt der Hinterausgang des Hauptbahnhofs am Buddenbergplatz als Treffpunkt der Obdachlosen- und Trinkerszene. Das Problem, so haben Bochumer Politiker beobachtet, habe sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder verstärkt. Die Koalition von SPD/Grünen im Bezirk Mitte fordert die Verwaltung zum Handeln auf.

SPD-Fraktionschef Holger Schneider war im letzten Monat vor Ort: "Da bilden sich zumeist drei Gruppen, die sich teils direkt am Ausgang, wo es etwas wärmer ist, aufhalten, aber auch auf dem Treppenaufgang am Buddenbergplatz."

Unter der Bochumer Eisenbahnbrücke

Ein Teil der Szene hat sich zudem verlagert: In jüngster Zeit sitzen einige der Obdachlosen unter der Eisenbahnbrücke an der Einmündung Universitätsstraße, teilweise schlagen sie dort abends ihr Lager mit Matratzen auf.

Bochumer Bahnhofsbereich wird als Konsumort genutzt

Weil eine Sozialarbeiterin in der Partei das Problem bestätigte, machen SPD und Grüne in der nächsten Sitzung des Bezirks Mitte am Donnerstag (21.) folgende Anregung: Im Bereich des Bahnhofausgangs Richtung Buddenbergplatz sollen zentrale Treffpunkte mit fachlicher Begleitung geschaffen, und die Betroffenen in die Planung mit einbezogen werden.

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Begründung: Viele obdachlose Suchtmittelabhängige treffen sich trotz verstärkter Polizeieinsätze immer wieder am Hinterausgang des Hauptbahnhofes. Als Konsumort werde dieser Ort von der Personengruppe ebenfalls genutzt. "Im Gespräch mit der Polizei wurde deutlich, dass mehr Treffpunkte für Alkoholabhängige und Obdachlose durch die Stadt Bochum bereitgestellt werden müssten."

Chance größer, dass Angebot angenommen wird

Da externe Treffpunkte nicht vorhanden seien, werde von abhängigen und obdachlosen
Menschen immer wieder der Ausgang des Hauptbahnhofs genutzt. Schneider: "Die Stadt soll tätig werden. Doch um eine Akzeptanz neuer Angebote zu erreichen, müssten die Betroffenen mit ins Boot geholt werden. Nur dann sind die Chancen größer, dass bereitgestellte Räume im näheren Umfeld auch angenommen werden."

Zudem sei eine fachliche Begleitung, etwa durch Streetworker, nötig. "Wir wollen diesen neuen Weg gehen, um für alle Seiten die Situation zu verbessern, also auch für Passanten, die ein Unwohlsein verspüren, wenn sie gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit den Bahnhof durchqueren."

Trinkerraum nach Dortmunder Vorbild

Die FDP-Ratsfraktion stößt ins gleiche Horn. Sie fordert die Bereitstellung eines Trinkerraums und begrüßt den rot-grünen Vorstoß im Bezirk. "Einen ähnlichen Ansatz haben wir im Herbst 2019 verfolgt, als wir einen Trinkerraum nach Dortmunder Vorbild gefordert haben“, so Luisa-Maximiliane Pischel, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Ratsfraktion Bochum.

„Dort dürften mitgebrachte leichte Alkoholika getrunken werden. Andere Drogen hingegen sind streng verboten. Wasser und andere nicht-alkoholische Getränke können zu einem niedrigen Preis erworben worden. Hinter der Theke finden die Menschen Sozialarbeiter, denen sie sich anvertrauen können und die weitergehende Hilfen vermittelt können.“

Ziel darf keine räumliche Verdrängung sein

Ziel von neuen Maßnahmen dürfe jedenfalls keine schlichte Verdrängung sein, weil den Betroffenen damit nicht geholfen werde und dadurch Probleme nur an andere Orte verlagert würden, so Pischel. Vielmehr müssten niedrigschwellige Hilfen angeboten werden, um einen Ausweg aus schwierigen Lebenssituationen zu finden. Gerade im Winter oder bei Regen reichten zudem die Möglichkeiten, sich tagsüber an einem geschützten Ort aufzuhalten, offenbar nicht aus.

Ordnungsdienste führen Kontrollen durch

Die Stadt Bochum weist darauf hin, dass die Klientel schon jetzt nicht allein gelassen werde. Sprecher Peter van Dyk: "Der Ordnungsdienst führt regelmäßig Kontrollen durch, hält Kontakt und weist auf die vorhandenen Hilfsangebote von Diakonie und Fliednerhaus hin. Auch ein Arzt begleitet sie."

Er bestätigt, dass die Ordnungsdienste die Treffs unter der Eisenbahnbrücke an der Unistraße kennen; auch dort werde kontrolliert.

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